Grubenflutung wird in Illingen zur Chefsache König stemmt sich gegen Grubenflutung

Kreis Neunkirchen · Illingens Bürgermeister sieht große Risiken in den Plänen der RAG, das Wasser in den Bergwerksstollen anzuheben. Die Gutachten weisen Lücken auf, sagt er.

 Der Bergbau ist im Saarland seit 2012 beendet. Jetzt läuft die Diskussion um ein Steigenlassen des Grubenwassers, in dem sich auf unserem Symbolfoto Bergleute spiegeln.

Der Bergbau ist im Saarland seit 2012 beendet. Jetzt läuft die Diskussion um ein Steigenlassen des Grubenwassers, in dem sich auf unserem Symbolfoto Bergleute spiegeln.

Foto: picture alliance / dpa/Jan-Peter Kasper

Von „schwerwiegenden Mängeln und Defiziten in den Gutachten der RAG zum Grubenwasseranstieg“ spricht Illingens Bürgermeister Armin König. Aus diesem Grund geht er neben der Beschäftigung im Gemeinderat jetzt auch mit Beratungsanträgen in die Gremien verschiedener Verbände wie dem Gaswerk Illingen und dem Abwasserverband Ill-
tal. Auch beim Entsorgungsverband Saar möchte König den Antrag stellen. Der heißt im Wortlaut: „Beratung und ggf. Grundsatzbeschluss zu Plänen der RAG, die Grubenwasserhaltung einzustellen und damit in Folge von Gebirgshebungen und tektonischen Störungen Schäden in der Netzinfrastruktur und Leckage-Risiken in Kauf zu nehmen. Empfehlung, alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen (auch in Kooperation mit anderen Werken).“ König will damit erreichen, dass die Verbände gemeinsam gegen die Grubenflutung klagen, weil ihnen nach seiner Einschätzung an ihrer Infrastruktur, also den Versorgungsleitungen im Boden, „Millionenschäden“ drohen könnten.

Die Aktenordner zur Grubenflutung waren einen Monat lang bis Mitte November öffentlich einzusehen. Das Interesse war gering. Und auch aus den Rathäusern des Kreises war zu hören, dass die Thematik nicht leicht zu fassen sei. Verwaltungschef König macht jetzt Dampf. Er will mit den Gemeinden Merchweiler und Schiffweiler in der Frage zusammenarbeiten, um die RAG-Pläne zu stoppen, die einen Anstieg des Wassers in den Bergstollen auf minus 320 Meter in einem ersten Schritt vorsehen. König sagt der SZ auf Nachfrage: „Das Thema ist extrem schwierig und komplex. Wir werden mit einem Wust von Daten überschüttet und müssen in viel zu kurzer Zeit fundierte Stellungnahmen abgeben. Das widerspricht übrigens europäischem Recht.“ Die Bergbau-Situation in Illingen und Merchweiler kenne er sehr gut, sagt der Verwaltungschef. Die Gutachten sähen auf den ersten Blick schlüssig aus, haben aber nach seinen Worten „in mehreren relevanten Einzel-Bereichen rechtserhebliche Defizite“. König gibt ein Beispiel aus seiner Kommune: „Bemerkenswert ist, dass ausgerechnet die schwere Schadenszone zwischen Bergkapelle, Illtal-Gymnasium und Merchtal nicht vom Untersuchungsauftrag erfasst ist, obwohl es dort Totalschäden gab, die Bergkapelle auf Federbeine gestellt wurde, ein Anbau des Illtal-Gymnasiums und die Sporthalle unter schweren Schieflagen bis heute leiden und der Absinkweiher Hahnwies zeitweise trocken zu fallen drohte.“

In der Zusammenarbeit mit umliegenden Gemeinden sei Illingen bereit, die Federführung zu übernehmen, wenn der Gemeinderat dem zustimme. Staatssekretär Jürgen Barke, erläutert König weiter, habe bei einer Information der Bürgermeister gesagt, dass bis zu 600 000 Menschen in über 30 Kommunen von den Plänen der Grubenflutung betroffen seien. König: „Das zeigt die gigantische Dimension.“ Es gelte, intensive Aufklärungsarbeit zu leisten.

Im Kreis Neunkirchen haben mehrere Kommunen eine lange Bergbautradition. Eine Flutung, die nach den bekannten Gutachten wieder eine Hebung des Geländes um einige Zentimeter bedeuten oder Erschütterungen hervorrufen könnte, ist ein bedeutsames Thema. Schiffweiler zum Beispiel hat sich auf SZ-Anfrage durchaus besorgt gezeigt und fragt auch nach der Zukunft des Wassergartens Reden. Die Kreisstadt Neunkirchen blieb in einer Stellungnahme zurückhaltend und erklärte, sie prüfe noch, ob und inwiefern sie Stellung zu den Plänen der RAG beziehen werde. Das ist noch bis Mitte Januar möglich. Einen neuen Sachstand gibt es in der Angelegenheit nicht, wie es gestern auf SZ-Nachfrage hieß. Die CDU-Fraktion im Stadtrat hatte in der jüngsten Sitzung um eine Debatte zu dem Thema gebeten. Das wurde in die Sitzung am Mittwoch, 13. Dezember, vertagt.

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