Theater Bei den Kostümen geht es in die Vollen

Illingen · Die Kinder- und Jugendgruppe des Theatervereins Illingen zeigt eine moderne Version des „Aschenputtels“.

 Endlich: Der Prinz findet in Aschenputtel seine wahre Braut.

Endlich: Der Prinz findet in Aschenputtel seine wahre Braut.

Foto: Anja Kernig

„Scheen“, strahlt Brigitte Baltes. „Gell, der Stoff ist klasse.“ Und ob, die Windsors lassen grüßen. Was Fiorina da so geduldig anprobiert, ist edelster, golddurchwirkter Brokat mit schwarzen und blauen Ornamenten. Unter dem macht es der Theaterverein Illingen diesmal nicht. Warum auch: Bei einem Märchen wie „Aschenputtel“ bietet es sich an, kostümtechnisch mal wieder so richtig in die Vollen zu gehen. Fiorina, die den Prinzen spielt, hält geduldig still, bis alles mit Nadeln abgesteckt ist. Regisseurin Caroline Zetzsche schaltet sich ein: Da kann man ja schön obenrum ein bisselchen was wegmogeln. „Wir haben in der Kinder- und Jugendgruppe 15 Mädchen“, erklärt sie. Nur Mädchen. Weshalb ein paar in den sauren Apfel beißen und „Hosenrollen“ übernehmen müssen.

Die Tür des zur Probebühne mutierten Hortraums der Grundschule geht auf und Jens Lenhoff steht da, leicht atemlos: „Totales Chaos in Saarbrücken“, entschuldigt er sein Zuspätkommen. Müsste er eigentlich gar nicht. Schließlich ist Lenhoff der Chef: als Vorsitzender des Theatervereins Illingen und, einziger männlicher Akteur im Stück, als seine Majestät der König.

„Hat jeder ein Kostüm?“ fragt Caroline Zetzsche, deren neunte Regiearbeit das bereits mit dem Nachwuchs ist. Sie selbst steht seit der vierten Klasse auf den Brettern, die die Welt bedeuten. „Ein Coup im Warenhaus“ lautete der Titel der Komödie damals. „Ich war ein Engel und hab Plätzchen gebacken“, erinnert sich die 28-jährige Arzthelferin, deren Eltern beide im Verein engagiert sind, noch gut.

Nun, mit den Kostümen scheint alles klar zu gehen. Aber dem Monarchen fehlen noch Handschuhe. Die flugs herbeigezauberten aus dem Fundus müffeln. Lieber neue kaufen – als Hausaufgabe – sonst streikt die Königin. Und dann geht’s endlich los. Alle stellen sich im Kreis auf und rufen nacheinander dreimal „Wachsmaske Messwechsel“. „Ein Ritual“, klärt die Regisseurin den Besuch auf. Dann wird gleich mal auf Seite 21 des Textbuchs gesprungen: König und Königin diskutieren, wen der Herr Sohn ehelichen darf und wen nicht. Was sofort auffällt: dieses herrliche verbale Herumgestelze. Man spricht voneinander in der dritten Person und erträgt geduldig Ansagen wie „Hofmarschall Himbert Hubert Hagbert Hinzbert Graf von Rüben und Acker begehrt Einlass in den Thronsaal.“ Voilá, soll er mal reinkommen „dieser Nervheini“.

Das Bühnenbild ist fast fertig, aufgebaut wird es nach dem ersten Advent in der Illipse, wo auch die finalen Proben bis zur Premiere am Samstag, 8. Dezember, laufen. „Das ist immer ein Highlight“, weiß Co-Regisseurin Franziska Herrmann. Beim Vorverkauf sind vom Start weg 631 Karten weggegangen: „Hört ihr das, Kinder“, jetzt heißt es sich ranhalten. Man will ja niemanden enttäuschen.

Wobei das Märchen selbst ein paar derbe Enttäuschungen für seine Protagonisten bereithält, vor allem für die garstige Stiefmutter und die beiden Stiefschwestern Aschenputtels, die aber auch selten dämlich sind und mit ihrem albernen Gegacker gehörig nerven. Ebenfalls amüsant nervig: die Königmutter, gespielt von Iris Zetzsche als hochgradig schwerhörige Schwerenöterin, die einer ganzen Schar taffer Mannsbilder hinterher trauert. Also nicht entgehen lassen, auch der Kostüme wegen.

Gezeigt wird „Aschenputtel“ am Samstag, 8. Dezember, um 17 Uhr und Sonntag, 9. Dezember, um 15 Uhr im Kulturforum Illipse Illingen. Die Vorstellung dauert etwa zwei Stunden. Empfohlen ist die Theater-Fassung von Ina Raßbach-Bernschein für Menschen ab 5 Jahren. Karten sind für 5/8 Euro sind bei Augenoptik Kessler, Hauptstraße 38, erhältlich.

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