Puppen ziehen um

Uchtelfangen · Fotograf und Künstler Andreas Engel hat zusammen mit Ralf Anschütz eine neue Galerie in einer Druckerei in Uchtelfangen eröffnet. Sie mieteten nun den Leerstand in der Hirtenbergstraße.

 Andreas Engel (r.) unterhielt sich mit Ralf Anschütz (l.) und den Besuchern, hier im Bild Bürgermeister Armin König, über seine Werke. Foto: Anika Meyer

Andreas Engel (r.) unterhielt sich mit Ralf Anschütz (l.) und den Besuchern, hier im Bild Bürgermeister Armin König, über seine Werke. Foto: Anika Meyer

Foto: Anika Meyer

Aus dem ehemaligen Lebensmittelladen in Mangelhausen hatten sie ausziehen müssen, dort kam ein Museum für saarländische Brauereikultur rein. Jetzt haben die Puppen des Fotografen und Künstlers Andreas Engel in einer Druckerei in Uchtelfangen eine neue Bleibe gefunden. Genau genommen haben Engel und Ralf Anschütz, der für seinen Dienstleistungsbetrieb für Grafik, Layout und Druck auf der Suche nach größeren Räumlichkeiten gewesen war, den Leerstand in der Hirtenbergstraße angemietet.

Die Fotos der Puppen sowie das große Kreuz mit den daran befestigen Originalen gab es dann auch bei der Eröffnung der Galerie am Freitagabend zu sehen, außerdem etwas neues: Ein Holzpferd, in das rund 100 Puppen hineingestopft sind. "Enge, Zwänge", assoziiert Engel. "Das ist schon dramatisch, wie sie da so eng sitzen." Das Holzpferd ist aus den Überresten eines weggeworfenen Bocks entstanden, auch die Puppen selbst stammen vom Schuttplatz, Sperrmüll oder Flohmarkt. Größtenteils zumindest. Die zwei winzigen Puppen , die die Augen des Pferdes bilden, stammen aus einer Anti-Abtreibungskampagne, die vor einiger Zeit Plastik-Embryonen an alle Haushalte verschickt hat. "Im Schrank gefunden", erinnerte sich Engel. Neu sind auch eine bemalte Schreibmaschine und fünf großformatige Bilder alter Gegenstände, gedruckt bei Ralf Anschütz. Die Fotos zeigen einzelne Motive wie eine verdreckte Kassette, einen luftleeren Luftballon oder ein Kreuz aus ausgedrückten Orangenhälften.

Mit den Besuchern plauderte Engel locker über seine Arbeiten, doch was Hintergrund oder Aussagewert angeht, hielt er sich bedeckt. Da zitierte er lieber aus Brechts "Der gute Mensch von Sezuan": "Wir stehen selbst enttäuscht und seh'n betroffen. Den Vorhang zu und alle Fragen offen."

Über die offenen Fragen kann Anschütz ab jetzt jeden Morgen beim Betreten seines Arbeitsplatzes nachdenken. "Es ist schön, die Sachen hier zu haben. Es passt einfach", sagte er. In seinem Betrieb nehmen beispielsweise der bekannte Saarbrücker Bergmannskalender Monografien regionaler Autoren gedruckte Gestalt an. "Ich mache auch Flyer und so, aber Bücher sind mir lieber. Die haben Bestand, das macht mehr Spaß."

In der Galerie sollen zukünftig auch die Arbeiten anderer Künstler zu sehen sein. Einen vielversprechenden Vorgeschmack gibt ein Triptychon des 1987 verstorbenen Helmut Wanschap, der, in Berlin geboren, später in der Pfalz seine Heimat fand. Ein schneller, fast getrieben wirkender Pinselstrich und eine packende Expressivität zeichnen die drei religiösen Szenen aus, die irgendwo zwischen Verdammnis und Hoffnung angesiedelt zu sein scheinen.

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