Im Gedenken Illingen erinnert sich an Arnold Fortuin  

Illingen · Aus der Illinger Gemeinschaftschule wird die Fortuin-Gemeinschaftsschule. Der Name weist auf den verdienstvollen Pfarrer Arnold Fortuin hin.

 Ein Blick zurück:  Der Illinger  Pfarrer Arnold Fortuin (rechts)   mit Teilnehmern der Zigeuner-Wallfahrt   im Jahr 1963. 

Ein Blick zurück:  Der Illinger  Pfarrer Arnold Fortuin (rechts)   mit Teilnehmern der Zigeuner-Wallfahrt   im Jahr 1963. 

Foto: dpa

Als die Gemeinde Illingen Anfang des Jahres das Illtal-Gymnasium und die benachbarte Gemeinschaftsschule um eine Stellungnahme zu der vom Ortsrat angeregten Umbenennung der Straße „Schwarzer Weg“ in Arnold-Fortuin-Straße bat, hatte das Suchen nach einem griffigen Namen für die Gemeinschaftsschule ein Ende. „Wir hatten schon die Grimms und Gutenberg auf dem Schirm, doch die Beschäftigung mit der Vita Fortuins hat uns überzeugt“, so Schulleiter Burkard Maurer gegenüber der SZ. Fortuin, der fast 20 Jahre Illinger Pfarrer und Religionslehrer war, (siehe zur Person) kann als Beispiel für Zivilcourage auf der Basis christlicher Nächstenliebe dienen. Er unterstützte zahlreiche Sinti und Roma während der NS-Herrschaft. Seit 1955 kommen Sinti und Roma zum Dank dafür am ersten Oktober-Wochenende nach Illingen zur „Zigeuner-Wallfahrt“ an die Illinger Bergkapelle unweit des Schulzentrums.

Auf den Briefkopf der Schule hat es Fortuin bereits geschafft, der Kreis als Schulträger und das Bildungsministerium haben die Umbenennung abgesegnet, beim „Schwarzen Weg“ fehlt noch die Genehmigung des Innenministeriums. Was angesichts der Verdienste Fortuins aber kein Problem sein sollte.

Im Frühjahr 2019 möchten Maurer und Konrektorin Heike Müller-Harig die Namens-Gebung mit einer Festveranstaltung feiern, am liebsten gemeinsam mit der Umbenennung der Straße. Bis dahin werden die fast 460 Schüler Gelegenheit haben, Arnold Fortuin und seine Spuren in Illingen im Unterricht und in Projekten kennenzulernen. Da es noch genug Zeitzeugen gibt (unter anderem den Illinger Bürgermeister Armin König, der Fortuin im Religions-Unterricht erlebte), dürfte das eine spannende Reise in die Vergangenheit werden.

Zur Person Arnold Fortuin: Geboren 1901 in Neunkirchen/Nahe; gestorben 1970 in Illingen, beigesetzt in seinem Geburtsort. Er studierte Theologie am Priesterseminar in Trier. 1927 wurde er zum Priester geweiht. Er war zunächst Kaplan in der Pfarrei St. Michael in Saarbrücken und in Hönningen am Rhein. Zwischen 1933 und 1937 arbeitete er als Religionslehrer an einer Berufsschule in Bad Kreuznach. 1937 wurde er wegen seiner NS-kritischen Haltung von Bad Kreuznach nach Beuren strafversetzt.

Von 1937 bis 1950 war er Pfarrer in Beuren. Ab 1951 betreute er die Pfarrei St. Stephanus in Illingen (Saar) und seit 1958 übernahm er die Funktion des Definitors des Dekanats Illingen. Im September 1965 wurde er vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Julius Döpfner, zum Seelsorger der Sinti und Roma in Deutschland ernannt.

Im Jahr 1939 entstand in der Nähe von Beuren das SS-Sonderlager Hinzert. Nachdem im Oktober 1939 der sogenannte Festsetzungserlass ergangen war, durften Sinti und Roma in Deutschland unter Androhung von KZ-Haft ihren Wohnsitz nicht mehr verlassen. Ein halbes Jahr später wurden die ersten Roma und Sinti deportiert. Fortuin verhalf daraufhin zahlreichen Sinti und Roma, mit denen er seit seiner Zeit in Saarbrücken in Verbindung stand, zur Flucht nach Frankreich. Nachdem überlebende Sinti in den 1950er-Jahren wieder Kontakt zu Fortuin aufgenommen hatten, fand 1955 die erste „Zigeunerwallfahrt“ zur Bergkapelle in Illingen statt.

 Die Schüler der Gemeinschaftsschule Illingen beschäftigen sich derzeit intensiv mit der Umbenennung  in Fortuin-Gemeinschaftsschule. Unser Bild zeigt einige Schüler mit ihrem Schulleiter Burkard Maurer (links) und Konrektorin Heike Müller-Harig (Dritte von rechts) vor dem Schul-Schild, auf dem bald der neue Name prangen soll.  Mit dabei ist auch Schulhund Ennio.

Die Schüler der Gemeinschaftsschule Illingen beschäftigen sich derzeit intensiv mit der Umbenennung  in Fortuin-Gemeinschaftsschule. Unser Bild zeigt einige Schüler mit ihrem Schulleiter Burkard Maurer (links) und Konrektorin Heike Müller-Harig (Dritte von rechts) vor dem Schul-Schild, auf dem bald der neue Name prangen soll.  Mit dabei ist auch Schulhund Ennio.

Foto: Andreas Engel

 In den 1970er-Jahren wurde im Kölner Stadtteil Roggendorf/Thenhoven eine Wohnsiedlung für Roma errichtet. Die Straße trägt den Namen Fortuinweg. 2012 wurde in Berlin-Neukölln das Arnold-Fortuin-Haus mit 137 Wohnungen für rund 600 Roma eröffnet. Der Leiter des Projekts, Benjamin Marx, hatte seinerzeit Religionsunterricht bei Fortuin.

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