Humor in gekonnte Dichtung verpackt

Uchtelfangen · Bayerischer Lyriker Anton Leitner zu Gast bei „Haste Worte“ in der Alten Schule

 Der Autor Anton Leitner ist eigentlich Jurist, hat sich aber längst ganz der Lyrik verschrieben. Foto: Anika Meyer

Der Autor Anton Leitner ist eigentlich Jurist, hat sich aber längst ganz der Lyrik verschrieben. Foto: Anika Meyer

Foto: Anika Meyer

Anton Leitners Blick gleitet nachdenklich über das Wasser, dann über den Steg, der ihn trägt. Am Ende einer solchen Verlängerung des Festlandes, stellt er fest, gehe es ganz plötzlich nicht mehr weiter - es sei denn, der See sei zugefroren oder verlandet oder man sei der Salvator. Aber in diesen Fällen bräuchte man auch keinen Steg. Bevor es zu philosophisch wird, bricht Leitner dann lieber ab und geht sich was in die Pfanne hauen.

Diese Mischung aus weltanalytischen Gedankenspielen und bodenständigem Humor, verpackt in gekonnte Dichtung ist es, die den Münchner ausmacht. Und seit 2013 schreibt er so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist: "Schnablgwax" heißt sein Gedichtband, den er am Freitag bei "Haste Worte" in der Alten Schule in Uchtelfangen vorstellte und dabei auch den Film vom Steg zeigte. Zwischendurch gab es Jazzmusik von Matthias Ernst (Klavier) und Jörg Jenner (Bass).

Leitner einzuladen war die Idee des Illinger Bürgermeisters und Kulturchefs Armin König, der sich auch selbst als Lyriker betätigt. "Ich bin seit langem Abonnent seiner Zeitschrift 'Das Gedicht' und fand immer großartig, was er macht - sowohl als Herausgeber als auch als Lyriker." Deshalb arbeitete das Kulturamt für diesen Abend mit der Evangelischen Kirche Uchtelfangen, der Veranstalterin von "Haste Worte", zusammen. Wie König und der Leiter der Reihe, Peter Kleiß, erklärten, könnte das in Zukunft öfter vorkommen. "Ich kenne Dich eigentlich als hochdeutsch schreibenden, sehr wortgewandten Lyriker, der gerne mit Sprachspielen die Birne in Bewegung bringt", sagte Kleiß zu seinem Gast und aus dem sprudelten die Worte nur so heraus. Mit viel Witz und in hoher Geschwindigkeit erplauderte er sich die Sympathie des Publikums. "Schnablgwax" sei wie von selbst "gwax", das Bayerische klinge zudem schöner, sehe geschrieben schlanker aus und außerdem "freue ich mich so richtig, auf Bayerisch die Sau rauszulassen". Das tat er dann auch und sinnierte beispielsweise über "d'Liab", mollige, rollige Frauen mit mehrdeutigen T-Shirt-Aufschriften und faule Männer, die die Fußballer im Fernsehen antreiben, während sie selbst im Sessel hängen.

"Sei Oide flaggd dawei alloa - im Bedd und dramt scho vo - am andan Mo, dea se need - zuasaufd beim Boidreedn." Auf Hochdeutsch: "Seine Ehefrau wälzt sich inzwischen - allein im Bett und träumt schon - von einem Anderen, der sich nicht - volllaufen lässt beim Balltreten."

Doch Leitner greift auch ernste Themen auf. So berichtete er von einer alten Frau, die ihm als Kind wegen ihrer tiefen Stimme und ihres Damenbartes so schrullig vorgekommen sei. Später habe er erfahren, dass die Nazis an ihr Hormon-Experimente durchgeführt hatten. Der 1961 geborene Leitner ist Jurist, entschloss sich aber vor 25 Jahren, sich der Lyrik zu widmen. "Schnablgwax" (Lichtung-Verlag) wurde in zahlreiche Sprachen und Dialekte übersetzt.

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