Kirche öffnet sich für die Literatur

Hirzweiler · Peter Kleiß war Jazz-Redakteur beim Saarländischen Rundfunk. Nun ist er im Ruhestand. Der für ihn eher der bekannte Unruhestand ist. Denn Kleiß hat viele Ideen. Und weil das Metier Jazz schon vergeben war in seiner Heimatgemeinde Illingen – darum macht sich Ehefrau Elfie Kleiß verdient –, hat er sich der Literatur zugewandt. Die Reihe „Haste Worte“ hat er vor einem Jahr ins Leben gerufen. Doch jetzt kommt noch mehr. SZ-Redakteurin Elke Jacobi sprach mit Peter Kleiß.

 Die evangelische Kirche Hirzweiler soll verkauft werden. Bevor das so weit ist, zieht hier aber erst einmal die Kultur ein: Peter Kleiß kommt mit seiner Reihe „Haste Worte“. Foto: Willi Hiegel

Die evangelische Kirche Hirzweiler soll verkauft werden. Bevor das so weit ist, zieht hier aber erst einmal die Kultur ein: Peter Kleiß kommt mit seiner Reihe „Haste Worte“. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Seit einem Jahr findet in der Alten Schule in Uchtelfangen die Reihe "Haste Worte" statt. Nun soll sozusagen eine Zweigstelle eröffnet werden . . .

Peter Kleiß. Ich hoffe nicht, dass es nur eine Zweigstelle von "Haste Worte" in Uchtelfangen wird. Die Stengelkirche in Hirzweiler hat eine ganz eigene, unverwechselbare Atmosphäre, dann gibt es dort ein ganz neues Team, auf das ich mich sehr freue mit Margot Meiser, Pfarrer Martin Beckschulte und Helmut Raber. Die Atmosphäre des Ortes und das Team bestimmen ganz wesentlich das, was dort passieren wird.

Was macht denn die neue Lokalität so besonders?

Kleiß: Zunächst einmal ist diese Kirche ganz einfach unglaublich schön. Dann soll sie verkauft werden, was ich persönlich sehr bedaure. Ich hab keine Ahnung, was aus der Kirche werden kann, aber ich hoffe, dass ich durch die Literatur-Reihe "Haste Worte" ein paar Ideen, eine grobe Richtung vorschlagen kann. Der christliche Glaube öffnet ja die Herzen; jedenfalls sollte er das nach meinem Empfinden. Literatur , Musik, Malerei oder ganz allgemein Kunst öffnet auch etwas in uns. Das mag vielleicht in eine andere Richtung gehen, als die religiöse Öffnung, aber ist es nicht wichtig, dass wir überhaupt unsere Herzen öffnen? So liegt es für mich nahe, hier in der Stengelkirche eine Literatur-Reihe zu starten.

Nun liegen Uchtelfangen und Hirzweiler ja in derselben Gemeinde. Gibt es denn ausreichend Publikum für zwei Auflagen derselben Reihe?

Kleiß: Das hoffe ich doch sehr! Mir geht es in dieser Reihe darum, die Kommunikation in den Gemeinden zu stärken, ich wäre glücklich, wenn die Literaten, die ich vorstelle, die Gäste dazu anregen, miteinander stärker als bisher in Kontakt zu kommen. Deshalb sind mir kleine Räume wichtig, die Atmosphäre haben. Das kannst du nicht mit einem großen Publikum erreichen, das geht nur mit 30 bis maximal 60 Leuten. In dieser Größenordnung gibt es in Uchtelfangen genügend Interessenten und die wird es nach meiner Einschätzung auch in Hirzweiler geben. Ich bin gerne in kleinen Gemeinden mit "Haste Worte" unterwegs. Die Lesungen in Hirzweiler beginnen sonntags um 17 Uhr. Es wird einen guten Eintopf geben und was zu trinken, sodass sich alle wohlfühlen werden.

Was wird identisch sein, was anders?

Kleiß: In Hirzweiler starten wir mit Alfons Klein, der auch schon in Uchtelfangen zu Gast war. Aber er hat ein neues Buch geschrieben und das wird er in der Kirche vorstellen. Im April kommt ein junger Dichter, Joner Storesang, der gerade seinen ersten Krimi bei Rowohlt herausgebracht hat. Auf ihn freue ich mich besonders. Insgesamt gibt es so viele Dichter und Dichterinnen, die ich gerne vorstellen möchte, sehr viel mehr, als ich bis jetzt Räume, Gemeinden und Möglichkeiten habe.

Wenn in der Hirzweiler Stengelkirche nun eher Neues präsentiert wird, wo kommen die Leute denn her, wo findet man die?

Kleiß: Ich habe bis zu meiner Pensionierung vor einem Jahr bei SR2 Kultur-Radio gearbeitet. Dort habe ich so viele Menschen kennengelernt, so viele Kreative, dass ich durch das Sichten meines Adressbuches schon ein Programmentwurf stehen habe. Außerdem habe ich ein Projekt mit dem Fotografen Jean Laffitau. Ein ganz wunderbarer Mensch und Künstler. Mit ihm produziere ich Videos, mit denen Musiker auf ihre neue CD, Literaten auf ihr neues Buch, Schauspieler auf sich selber aufmerksam machen. "Small Talk" heißt das Projekt und unsere Homepage ist www.lakle.weebly.com . Durch Jean und unser Projekt lerne ich täglich weitere neue Künstler kennen. Unglaublich, unfassbar, wie kreativ, wie bunt und vielfältig die saarländische Kultur-Szene ist!

Wie weit sind die bisherigen Pläne gediehen, was erwartet die Gäste bei den nächsten Veranstaltungen?

Kleiß: Das Programm bis April steht. Wir beginnen am Sonntag, den 21. Februar. Um 17 Uhr kommt Alfons Klein mit seinem neuen Buch. Am 20. März mein ehemaliger Kollege Bernhard Stigulinszky mit seinem Hörbuch und am 10. April Joner Storesang mit seinem aktuellen Krimi.

Und wenn Hirzweiler und Uchtelfangen dann richtig gut laufen -- gibt es eventuell weitere Veranstaltungsorte, möglicherweise auch außerhalb der Gemeinde?

Kleiß: Immer eins nach dem anderen (lacht). Natürlich würde ich mich über weitere Möglichkeiten, Lesungen zu organisieren freuen. Wie gesagt, mir geht es immer um Kommunikation. Die Autoren, die ich aussuche, sind sehr kommunikativ. Ich stelle sie vor, interviewe sie kurz, so lockert sich die Atmosphäre im Raum und wenn alles gut geht, erzählen die Autoren viel mehr, als dass sie vorlesen. Wenn sie sich von ihrem Buch, vom Blatt Papier lösen und einfach drauf los erzählen, dann entsteht jedes Mal eine ganz wunderbare, unvergleichliche, einzigartige und unverwechselbare Situation. Davon kann ich gar nicht genug kriegen.

Auftakt der Reihe "Haste Worte" in der Stengelkirche Hirzweiler, 21. Februar, 17 Uhr.

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HintergrundAlfons Klein: "Es is jo nur, dass ma devon schwätzt". Nicht nur die Gegenwart ist voller Geschichten, auch weit entlegene Vergangenheiten bieten "dem raunenden Beschwörer des Imperfekts" mannigfaltigen Anlass zu erzählen und den Leser in den Bann des "Es war einmal" zu ziehen. Die Geschichten, die der Schriftsteller Alfons Klein dem Leben im Land an der Saar abgelauscht und abgeguckt hat, wurden von ihm in Prosa, Vers und Geduld in Szene gesetzt.Der Titel gesteht zu, dass der Mensch die Wirklichkeit im Allgemeinen sich nicht selber überlässt, sondern sie in Worte fasst. Nur gelegentlich bleibt ihm die Sprache weg und er bekennt: "Do haschd de kä Worte!" Davon kann aber hier absolut keine Rede sein - Es is jo nur, dass ma devon schwätzt. redAlfons Klein, ISBN 978-3-946036-42-5, Broschur, 160 Seiten, Format 13 x 21 Zentimeter, sofort lieferbar, 14,80 Euro.

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Auf einen Blick"Seelenschwarz", Erscheinungstermin: 18. Dezember 2015, Autor Joner Storesang. Zum Inhalt: Drei Nächte. Drei Frauen. Per Kopfschuss ermordet. Thomas Bulpanek will in Saarbrücken nur einen Anti-Gewalt-Kurs geben. Doch sein alter Mentor Martens bittet den Ex-Fallanalytiker um Hilfe: Ein Killer inszeniert die dritte Frauenleiche in der dritten Nacht. Die Polizei geht von einem psychisch gestörten Täter aus, aber Martens hat Zweifel. Außerdem traut er dem zuständigen Leiter der Ermittlungen nicht. Tatsächlich findet Bulpanek Hinweise, die in eine völlig andere Richtung deuten. Er ahnt jedoch nicht, dass die Wahrheit niemals ans Licht kommen soll. Und dass er selbst zur Zielscheibe wird, je näher er ihr kommt. . . red

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