Illinger Gaswerk investiert in Wohnungen

Illingen · Das Gaswerk Illingen wird sich künftig auch mit dem Schaffen öffentlichen Wohnraums befassen. Die Zweckverbandsgemeinden erhoffen Entlastung: Für sie wird es immer schwerer, Flüchtlingswohnungen zu besorgen.

Das Gebäude des Gaswerkes Illingen in der Illinger Straße ist klein und unscheinbar. Ein David unter den Energieversorgern ist das Unternehmen, wie auch Werksleiter Josef Meiser mit einem Lächeln bestätigt. Aber klein heiße nicht schwach, es könne sich mit seinen Preisen unter den saarländischen Gasanbietern durchaus sehen lassen und gehöre zu den besten, wie er hinzusetzt. Das Gaswerk, ein Zweckverband der Gemeinden Illingen , Merchweiler und Quierschied, übernimmt künftig zusätzliche Aufgaben. Die zugehörigen Gemeinden haben beschlossen, ihm mit einer Satzungsänderung ein weiteres Standbein zu schaffen: Künftig steigt es ein in die Schaffung öffentlichen Wohnraums und übernimmt Aufgaben der kommunalen Gebäudewirtschaft. Das heißt, es kauft kreditfinanziert Häuser, richtet sie her und vermietet sie an die Verbandskommunen. Davon soll jeder etwas haben - neuhochdeutsch "Win-Win-Situation". Die Kommunen suchen vor dem Hintergrund vieler Asylsuchender verstärkt nach Wohnungen . Ihr eigener Bestand ist überschaubar. Die Idee: Das Gaswerk steigt in diesen Bereich der Daseinsvorsorge ein, der Druck auf die Rathäuser sinkt, sowohl personell als auch finanziell. Denn Geld für den Erwerb von Häusern haben die Gemeinden angesichts ihrer Haushaltslage nicht. Zugleich kann das Gaswerk im Haifischbecken der Energieversorgung etwas beruhigter schwimmen. Die Satzungsänderung liegt beim Landesverwaltungsamt zur Genehmigung. Das sollte aber in wenigen Tagen über die Bühne sein, hofft Werksleiter Meiser.

Merchweilers Bürgermeister Patrick Weydmann ist der aktuelle Verbandsvorsteher des Gaswerkes, Illingens Verwaltungschef Armin König sein Stellvertreter. Werksleiter und Verbandsspitze haben gestern gemeinsam das neue Projekt in den Räumen des Gaswerkes vorgestellt. Buchführungsaufgaben habe das Gaswerk schon in der Vergangenheit für die Gemeinden übernommen, erläuterte Meiser. Auch beim kommunalen Energiemanagement unterstütze man Illingen und Quierschied. In Merchweiler starte dazu jetzt eine Bestandsaufnahme. Das Werk habe bereits einen Mitarbeiter zum Gebäudetechniker weitergebildet. Vorerst wird es kein zusätzliches Personal geben (der Versorger hat 20 Mitarbeiter und einen Azubi), aber mittelfristig soll das neue Geschäftsfeld auch mehr Jobs bedeuten.

Verbandsvorsteher Weydmann erläutert, die Verwaltungen seien bei den möglichen Immobilien "ganz eng dran". Die Rathaus-Mitarbeiter schauten sich angebotene Gebäude erst genau an, dann komme das Gaswerk ins Spiel. Das Werk, fügt Meiser hinzu, habe einen Architekten, der die Objekte begutachten werde. Der Verkehrswert werde durch öffentliche Sachverständige bewertet.

Ein Vergleich mit den Stadtwerken Völklingen, die mit ihrer Fischzucht baden gingen, ergebe sich nicht, sind sich die drei einig. Das Gaswerk habe bislang profitabel gearbeitet, sagt der zweite Mann im Verband, Armin König . Die Sache sei überschaubar, rentabel und refinanziert. Weydmann erklärt zudem, die Gemeinderäte seien bei allen Aktivitäten einzeln eingebunden. Es laufe nichts an den Gremien vorbei. Das Projekt bedeute mehr interkommunale Zusammenarbeit.

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Auf einen BlickDas Gaswerk Illingen besteht seit über 100 Jahren. Seine 20 Mitarbeiter betreuen insgesamt knapp 7800 Kunden. Das Unternehmen ist ein Zweckverband der drei Gemeinden Illingen , Merchweiler und Quierschied. Für die Gemeinden setzt es auch ein Klimaschutzprojekt um sowie das Pilotprojekt "Erfolg mit gesellschaftlichem Engagement" um.mbe

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