Autorenlesung in Uchtelfangen Schon mittendrin in der nächsten Story

Uchtelfangen · Die Begegnungsstätte „Alte Schule“ platzte fast aus allen Nähten bei der Lesung des Autors Karsten Redmann, der den Satz prägte: „Schreiben ist wie ein Klangraum“, ähnlich wie bei der Musik: „Musiker leben auch in einer eigenen Welt.“ Es herrschte eine tolle Atmosphäre, die Leute kamen ins Gespräch, weil „man so eng zusammen sitzt“, sagte eine Besucherin.

 Karsten Redmann (Bildmitte) lockte viele Interessierte für anspruchsvolle Literatur in die Begegnungsstätte, mit dabei auch seine Familie.

Karsten Redmann (Bildmitte) lockte viele Interessierte für anspruchsvolle Literatur in die Begegnungsstätte, mit dabei auch seine Familie.

Foto: Maria Boewen-Dörr

Gelesen wurden während der Autorenlesung Kurzgeschichten aus dem Buch „An einem dieser Tage“ und Einblicke in das derzeitige Manuskript einer Novelle, die sich intensiv mit der Figur „Kohlmann“ auseinandersetzt, gewährt. Begleitet wurde die Lesung vom Jazz-Duo Daniel Weisgerber und Janis Neubauer aus Saarwellingen, die ihre musikalische Welt mit Improvisationen vorstellten. Peter Kleiß, Initiator der Reihe „Haste Worte“, stellte den Autor vor und führte mit ihm interessante Gespräche. Redmann, der in Neunkirchen geboren wurde, in Welschbach seine Kindheit verbrachte, im Ruhrgebiet und 20 Jahre in Bremen lebte, wohnt jetzt in der Schweiz. „Ich bin vor zwei Jahren nach St. Gallen gezogen und merke, dass mir die Großstadt überhaupt nicht fehlt“, sagte der Autor, der die Ruhe genießt und in der Ruhe die Muse findet zu schreiben. Notizen mache er sich zu jeder Tageszeit, meistens beim Spazieren gehen. „Ich habe immer ein Notizbuch dabei“, sagte Redmann, der die aufgeschriebenen Gedanken am liebsten am Morgen bearbeitet. Eine seiner Rezitationen handelte von einer Situation, die sich ebenfalls früh am Morgen abspielte. Es ging um Einsamkeit. Diese Gedanken über Menschen, die einsam und verlassen sind, beschäftigen den Autor in vielen seiner Texte. „Man nimmt soviel wahr, aber es wird nicht damit gearbeitet.“ Beeindruckend las der Autor „Eine Dorfgeschichte“, bei der eine ausgewählte Figur, die er selbst verkörperte, im Namen eines Toten eine Fluchtgeschichte fortschrieb. Die Idee zu dieser Geschichte kam dem Autor, als er in Bremen ehrenamtlich im Auftrag des DRK Leute betreute, denen es nicht so gut ging. Sein neues Projekt beschäftigt sich wiederum mit der Einsamkeit. Im Mittelpunkt steht die Figur Thomas Kohlmann, der als Buchhalter sein Leben klar organisiert hat. Wenn Kohlmann von der Arbeit nach Hause kommt, nimmt er allerdings nur noch Geräusche wahr, die seine Nachbarn verursachen, zunächst die einer älteren Frau. Nach deren Ableben zieht dort ein Psychoanalytiker ein. Kohlmann sei eine Figur, die ihn sehr herausfordere. „Spannend wird diese Geschichte auf jeden Fall“, sagte Redmann, der noch mittendrin in seiner Kohlmann-Geschichte steckt.

Bei der Veranstaltung in der „Alten Schule“ hat sich der Autor sehr wohlgefühlt. „Ich hatte von Anfang an das Gefühl, hier willkommen zu sein. Die Kombination aus Musik und Text, das sich heute Abend so gut zusammenfindet, hat mir sehr gut gefallen.“ Kleiß gab abschließend zu verstehen, dass er sehr froh war, diesen Autor in seiner Reihe „Haste Worte“ präsentieren zu können. „Es war für mich faszinierend, was er gelesen hat.“

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