Keine Zwerge im Weltall

Am Dienstag lesen Sie aus Ihrem neuen Buch "Collector". Die wievielte Lesung aus diesem Buch ist das denn?Markus Heitz: Oh, aus dem Buch habe ich noch gar nicht so oft vorgelesen. Müsste das sechste Mal sein, aber es kommen danach noch einige andere. Aber wenigstens ist es die erste Lesung im Saarland

 Markus Heitz liest am Dienstag in Illingen. Foto: SZ

Markus Heitz liest am Dienstag in Illingen. Foto: SZ

Am Dienstag lesen Sie aus Ihrem neuen Buch "Collector". Die wievielte Lesung aus diesem Buch ist das denn?Markus Heitz: Oh, aus dem Buch habe ich noch gar nicht so oft vorgelesen. Müsste das sechste Mal sein, aber es kommen danach noch einige andere. Aber wenigstens ist es die erste Lesung im Saarland.Ist Illingen eigentlich noch ein Heimspiel? Oder anders gefragt: Macht es einen Unterschied, als Saar-Pfälzer im Saarland oder im Umland von Zweibrücken zu lesen im Gegensatz zur übrigen Republik?Heitz: Der Kommentar "Sie klingen ab und zu ein bisschen wie Heinz Becker" kommt jedenfalls nicht, wenn ich "zu Hause" vorlese. Auch wenn ich mich bemühe, im "Reich" Hochdeutsch zu sprechen, blitzen kleine Eigenheiten der Mundart immer wieder durch. Es ist schön, im erweiterten Wohnzimmer zu lesen, wobei Veranstaltungen außerhalb auch sehr viel Spaß machen. Ich bin sozusagen der inoffizielle Volksverständiger des Saarlandes, nachdem Honecker nicht so gut angekommen ist, wenn man auf alle Jahre schaut.Ist man eigentlich vor einer Lesung aufgeregt, so wie ein Schauspieler Lampenfieber vorm Auftritt hat?Heitz: Es gibt eine gewisse Grundspannung, weil man nie weiß, wie die Zuschauer gelaunt sind - unruhig, neugierig, indifferent, gut gelaunt. Okay, meistens sind sie gut gelaunt und neugierig. Es ist vergleichbar mit dem Live-Auftritt einer Band. Und wenn ich nicht mehr aufgeregt wäre, dann wäre das wohl ein schlechtes Zeichen.Was wäre das Beste und was das Schlimmste, was passieren könnte?Heitz: Bei einer Lesung kann so ziemlich alles passieren, von Technikausfall bis zu spontanen Anrufen auf dem Kundentelefon. Hatte ich alles schon. Da muss man dann durch, locker bleiben und improvisieren. Das Schlimmste, was passieren kann, ist wohl, dass einer der Zuschauer zusammenbricht und das Zeitliche segnet. Wäre keine gute Publicity: "Der Heitz hat ein tödliches Buch geschrieben." Das Beste wäre, wenn mittendrin Regisseur Peter Jackson erscheint und sagt: "Ich mache daraus einen Film." Nun zum Buch. Kann man in Kurzfassung was sagen über die Ideenfindung beziehungsweise über die Zeitspanne von der Idee zum fertigen Buch? Und wie läuft das mit dem Schreiben überhaupt: täglich von 9 bis 17 Uhr oder wie?Heitz: Tatsächlich ist die Grundidee aus dem Jahr 2002/2003. Danach hat es ein bisschen gedauert, bis ich mich wieder damit beschäftigen konnte. Alles in allem brauche ich in etwa ein halbes Jahr für ein Buch, und ich habe echte "Arbeitszeiten", von morgens ab 9 bis abends, meistens gegen 18 Uhr und später. Danach tüftle ich gerne auch noch an Projekten herum, wenn die Kreativität noch vorhanden ist. Es gibt immer was zu tun.Was unterscheidet "Collector" Ihrer Meinung nach am wesentlichsten vom Erfolg der Zwerge?Heitz: Zum einen ist es das Genre - SpaceFiction. Weltall. Und Zwerge im Weltall wird es bei mir nicht geben. Die klassische Fantasy ist nach wie vor stark und sehr gefragt. Umso wichtiger finde ich es, dass auch Genres, die etwas im Abseits stehen, eine Chance bekommen. Heyne hat das genauso gesehen, und so haben wir "Collector" auf den Markt gebracht, gegen alle Vampire und Fantasy-Völker. Irgendeiner muss ja mit ein bisschen Abwechslung anfangen, also warum nicht ich, dachte ich mir. Mir ist es klar, dass "Collector" nicht DEN Erfolg wie die Zwerge oder die Albae haben wird, aber darum geht es mir gar nicht. Es ist ein Projekt, das unglaublichen Spaß macht - und nur darauf kommt es für mich an. Dazu kommt noch, dass "Collector" ein Auftakt für eine größere Sache ist. Ich habe mir letztes Jahr ein Rollenspieluniversum namens "Justifiers" gekauft, das noch aus den späten 80er Jahren stammt. Als ehemaliger Rollenspieler wollte ich es aufpeppen und wieder auf den Markt bringen. Jetzt sieht so aus, dass das "Justifiers"-Projekt mit einem neuen Rollenspiel, einer eigenen Comic- und einer eigenen Taschenbuchserie anrollen wird. Christoph Hardebusch schreibt das erste Taschenbuch, das zweite wird Lena Falkenhagen verfassen. Wir wollen was für die SpaceFiction machen. Deutsche Fantasy wurde von den Leserinnen und Lesern angenommen, und wir hoffen alle, dass es mit dem Weltraum ähnlich aussieht.Welches ist Ihre persönliche Lieblingsstelle? Warum - und werden Sie die lesen?Heitz: Ich versuche bei Lesungen möglichst unterschiedliche Stellen zu wählen, damit die Zuhörer einen Eindruck des Romans und des Universums bekommen. Kinotrailer für den Kopf.Gibt es eigentlich - wie man das von Musikern kennt - eine Fangemeinde, die von Lesung zu Lesung mitpilgert, und welches ist die Altersgruppe, an die Sie beim Schreiben denken?Heitz: Nein, so extrem ist es nicht. Es gibt treue Leser, die jede Lesung in ihrem Umkreis mitnehmen, aber ansonsten ist das alles unaufgeregt: keine Fanmassen vorm Haus, keine kreischenden Menschenaufläufe im Supermarkt, wenn ich einkaufe. Gelegentlich werde ich in Buchhandlungen angesprochen, ob ich nicht was signieren möchte - meistens meine eigenen Bücher. Aber mir wurde auch schon mal zu den "Elfen" gratuliert - obwohl es von Bernhard Hennen ist. Kann ja mal passieren.Auf was - außer natürlich auf Ihre Anwesenheit - dürfen sich die Besucher in Illingen freuen? Heitz: Na, ich hoffe mal, dass wir alle Spaß haben werden. Dazu gibt es ein paar schöne Szenen, eine Prise Humor, Gemeinheiten. Mal schauen, was mir noch so alles einfällt. Und die nächsten Lesungen . . .Heitz: Einen Tag später bin ich in Kaiserslautern, und danach ruft wieder die weite Lesungs-Welt.

HintergrundMarkus Heitz wurde 1971 in Homburg geboren, studierte Germanistik und Geschichte an der Universität des Saarlands, arbeitete lange Jahre als Journalist und ist heute einer der erfolgreichsten deutschen Autoren. Viele seiner Romane - darunter "Die Zwerge", "Ritus" und "Die Legenden der Albae" - standen monatelang auf allen Bestsellerlisten. Markus Heitz lebt mit seiner Familie in Zweibrücken. red

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