Ein etwas anderer Dorf-Krimi

Hirzweiler · Zwischen Science-Fiction, Krimi und Dorf-Groteske schwankt der neue Roman „Hammelzauber“ des Autors Frank Meyer. Trotz aller Dramatik und Verbrechen gab es bei der Lesung einiges zu lachen.

 Bei Passagen in Primstaler Platt half Frank Meyer dem Publikum mit hochdeutschen „Übertiteln“, die er hochhielt. Foto: anika Meyer

Bei Passagen in Primstaler Platt half Frank Meyer dem Publikum mit hochdeutschen „Übertiteln“, die er hochhielt. Foto: anika Meyer

Foto: anika Meyer

. Zwölf Verbrechen, darunter Erpressung, Entführung, schwere Körperverletzung und vermutlich Mord, seien in Primstal in nur einer Nacht verübt worden, erklärte Frank Meyer. "Hallo? In Primstal?" - das schien Peter Kleiß kaum vorstellbar. Doch die Umstände in dem beschaulichen Ort haben sich ja auch ziemlich verändert in Meyers Roman "Hammelzauber", den er an diesem Donnerstagabend in der von Kleiß initiierten und moderierten Lesereihe "Haste Worte" vorstellte. Der gemütliche Raum in der evangelischen Kirche in Hirzweiler war gut gefüllt und alle waren gespannt, was hinter den Verbrechen steckt. Selbstverständlich verriet Meyer das nicht, nur so viel: "Sie waren gewissermaßen notwendig."

Der humorvolle Krimi (Meyers sechstes Buch und zweiter Roman) spielt im Saarland des Jahres 2040 und es ist das eingetreten, was viele fürchten: Im Atomkraftwerk Cattenom hat es eine Kernschmelze gegeben. Die Primstaler haben "Glück", sie liegen außerhalb der Sperrzone von 50 Kilometern und werden nicht zwangsumgesiedelt. Vor allem viele Ältere bleiben und machen ihren Ort mit Entschädigungszahlungen zu einem Paradies für Senioren: Es gibt eine große Dorfmensa mit überdachten Stellplätzen für Mobilatoren (Meyers technisierte Weiterentwicklung von Rollatoren), eine Mobilatoren-Straßenspur, einen Lieferservice für Lebensmittel, einen Drohnenservice für Medikamente, überall Kameras, die jederzeit zeigen, wer wo ist und vieles mehr. Und mittendrin hilft der Mittsiebziger Justus Kommissarin Paula Lück bei den Ermittlungen.

"Meine Hauptfiguren sind immer Babyboomer", erklärte Meyer. "Und nie an reale Personen angelehnt." Bei den Nebenfiguren allerdings wimmele es von Anspielungen an echte Primstaler." Dass diese ziemlich kauzig rüberkommen, nimmt ihm nach eigenen Angaben niemand übel.

Frank Meyer selbst ist übrigens in Hermeskeil geboren. Nach seinem Studium in Anglistik, Germanistik und Niederländischer Philologie in Trier und Oxford und seiner Promotion ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Hildesheim sowie Geschäftsführer des Graduiertenzentrums und Leiter der Studienberatung der Uni Trier.

Seine Entertainer-Qualitäten kann er vermutlich am besten bei den Lesungen ausleben: Äußerst lebendig brachte er das Geschehen rüber (wobei es ihn selten auf dem Stuhl hielt), er scherzte mit dem Publikum und übertitelte sich bei Passagen in "Primstaler Platt" mit beschrifteten Plakaten.

Und zwischendurch plauderte er immer wieder auch über Persönliches: Als schmeichelhaft habe er es empfunden, dass der Verlag seinem Buch ein Lesebändchen eingebunden habe. "Der Ritterschlag für jeden Autor". Geärgert habe ihn hingegen das Gratis-Exemplar in Großdruck für Ü-50-Autoren - zunächst jedenfalls. An Abenden wie diesem merke er: "Das ist schon klasse!"

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