Eine besondere Pflanze Die Wilde Karde wächst am Wegesrand und sammelt Wasser

Kreis Neunkirchen · (red) Auf eine nicht alltägliche Pflanze, die auch in Landkreis Neunkirchen ihre Verbreitung gefunden hat, macht der Nabu Unteres Illtal aufmerksam. Zurzeit gedeiht diese 80 Zentimeter bis 1,5 Meter hoch wachsende zweijährige Pflanze in hellvioletter Pracht, vielfach am Wegesrand, auf Brachen und an sonnigen Plätzchen. Aus dem Mittelmeerraum in historischer Zeit nach Nordeuropa eingewandert, gereicht sie dem Menschen zur Zier und dient, da über Wochen blühend, in unseren Breiten vor allem Schmetterlingen und Hummeln als eine ergiebige Nektarquelle. Der aus Hunderten von Einzelblütchen bestehende Blütenstand beginnt in der Mitte des etwa acht Zentimeter langen Kopfes mit der Blüte, die dann sowohl nach unten als auch nach oben wandert.

Ihre am Stängel sich gegenüber stehenden Blätter bilden an ihrem Grund einen verschlossenen Trichter. In diesem sammelt sich Regenwasser, das sich über Tage hält. Und nicht nur das, die Pflanze versteht es, das Nass aus eigener Substanz zu speisen. Dipsacus, so der botanische Name dieser Gattung, geht auf das griechische Wort „dipsa“ für Durst zurück, weil Vögel aber wohl auch die alten Griechen auf langen Wanderungen das Wasser zum Stillen ihres Durstes nutzten.

Und weil in der Natur nichts  ohne Grund abläuft, ist die Frage nach dem Warum eines solchen Wassersammelbeckens am Stängel noch lange nicht beantwortet. Zunächst wurde die These vertreten, dass dieser „Aufkriechschutz“ gegen Ameisen gerichtet sei. Doch das ließ sich nicht beantworten.

Aber das Pflänzlein hat auch seine dunkle Seite, so Joachim Schmidt vom NABU. Der Minitümpel am Stängel wird nämlich einigen Insekten zur tödlichen Falle. Nur, welche Bewandtnis hat es mit dieser Insektenfalle auf sich, fragten Generationen von Pflanzenfreunden. Erst in den Jahren 2009/2010 gelang englischen Wissenschaftlern der Nachweis, dass die Pflanze die frei werdenden Nährstoffe der mikrobiell zersetzten Insekten über ihre Blattoberfläche aufnimmt. Sie reicherten auf ihren Experimentierfeldern einer Gruppe von Karden die Wassergräben gezielt mit toten Insekten an, während die zweite Gruppe komplett ohne Todinsekten auskommen musste. Das Resultat, zeigte sich nicht in größerem Pflanzenwuchs der mit Insekten „gefütterten“ Karden, sondern darin, dass die „Insektenfresser“ statistisch signifikant mehr Samen produzierten.

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