Ein heißes Hobby : Wo die Funken und das Künstlerherz fliegen lernen
Uchtelfangen Jeweils im Frühling und Herbst öffnet Norbert Zewe in Uchtelfangen seine Kreativ-Werkstatt für einen besonderen Workshop. Es geht ums Schweißen und die Kunst. Die SZ war dabei.
„Aua“, die Autorin dieser Zeilen hat getan, was man ausdrücklich nicht machen darf: ohne Handschuhe an ein Metallstück greifen, an dem eben noch eine Schweißnaht angebracht wurde. Das Resultat ist ein Brandzeichen quer über den Daumen, das noch lange daran erinnert, wie es „Vom Altmetall zur Kunst“ ging. So nämlich der ziemlich anspruchsvolle Titel der Veranstaltung die in der Uchtelfanger Kreativ-Werkstatt im Gewerbegebiet mehrmals im Jahr angeboten wird. Diesmal wurde der Workshop von der VHS Merchweiler ausgeschrieben als Teil des Fachbereichs „Politik, Gesellschaft, Umwelt“. Maximal sechs Leute können teilnehmen am „Schweißkurs“, wie er landläufig und das Thema treffender heißt.
Denn Kreativ-Werkstatt-Inhaber Norbert Zewe und seine rechte Hand Klaus Zaremba legen Wert darauf, dass alle Teilnehmer auch wirklich an die Geräte kommen und nicht nur zugucken und zuhören dürfen. Ziel der Veranstaltung ist, die Schweiß-Neulinge so anzuleiten, dass die nach sechs Stunden, unterbrochen von einem leckereren Mittagessen aus der Küche von Klaus Zaremba, ein selbst zusammengeschweißtes Werkstücke mit nach Hause nehmen können. „Kunst“ mag das auf Anhieb nicht unbedingt sein. Es sei denn, man ordnet einen rostigen Schraubenschlüssel, der unter Zuhilfenahme von Klein-Schrott, Kreativität und großer Hitze zum Dackel mutiert unter „Kunst“ ein. Eher geht es um Kurioses, Dekoratives, Ungewöhnliches.
Aber vor die Herstellung der „Kunst“ haben die Fachleute als erste Maßnahme die Theorie zum Arbeitsschutz („die Kunstfaser-Weste geht gar nicht und die Handschuhe mit Gummibeschichtung auch nicht“) gelegt. Denn Schweißen ist eine Tätigkeit, die großer Um- und Vorsicht bedarf, soll der Spaß nicht mit verblitzten Augen („unbedingt immer einen guten Schutzhelm tragen, eine Schutzbrille genügt nicht“) und verbrannten Körperteilen enden. Klar, dass dann auch die Schnurre vom Schweißer kommt, dem ein glühendes Bröckchen hinter die Latzhose flog und seinen Weg in Richtung Männlichkeit fand. Die teilnehmenden Herren hören’s mit Grausen.
Die beiden Anleiter führen mit großer Sachkenntnis, aber ohne allzu viel Fach-Chinesich in die Welt des Schneidens und Schweißens ein. Ob Elektro-Schweißen mit der Elektrode, Schutzgas-Schweißen oder Gasschweißen, die Teilnehmer bekommen die Geräte in die Hand, verzweifeln an der ersten Naht, kommen aber dann alle irgendwie zurecht. Auf Anfänger-Niveau, aber es reicht, um nachher unter heftiger Hilfe von Zewe und Zaremba aus mitgebrachtem oder von der Werkstatt zur Verfügung gestelltem Schrott ein Etwas zusammenzubasteln. Klar, so ein Schweißkurs ersetzt keine Ausbildung, macht aber Lust und Mut, sich intensiver mit dem anspruchsvollen Handwerk zu beschäftigen. Stefan Zwiener fertigt aus scharf gezahnten Scheiben einen Igel, Rainer Schmidt, der längst kein Schweiß-Anfänger mehr ist, aber die Tipps der beiden Routiniers in Uchtelfangen schätzt, baut sein Phantasie-Tier nach einem mitgebrachten, selbst gezeichneten Plan. Die Atmosphäre in der Kreativ-Werkstatt, in der regelmäßig auch Ausstellung echter Künstler stattfinden, ist anregend, die Möglichkeit, so viele Techniken und Werkzeuge auszuprobieren findet sich für Laien selten.
Für den Unternehmer im Ruhestand Norbert Zewe und den Ex-Messtechniker Klaus Zaremba ist es immer ein großer Spaß, ihr Wissen weiterzugeben. Bei Zewe liegt die Lust an Kunst und Musik in der Familie. Tochter Annette ist Graphikerin und Illustratorin und frei schaffende Künstlerin, Ehefrau Elisabeth, die aus der Illinger Musiker-Familie Weidemann stammt, ist ebenso eine Kreative. Was man auch der leckeren Torte anmerkt, die zum Kurs-Ende kredenzt wird. Und für Foto nimmt Nobert Zewe dann seine Gitarre zur Hand. Das Teil ist von ihm höchstpersönlich zusammengeschweißt worden und ist sogar bespielbar. Und da ist dann der Begriff „Kunst“ wieder sehr passend. Apropos Kunst: In der Kreativ-Werkstatt finden auch Ausstellungen statt, es gibt dort immer was zu sehen.