Lesung in Uchtelfangen Frank P. Meyer auf den Spuren von Karl Marx

Uchtelfangen · Die Lesung in Uchtelfangen zeigte, wie man zum echten „Trier-Versteher“ wird. Und was es mit dem „Lyoner-Anfixen“ auf sich hat.

 Schriftsteller Frank P. Meyer (links) zu Gast bei Peter Kleiß gemeinsam mit der Karl-Marx-Statue und dem Ampelmärxchen-T-Shirt.

Schriftsteller Frank P. Meyer (links) zu Gast bei Peter Kleiß gemeinsam mit der Karl-Marx-Statue und dem Ampelmärxchen-T-Shirt.

Foto: Maria Boewen-Dörr

Mit einer vergnüglichen Lesestunde begeisterte der saarländische Schriftsteller Frank P. Meyer im Evangelischen Gemeindehaus in der Saarbrücker Straße. Der Veranstaltungsort „Alte Schule“ musste wegen der Corona-Pandemie in eine größere Räumlichkeit verlegt werden. Peter Kleiß hatte den Schriftsteller im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Haste Worte“ eingeladen, der bereits zum fünften Mal in der Gemeinde mit seinen Lesungen zu Gast war. „Jetzt fehlt nur noch ein Auftritt in der Illipse“, witzelte er und hatte gleich schon die Lacher auf seiner Seite. Auf die Frage von Kleiß, wieso er sich für seine Handlung Trier ausgesucht habe, antwortete der Autor: „Ich lebe in zwei Welten. Zum einen in Namborn, wo ich hingehöre im Nordsaarland und in Trier, weil ich dort arbeite.“

„Em Dudenhöfer sei Maier Kurt“ ist „em Frank P. Meyer sei Backes Herrmann“. Mit ihm und der ebenfalls frei erfundenen Person „Hildegard“ beleuchtet er seine Geschichten aus deren Blickwinkel und bringt andere Perspektiven ins Gespräch. Beide Personen stehen stellvertretend für alle Saarländer, die Trier besuchen. Im Mittelpunkt der Kurzgeschichten spielt nicht der Autor selbst die Hauptrolle, sondern Meyer Frank, der sich mit seinem Kumpel Backes Herrmann auf die Spuren von Karl Marx begibt, ungewöhnliche Geschäfte und Vereine testet und auf außergewöhnliche Menschen trifft und so indirekt zum „Trier-Versteher“ wird. Sein neuestes Werk „Lost in Trier“ handelt nämlich von Stadtgeschichten in der römischen Kaiserstadt Trier, die derzeit – zumindest was die käuflichen Andenken an die Stadt betrifft – ins Marx-Fieber verfallen ist. Selbst gebackene Marx-Kekse verteilte er an erfolgreiche Quizteilnehmer, die etwas über das Leben und Wirken des Philosophen wussten und sich mit diversen Andenken, besonders mit dem „0-Euro-Schein“, auskannten.

Frank Meyer erkundet auf seine eigene, mit Humor gespickte Art, Trier und die nähere Umgebung. Viel wichtiger jedoch der Einstieg in seine Lesung: Da ging es nämlich um die Wurst, um nicht zu sagen um das Nationalheiligtum der Saarländer, den Lyoner. Der beste Lyoner soll aber laut Backes Herrmann nicht aus dem Saarland kommen, sondern aus Trier vom Metzger Martin. Sehr humorvoll dann die Ausführung des Autors, dass alle, die im Saarland aufgewachsen sind, schon als kleiner, kulinarisch noch unschuldiger Nachwuchs früh gezielt mit einem Stück Lyoner angefixt werden. „Ab dem Fleischtheken-Anfixen muss im Lauf der Jahre natürlich kontinuierlich die Dosis erhöht werden“, so der Autor, damit bei dem Metzger auch irgendwann einmal die Kasse klingelt und das „Anfixen“ sich in positives Kaufverhalten der inzwischen Erwachsenen umgeschlagen hat.

Interessant waren die humorvollen Erzählungen über Karl Marx, hier besonders über die „Ampelmärxchen.“ Der Autor sinnierte mit schelmischen Gesichtsausdruck über das grüne Ampelmärxchen, welches ihn an seinen Onkel Wilhelm erinnert, der mit dem „Volksfreund“ unterm Arm in Richtung der sanitären Anlagen wohl unterwegs gewesen sein musste. Die Ampelanlage stand im Mittelpunkt seiner Lesung mit der Kolumne: „Wenn Marx rot ist, geht es keinen Schritt weiter.“ Das für jeden Zuhörer bildhaft vorstellbare Szenario an der Ampel rezitierte er zusammen mit seiner Ehefrau. Witzig seine „Ermittlungen“ über die Tagesgäste in Trier, die eigentlich gar keine sind. Meyer Frank und Backes Herrmann verfolgten eine chinesische Touristengruppe und stellten fest, dass sie gerade mal eine Stunde für Trier übrig haben und dann wieder in den Bus verschwinden und nach Heidelberg weiterreisen. Die Probetrainings in diversen Vereinen erzeugten bewegte Bilder in den Köpfen der Zuhörer und veranlassten mehrfach zum Schmunzeln, weil der Meyer Frank sich beispielsweise weigerte, in der Gardetanzgruppe einen Sprungspagat zu machen.

Geheimnisvoll war die Geschichte über das angebliche Verschwinden zweier holländischer Touristen in der Gangolfstraße; geschmunzelt haben die Zuhörer über die banale Lösung. Ein kurzweiliger Abend mit Geschichten, die der Autor lebhaft gar mit einer Marx-Statue inszenierte, begeisterte die Zuhörerschaft, die sich mit viel Applaus für die schöne Unterhaltung bedankte.

Die Stadtgeschichten vom Meyer Frank sind beim Conte-Verlag erschienen, ISBN 978-3-95602-210-4. Das 157-seitige Taschenbuch kostet 15 Euro.

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