Alpakas auf der Hühnerfarm Mabel und Lady de Winter halten den Fuchs auf Distanz

Wustweiler · Matthias Spreitzer, Landwirt aus Passion, schützt seine Hühner im Illinger Ortsteil Wustweiler mit ungewöhnlichen Methoden vor dem ungeliebten Eindringling.

  Matthias Spreitzer und seine Lebensgefährtin Anna Scholtes mit ihren Alpakas und Hühnern vor einem der ambulanten Hühnerställe. Als er die Alpakas das erste mal sah, sei das „Liebe auf den ersten Blick“ gewesen, schwärmt Spreitzer.

Matthias Spreitzer und seine Lebensgefährtin Anna Scholtes mit ihren Alpakas und Hühnern vor einem der ambulanten Hühnerställe. Als er die Alpakas das erste mal sah, sei das „Liebe auf den ersten Blick“ gewesen, schwärmt Spreitzer.

Foto: Christine Schäfer

In den Anden liefern Alpakas Fleisch und Wolle, im Illinger Ortsteil Wustweiler bewachen sie gemeinsam mit zwei Lamas rund 1900 Hühner. „Da die Hühnerställe nah am Wald liegen, hat mir der Fuchs in einem Jahr 300 Hühner gerissen und ich habe alles Mögliche ohne Erfolg probiert“, erzählt Matthias Spreitzer, der in Wustweiler eine ambulante Hühnerfarm mit derzeit 1900 Hühnern betreibt. Als weder doppelte Stromzäune, LED-Blitzlichter noch andere Maßnahmen den Fuchs abhalten konnten, suchte Spreitzers Lebensgefährtin Anna Scholtes im Internet nach Lösungsmöglichkeiten und fand einen Hinweis, dass sich Alpakas hervorragend als „Hütetiere“ eigneten.

„Wir hatten schon so viel vergeblich probiert, dass ich dachte, ein Versuch mehr kann auch nicht schaden“, erzählt Spreitzer. Gemeinsam fuhren die beiden zur Saar Alpaka Farm nach Saarbrücken, auf der man ihnen einen kleine Herde zum Schutz der Tiere zusammenstellte: Seit dem Frühjahr 2020 bewachen die Alpakas Mabel und Lady de Winter gemeinsam mit den beiden Lamas Susi und Sandy die Tiere auf der ambulanten Hühnerfarm – und das mit großem Erfolg. Seit die Alpakas und Lamas, die in einem eigenen Stall neben den ambulanten Hühnerställen untergebracht sind, in Wustweiler leben, wurde kein einziges Huhn mehr gerissen. Sobald die Alpakas ein fremdes Tier bemerken, das sich dem Gelände nähert, stoßen sie ein lautes, durchdringendes Wiehern aus und vertreiben so den Eindringling.

„Unsere Hühner sind viel ruhiger geworden, seit sie von den Alpakas und Lamas bewacht werden“, schildern Matthias Spreitzer und Anna Scholtes ihre Beobachtungen. „Als wir die Alpakas und Lamas zum ersten Mal gesehen haben, war das Liebe auf den ersten Blick“ , erzählt Matthias Spreitzer. Es sei gleich klar gewesen, dass man die Tiere nicht mehr hergeben werde, selbst wenn sie im Kampf gegen den Fuchs nicht den erhofften Erfolg erzielen würden. Doch diese Sorge erwies sich glücklicherweise als unbegründet.

Für Matthias Spreitzer stand sein Berufswunsch schon als Kind fest: Obwohl er aus keinem landwirtschaftlichen Betrieb stammt, wollte der heute 32-Jährige schon immer Bauer werden. Nach der Schule absolvierte er eine Ausbildung zum Garten- und Landschaftsbauer und arbeitete in diesem Beruf anschließend zehn Jahre bei der Gemeinde Eppelborn. Doch sein eigentliches Ziel, die Landwirtschaft, hat er dabei nie aus den Augen verloren. Nebenher absolvierte er noch eine Ausbildung zum Landwirt. Seine letzten beiden Berufsjahre bei der Gemeinde Eppelborn arbeitete er nur noch halbtags, um mehr Zeit zum Aufbau seines Betriebs zu haben. Unterstützt wird er dabei nicht nur von seinen Eltern, sondern auch von seiner Lebensgefährtin, der 24-jährigen Anna Scholtes aus Eppelborn, die ganztags als Verwaltungsangestellte im Gesundheitswesen bei der Kassenärztlichen Vereinigung Saarland in Saarbrücken arbeitet.

Die beiden haben sich jetzt einen Hof in Illingen gekauft, auf den sie demnächst umziehen werden, um noch mehr Platz für ihre Tiere und den Ackerbau zu haben. „Auch wenn wir keine Feiertage kennen und nie pünktlich Feierabend haben, ist es die Landwirtschaft, die mich wirklich erfüllt“, betont Matthias Spreitzer zum Abschluss des Gespräches. Auf nachhaltige und naturnahe Landwirtschaft legt der passionierte Landwirt großen Wert. So baut er das Futter für seine Hühner, die tagsüber auf der großen Weide frei herumlaufen, selbst an. Alle paar Wochen ziehen die mobilen Hühnerställe einige Meter weiter und ein neues Freigehege wird abgesteckt, so dass die Hühner regelmäßig an frisches Grünfutter kommen.

Die mobilen Hühnerställe, die von auf dem Dach angebrachten Solarzellen mit Strom versorgt werden, bieten den Hühner von Schlafplätzen auf Stangen, Wassertränken und speziellen Plätzen zum Eier legen alles, was sie brauchen. Tagsüber können die Hühner im Freien soviel scharren und picken, wie sie mögen, was sich nach Spreitzers Worten auch auf die Qualität der Eier auswirkt. Mit der unkonventionellen Hühnerhaltung in den mobilen Ställen möchte der Landwirt auch ein Zeichen gegen die Massentierhaltung setzen.

Spreitzer bewirtschaftet mit der Unterstützung seiner Familie und von Freunden 25 Hektar Ackerland, pflanzt auf fünf Hektar davon Kartoffeln an. Mit seinen frischen Eiern, den Kartoffeln und anderen Produkten beliefert er nicht nur Supermärkte in der Umgebung, sondern bietet sie im Direktverkauf täglich von 8 bis 19 Uhr auch im Direktverkauf am Storckelborn 8 in Wustweiler an. Mit seinem Betrieb gehört Matthias Spreitzer zu den Partnern der Regionalmarke „Wertvolles aus der Willkommensregion Neunkirchen“.

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