Die Meinungen sind geteilt Entweder der Gasometer oder Globus

Neunkirchen · Der Saal im Neunkircher Kommunikationszentrum war am Mittwochabend gut gefüllt. Das Schicksal des Gasometers bewegt viele Bürger.

 Gasometer

Gasometer

Foto: Solveig Lenz-Engel

Sonja Trumm brachte eine neue Facette in die Diskussion um den Erhalt des Neunkircher Gasometers ein. Ihre Wortmeldung während der Veranstaltung „Gasometer? – geplanter Rückbau der Saarstahlanlage und Globusansiedlung“ (siehe „Info“) verblüffte vor allem die Fraktion derer, die den weithin sichtbaren Turm mit der markanten Aufschrift „Neunkircher Stahl“ als Wahrzeichen der alten Hüttenstadt erhalten wollen. Unter ästhetisch-künstlerischer Betrachtung sei der Gasometer eine zu vernachlässigende Größe. Sie erinnere der Zweckbau eher an Dreck und Gestank, die Neunkirchen in seiner industriellen Hochzeit prägten. Kein Grund also, das Teil unbedingt erhalten zu wollen.

Wasser auf die Mühlen von Globus-Repräsentant Stefan Ewerling, der klar machte, dass die Globus-Ansiedlung auf dem Neunkircher Hüttenparkgelände nur für Kunden und Investor sinnvoll zu realisieren sei, wenn der Gasometer abgerissen werde. Wiewohl er einräumte, dass sein Unternehmen, das sich schon lange bemüht, in Neunkirchen anzusiedeln, unterschätzt habe, welche Emotionen der geplante Abriss nun auslöst. „Wir haben aber Respekt vor der Historie und sind gesprächsbereit, was beispielsweise das Einbinden anderer industrieller Relikte, die auf der Baufläche bislang wenig Aufmerksamkeit fanden, betrifft“, machte Ewerling ein Angebot an die Bewahrer der Neunkircher Industriekultur, die zahlreich im Publikum vertreten waren.

Saarstahl-Werkleiter Frank Brauer holte weit aus, um zu erklären, welche Bedeutung der Verkauf des Gasometer-Areals für sein Unternehmen hat. Durch den Ersatz des Gasometers, der als Niederdruckspeicher sehr großvolumig ist, durch eine moderne Erdgas-Anlage ergäben sich für Saarstahl Einsparungen. Diese Einsparungen plus Verkaufserlös für die 8000 Quadratmeter große Fläche ermöglichten dem Unternehmen, weiter in den Standort Neunkirchen zu investieren. Bürgermeister Jörg Aumann („Ich habe beim Gedanken an den Abriss des Gasometers einen Klos im Hals“) brachte einmal mehr seine Argumentation in Richtung „Störfallbetrieb Gasometer“ ins Spiel, sah aber Neunkirchen sowohl durch die Globus-Ansiedlung als auch durch die Saarstahl-Investionen „auf dem Weg nach vorne“. Auch in Hinblick auf die Arbeitsplätze. Entwicklungspotenzial für die Stadt sieht er auch durch den Wegfall der Gasleitungen, der große Flächen zur Bebauung frei mache.

Das Arbeitsplatz-Argument griff Klaus Hoppstädter auf und betonte, dass der Stadtrat keine Beschlüsse den Gasometer-Abriss betreffend gefasst hätte. Der alte Stadtrat habe lediglich den Geltungsbereich eines möglichen Bebauungsplanes festgelegt. Zurzeit laufe auf Landesebene das Raumordnungsverfahren, die Träger öffentlicher Belange und die Bürger würden im Bebauungsplan-Verfahren noch eingebunden. Hoppstädter verwies darauf, dass der Gasometer nicht unter Denkmalschutz steht. „Ohne diese Fläche gibt es keinen Globus in Neunkirchen“, brachte er es auf den Punkt. Thorsten Mischo sprach vielen Anwesenden wohl aus der Seele, als er mehr Transparenz für die Bürger in dem Planungs-Verfahren um den Gasometer forderte. „Die Offenlegung des Bebauungsplanes reicht nicht“, sagte Mischo. Wobei man bei dem Plan, den die Globus-Leute im Komm dabei hatten, die überplante Gasometer-Fläche nur sehr schwer und mit guter Ortskenntnis erkennen konnte.

Die Wortmeldungen aus dem Publikum waren durchweg pro Gasometer. Die Äußerung von Georg Jung: „Der Globus wird nicht gebraucht“, wurde mit Applaus kommentiert. Beispielsweise von der Landesvorsitzenden und Sprecherin der Grünen im Neunkircher Stadtrat, Tina Schöpfer, wurde intensiv nach der Rolle der Stadtverwaltung gefragt. Laut Aumann ist eine Abrissanzeige („kein Bauantrag“) im Juni eingegangen; die Stadt habe wie die Öffentlichkeit Ende Juni bei der Globus-Pressekonferenz Einblick in die konkreten Entwürfe genommen. „Das Ganze ist eine Angelegenheit zwischen Privaten“, sah Aumann die Verwaltung nicht in der Pflicht, in den bisherigen Planungsprozess einzugreifen.

 Der Plan, den Globus vorgelegt hat, zeigt, wenn man genau hinschaut, die Fläche des Gasometers: eine ganz zarte Kreislinie markiert seinen Standort (Foto oben). Für die Firma Globus waren Oliver Krauß und  Stefan Ewerling (unteres Foto von links) nach Neunkirchen gekommen. Rechts Klaus Hoppstädter vom SPD Ortsverein Neunkirchen Unterstadt, der zu der Informationsveranstaltung eingeladen hatte.

Der Plan, den Globus vorgelegt hat, zeigt, wenn man genau hinschaut, die Fläche des Gasometers: eine ganz zarte Kreislinie markiert seinen Standort (Foto oben). Für die Firma Globus waren Oliver Krauß und  Stefan Ewerling (unteres Foto von links) nach Neunkirchen gekommen. Rechts Klaus Hoppstädter vom SPD Ortsverein Neunkirchen Unterstadt, der zu der Informationsveranstaltung eingeladen hatte.

Foto: Solveig Lenz-Engel
 Seine Tage sind wohl gezählt: Der  weithin sichtbare Gasometer in Neunkirchen soll im Jahre 2020 abgerissen werden.

Seine Tage sind wohl gezählt: Der  weithin sichtbare Gasometer in Neunkirchen soll im Jahre 2020 abgerissen werden.

Foto: Michael Kipp

Dass der Gasometer, den Frank Brauer von seiner Konstruktion als sehr „fragil“ einstufte, in den Augen von Globus eine „Blechtonne“ oder „Dose“ ist, mag manchen Zuhörer geschmerzt haben. Auch die Nachricht, dass im Mai 2020 mit dem Abriss begonnen werden könnte.

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