Protest in Illingen „Fortschritte könnten zunichte gemacht werden“

Illingen · Eltern protestieren in Illingen gegen „zu schnelle Rückkehr“ zum Präsenzunterricht.

 Betroffene Eltern sind gegen die schnelle Wiedereinführung des Präsenzunterrichts an Schulen. Auch in Illingen gab es am Wochenende eine Protestaktion.

Betroffene Eltern sind gegen die schnelle Wiedereinführung des Präsenzunterrichts an Schulen. Auch in Illingen gab es am Wochenende eine Protestaktion.

Foto: Engel

Die nach den Pfingstferien vom Bildungsministerium geplante Wiedereinführung des Regelbetriebs an Schulen stößt in der Bevölkerung bei vielen Eltern, Schülern und Lehrern auf Skepsis, ja Widerstand. Am Sonntag versammelte sich eine Gruppe betroffener Eltern und Lehrer im Burgviereck in Illingen, um ihrer Meinung Gehör zu verschaffen.

„Ohne ein ausreichendes Impfangebot für alle riskieren wir bei Wiedereinführung des Präsenzunterrichts einen Flächenbrand des Infektionsgeschehens“, befürchtet Carmen Simmet, eine der Initiatorinnen der Versammlung. Sandra Born-Fries aus Wemmetsweiler gefällt das „von oben herab“ des Bildungsministeriums nicht. Bernd Schmidt und seine Frau Claudia bekräftigen diese Einschätzung, und ergänzen, dass nicht nur Schülerinnen und Schüler betroffen seien, sondern alle am Schulbetrieb beteiligten Menschen. „Warum warten wir nicht mit dem Regelbetrieb an unseren Schulen bis nach den Sommerferien?“, fragt Schmidt. Bis dahin seien viele Menschen geimpft, auch die Jugendlichen, „die ja wohl auch zu den potenziell ansteckenden Personen gehören“.

Ramona Servatius, Gewerkschafterin bei dem Verband Erziehung und Wissenschaft, Personalrätin und Studienrätin an einer Neunkircher Gemeinschaftsschule, gibt zu bedenken, dass die wenigsten Leute in den Schulen geimpft seien. Ferner sei es naiv zu glauben, dass die schnelle Präsenzpflicht zu Lernzuwachs führen würde. Natürlich litten die Kinder und Jugendlichen unter der aktuellen Lage ganz besonders, das überstürzte Umschalten auf Regelbetrieb sei jedoch zu früh. Die vorzeitige Rückkehr zu einem nicht sorgfältig vorbereiteten „Vollpräsenzunterricht“ könne die Fortschritte, die in den letzten Tagen und Wochen erzielt worden sind, wieder zunichte machen. Petra Klein-Karius meinte, dass andere Bundesländer in dieser Frage umsichtiger vorgehen.

Das Bildungsministerium will nach den Pfingstferien wieder zum vollständigen Präsenzunterricht zurückkehren, sofern sich das Infektionsgeschehen stabil auf einem niedrigen Niveau bewegt (die SZ berichtete). Allerdings, so heißt es, müsse der Ministerrat den Plänen zustimmen. Elternvertretungen hatten die Information verbreitet.

Der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) vermeldete, es sei grundsätzlich richtig, den „Endspurt“ bis zu den Sommerferien zu nutzen, um noch einmal „relative Normalität“ an den Schulen herzustellen. Aus Sicht des SLLV ist aber in Zeiten der Corona-Pandemie entscheidend, dass die Inzidenzen in allen Kreisen des Saarlandes unter 100 liegen, und nicht mit dem Landes-Mittel dieser Kennzahlen gearbeitet werden solle.

Ursprünglich hatte das SPD-geführte Bildungsministerium schon Mitte April wieder in den vollen Präsenzunterricht einsteigen wollen. Wegen steigender Infektionszahlen war Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) allerdings von diesem Plan dann doch wieder abgerückt.

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