Kunst, die gefallen darf

Illingen · In Illingen belebt Ingeborg Besch mit ihrer Galerie einen Leerstand in der Ortsmitte. Für drei Monate bespielt die promovierte Kunsthistorikerin und erfahrene Ausstellungs-Macherin die Hauptstraße 38.

 Durchblick: Ingeborg Besch präsentiert in ihrer temporären Galerie in der Illinger Hauptstraße Plastiken von Johannes von Stumm. Foto: Andreas Engel

Durchblick: Ingeborg Besch präsentiert in ihrer temporären Galerie in der Illinger Hauptstraße Plastiken von Johannes von Stumm. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

. "Künstler, die ihren Weg gefunden haben" - so beschreibt Ingeborg Besch den Kreis derer, denen sie in ihren Galerien eine Präsentations-Plattform gegeben hat oder noch geben will. Vergangenheit sind ihre Ausstellungsräume in St. Ingbert und Saarbrücken. Die gebürtige Hirzweilerin ist wieder in ihrem Heimatort Illingen angekommen. In der ehemaligen Lateinschule in der Lateingasse, dem aus der Mitte des 18. Jahrhunderts datierenden ältesten Haus der Gemeinde, hat sich die 55-Jährige niedergelassen. Das Ziel: Galerie- und Wohnräume unter einem Dach vereinen.

"Doch es gab diverse Verzögerungen in dem Projekt", sagt Ingeborg Besch, die jetzt das kommende Jahr für die Galerie-Eröffnung in der zentrumsnahen Lateingasse anpeilt. Der Zufall ebnete der temporären Galerie in der Hauptstraße 38 (das Fotostudio Wedertz ist mit einer Teestube in die Kirchenstraße 1 umgezogen) den Weg: Die Nachfrage bei Hausbesitzer Sigurd Blass, ob sie Plakate der von ihr kuratierten Bernstein-Ausstellung an den großen Glasfronten des Leerstandes anbringen dürfe, endete in der Vereinbarung, dort eine Zeit lang ausstellen zu können. Ingeborg Besch zögerte nicht.

Mit Johannes von Stumm setzt sie nun einen Künstler in Illingen in Szene, den sie bereits 2011 mit Erfolg in Saarbrücken ausgestellt hat. "Kunst darf durchaus auch gefallen", sagt sie mit Blick auf die Skulpturen , in denen sich "Materialien, die eigentlich nicht zueinander passen, zu einer neuen Gestalt verbinden". Das sind in der Tat Stücke, die sich durchaus dekorativ in einer Wohnung präsentieren lassen. Ab 1800 Euro aufwärts bewegen sich die Preise für die Arbeiten.

Ist Illingen für solche Stücke überhaupt das richtige Pflaster? "Ist es", sagt die Galeristin mit Großstadt-Erfahrung. Denn der potenzielle Kunst-Kunde wohne ja nicht automatisch in den Ballungszentren, sondern durchaus in der Provinz. Und weil Illingen mit Illipse, Burg und guten Übernachtungs- und Gastronomie-Angeboten attraktiv sei, hält sie ihren neuen Standort für eine Zukunfts-Option für die Galerie Besch mit dem Signet "galeriebesch" in Grau und Rot.

Wobei die Galerie nur eines der Standbeine der promovierten Kunsthistorikerin ist. Ingeborg Besch erstellt Werksverzeichnisse, kuratiert Ausstellungen Dritter, berät Kunstbesitzer und Kunstkäufer, leitet Führungen/Fahrten, veranstaltet Seminare und hat einen Lehrauftrag an der Saar-Uni.

Doch jetzt gilt ihr Augenmerk dem Wahl-Briten Johannes von Stumm. Lassen wir Ingeborg Besch sprechen: "Die Skulpturen des Bildhauers Johannes von Stumm sind nicht nur von jenem Material geprägt, für welches sein Name steht. In München und im Alpenland aufgewachsen, hat er die Bindung an Familientradition bewahrt. Seine Vorfahren väterlicherseits einschließlich seines Urgroßonkels Karl Ferdinand Freiherr von Stumm-Halberg waren für Hunderte von Jahren Schmiede- und Eisenhüttenbesitzer. Er schweißt und schleift, er arbeitet in Schutzanzug und Brille eher in seiner Werkstatt, als in einem Atelier. Stahl steht in seiner Verarbeitung für die Moderne, mag einen gewissen Fortschrittsglauben verkörpern und Stabilität. Aber die schöpferischen Kräfte des Menschen sind uralt und der menschliche Geist ist schillernd. So suchte von Stumm die Verbindung des Stahls mit dem Jahrmillionen alten Muschelkalk und dem fragil erscheinenden Glas. Zeit, Licht, Bewegung. Glas ist eine feste Flüssigkeit, der geronnene Augenblick, der Stein ein Zeitspeicher und der aus Erz gewonnene Stahl zeugt vom menschlichen Denken."

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Auf einen Blick Heute, Mittwoch, 7. September, 19 Uhr, eröffnet Ingeborg Besch ihre Galerie in der Illinger Hauptstraße 38 in Beisein des Künstlers Johannes von Stumm. Der in England lebende Bildhauer, Urgroßneffe von Karl Ferdinand Freiherr von Stumm-Halberg, verbindet in seinen Skulpturen Stein, Glas und Holz. Auch die zweite Illinger Ausstellung bei Ingeborg Besch ist bereits terminiert: Vom 6. bis 29. Oktober werden Arbeiten von Martin Steinert und André Mailänder gezeigt. Die Stumm-Plastiken sind bis 2. Oktober jeweils donnerstags, freitags und samstags von 14 bis 19 Uhr in der Galerie zu besichtigen. sl www.galeriebesch.de

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