Herkunftssprachlicher Unterricht Hier heißt das Nilpferd „ippopotamo“

Uchtelfangen · An der Grundschule Uchtelfangen machen in diesem Schuljahr 15 Kinder mit beim freiwilligen Sprachkurs Italienisch.

 Italienisch-Lehrerin Giovanna Viol mit ihren Sprachkurs-Kindern im Musiksaal der Grundschule Uchtelfangen.

Italienisch-Lehrerin Giovanna Viol mit ihren Sprachkurs-Kindern im Musiksaal der Grundschule Uchtelfangen.

Foto: Engel

Die Tiernamen haben sich in einem dichten Block von Buchstaben versteckt. Hinter dem Bild des Nilpferds sind zehn Kästchen frei. Genau: Da passt „ippopotamo“ rein. Im Buchstaben-Block markieren. Sebastian aus der vierten Klasse sucht sich den Löwen aus, findet „leone“. Bruder Stefan aus der ersten Klasse entscheidet sich für den Elefanten („mir gefallen aber alle Tiere“) und findet zusammen mit Sebastian „elefante“. Kreuzworträtsel stehen heute auf dem Stundenplan der Italienisch-AG an der Grundschule Uchtelfangen. Das Projekt ist eingebunden in den geförderten herkunftsprachlichen Unterricht (HSU, siehe „Info“).

Initiator des freiwilligen Sprachkurses ist Michele Rossi, Papa von Sebastian und Stefan. Zu Hause in seiner Patchwork-Familie werde Italienisch gesprochen, erzählt Rossi, verheiratet mit Manuela Müller-Rossi. Ein deutsches Ehepaar, aber der Familienvater (in Illingen geboren) pflegt die Sprache seiner Herkunft. Bis Klasse acht hat Rossi so genannten Konsulats-Unterricht „Italienisch“ genossen. Und er wollte für seine Söhne ebenfalls ein solches Angebot, „denn da wird nicht nur gesprochen, sondern auch geschrieben und gelesen“.

Um die AG anzuschieben, hat Rossi erstmal weitere Mitmach-Kinder finden müssen. Was nicht schwierig war – „Schneeballsystem“. 15 Jungs und Mädchen aus Uchtelfangen, Hüttigweiler, Illingen, Heiligenwald und Merchweiler sind zu Beginn dieses Schuljahres zusammengekommen. Einmal die Woche treffen sie sich für zwei Stunden im Musiksaal der Grundschule. Den Raum hat Rektor Peter Keßler zur Verfügung gestellt.

Alle haben eine Verbindung zu Italien. Als Kooperationspartner des Bildungsministeriums für herkunftssprachlichen Unterricht „Italienisch“ zeichnet der Verein CO.AS.SC.IT./Saar verantwortlich. „Wir haben in diesem Schuljahr an 25 Standorten im Saarland 300 Schülerinnen und Schüler im Italienisch-Unterricht“, berichtet Geschäftsführer Rolando Pettinari. „Das Ministerium gibt den Rahmen-Lehrplan, die Organisation vor. Wir setzen das Lernen um.“ Das Angebot ist kostenfrei. Ein Vermerk über die Teilnahme an dem Sprachunterricht kommt ins Zeugnis.

Zwölf Kinder sind am Nachmittag des SZ-Besuchs da. Fünfmal gehen die Arme hoch auf die Frage: „Wer geht in die erste Klasse?“ Vier sind es aus Klasse zwei, je ein Kind aus Klasse vier, fünf und sechs. Was die Kinder bereits an Italienisch mitbringen, geht schon weit auseinander, wie Lehrerin Giovanna Viol berichtet: „Manche sprechen richtig gut, andere wenige Worte.“

Die 62-jährige Pädagogin aus Wiebelskirchen erfüllt als Muttersprachlerin eine Bedingung für HSU-Unterricht. Montags bis freitags hat Viol Einsätze an der Kolbe-Schule Wiebelskirchen, der Schillerschule Wiebelskirchen, den Grundschulen in Spiesen und Elversberg, der Gesamtschule Neunkirchen, den Grundschulen in Hülzweiler, Ottweiler-Neumünster und eben Uchtelfangen. „Wir lernen Zahlen, wir singen, lesen, schreiben, spielen“, erzählt Viol und stimmt gleich mal mit einem Schützling ein italienisches Lied für den Besuch an.

Wie denn Mama Italienisch gelernt hat, wollen wir dann schon noch von Sebastian wissen. Papa bringe es allen bei, erzählt der Filius: „Mama spricht Italienisch, aber nicht so gut wie ich.“ Der SZ-Besuch übt auch: Viel Spaß heißt „buon divertimento“. Das erntet ein vielstimmiges „arrivederci“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort