Fledermaus-Wanderung Die Wochenstube der Fledermaus

Eppelborn · Der Naturschutzbund Unteres Illtal macht auf die größte Kolonie der Mausohrfledermaus im Saarland aufmerksam.

 Blick in die Mausohrwochenstube.	  Foto: Nabu/Joachim Schmidt

Blick in die Mausohrwochenstube. Foto: Nabu/Joachim Schmidt

Foto: Nabu Illtal/Joachim Schmidt

(red) Der Naturschutzbund Unteres Illtal macht in einer Pressemitteilung auf eine weitere, wenig bekannte Attraktion in unserer Region aufmerksam: Die Klingelfloßbrücke bei Eppelborn beherbergt die größte Kolonie der Mausohrfledermaus im Saarland. Über 300 weibliche Tiere, so der NABU, sind aus ihren Winterquartieren zurückgekehrt und bilden im Hohlkörper der Brücke wenige Zentimeter unter der Fahrbahn ihre Wochenstube. Etwa ebenso viele Jungtiere sind zwischenzeitlich geboren, so dass die Gesamtpopulation einschließlich der im näheren und weiteren Umfeld in Baumquartieren und anderen Verstecken lebenden männlichen Tiere fast an die 1000 Fledermäuse heranreicht.

Die Fledermausweibchen hängen unter der Brücke in sogenannten Clustern, die aus 20 bis 50 Tieren bestehen. Dabei darf jede Fledermaus mit ihrem Jungtier vom Rand des Clusters auch in die Mitte wandern, um sich so gegenseitig zu wärmen. Fliegen die Tiere mit Beginn der Dämmerung zur Jagd aus, bleiben die Jungtiere bei sogenannten Ammenfledermäusen, die - vergleichbar der menschlichen Kindertagesstätte - hier die Kindernachtstätte bis zur Rückkehr der Mütter betreuen.

In der Illtalbrücke, die demnächst abgerissen wird, erklärt Joachim Schmidt vom Nabu, lebten ebenfalls die nach EU-Recht streng geschützten Große Mausohren. Jedoch wurde dieses Quartier verschlossen. Die Straßenbauer boten daneben ein Ersatzquartier an, das die Mäuse allerdings links liegen ließen. Sie flüchteten sich zu den Mausohren in die Klingeltalbrücke, so Schmidt weiter. Die dort lebenden Tiere legten eine Willkommenskultur an den Tag und integrierten ihre vertriebenen Artgenossen. So kommt es, dass nunmehr eine Kolonie, die größten im ganzen Saarland, von fast 1000 Mausohren entstanden ist. Es gibt nur noch eine Handvoll weiterer Mausohrvorkommen, die jedoch alle nur um die hundert Tiere oder weniger aufweisen.

 Fliegendes Mausohr.

Fliegendes Mausohr.

Foto: Nabu unteres Illtal/Foto: Nabu/Joachim Schmidt

Das Ersatzquartier, postuliert der NABU, wird seinen Zweck doch noch erfüllen. Fledermäuse sind höchst konservativ und Neuem gegenüber wenig aufgeschlossen. Die kleinklimatischen Bedingungen wie Luftfeuchte, Wärme, Temperaturkonstanz sind in dem Gebäude optimiert. Es ist damit zu rechnen, dass spätestens mit dem Abriss der in die Jahre gekommenen Klingeltalbrücke das sogenannte Fledermaushotel seine ihm zugedachte Bestimmung erfährt.

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