Alex-Deutsch-Schule Wellesweiler – „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ Besuch Ausstellung in Illingen: Auf den Spuren jüdischer Geschichte

Illingen/Wellesweiler · Alex-Deutsch-Schüler besuchen Ausstellung „Juden in Illingen“ auf Einladung des Arbeiter-Samariter-Bundes Illingen. Nach der Plakat-Schau führte ein Rundgang zu Relikten und Denkmälern einer gewaltsam ausgelöschten Kultur.

Rund 30 Plakate informieren die jungen Besucher über das wechselhafte Schicksal Illinger Juden vom Mittelalter bis zur Neuzeit.

Rund 30 Plakate informieren die jungen Besucher über das wechselhafte Schicksal Illinger Juden vom Mittelalter bis zur Neuzeit.

Foto: Picasa

Wenige Tage vor Weihnachten folgte die Arbeitsgemeinschaft „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ der Einladung des Arbeiter-Samariter-Bundes Illingen. Nach Besichtigung der Plakatausstellung „Juden in Illingen“ führte ein Rundgang im Ort zu Relikten und Denkmälern einer gewaltsam ausgelöschten Kultur, wie es in einer Pressemitteilung der Alex-Deutsch-Gemeinschaftsschule Wellesweiler weiter heißt.

Stellenweise war es eine schwere Kost bei ungewöhnlich kalter Witterung und in einer Zeit, die eigentlich der Vorfreude auf das Fest der Liebe gewidmet sein sollte. „Aber auch in dieser besinnlichen Zeit nagen zerstörerische Kräfte unentwegt an Frieden und Demokratie“, mahnte die zweite Vorsitzende Katharina Meßinger mit Blick auf die jüngsten Geschehnisse rund um die sogenannte Reichsbürgerszene. Wachsam müsse man sein und die historischen Zusammenhänge kennen, um fremdenfeindlicher, diskriminierender und antisemitischer Gesinnung im eigenen sozialen Umfeld wirksam begegnen zu können und damit einen wichtigen Beitrag zum Schutz der demokratischen Grundordnung zu leisten. Wozu Verschwörungstheorien, Propaganda und ein irregeleitetes Nationalgefühl führen können, verdeutlicht die Ausstellung in ebenso akribischer wie bewegender Weise.

Mit Betroffenheit entnahmen die Alex-Deutsch-Schüler der Jahrgangsstufen fünf bis acht den letzten der rund 30 Plakatexponate, wie Hass, Neid und Hetze die jüdische Gemeinde in Illingen innerhalb kurzer Zeit gänzlich zerstörten und die nationalsozialistischen Gewaltherrscher am Ende nicht einmal vor der Deportation, Misshandlung und Ermordung von Kindern zurückschreckten.

Mit vor Ort weilte auch Martin Schneider vom Heimatmuseum Wemmetsweiler, der als profunder Kenner des regionalen jüdischen Lebens neben den begleitenden Lehrern Christian Eisenla und Erich Hoffmann auf anfallende Fragen in aller Anschaulichkeit antworten konnte. Gestärkt durch heißen Kakao und belegte Brötchen machte sich der Besuch zusammen mit Inge Fuhr vom ASB auf den Weg durch den winterlichen Ortskern, vorbei an herrlichen Zeugnissen jüdischer Architektur und vorbei an den „Stolpersteinen“ mit den eingravierten Biografien der Vertriebenen und sehr oft in Konzentrationslagern ermordeten Bewohnern.

Am Torbogen-Fragment der 1938 zerstörten Synagoge in Höhe des heutigen Parkdecks endete die Führung mit dem Studium der dort angebrachten Erinnerungstafeln zur postumen Ehrung einer jüdischen Gemeinde, die im Laufe ihres rund 250 Jahre währenden Bestehens sehr viel zur Entwicklung und Prosperität Illingens beigetragen hat. Welchen Wert die Illtalgemeinde auf eine mahnende Erinnerungskultur legt, machte der Bürgermeister und Verwaltungschef mit einem Überraschungsbesuch auf halber Strecke deutlich. Armin König betonte die präventive Notwendigkeit solcher Veranstaltungen und erinnerte sich gerne daran, dass der Holocaustüberlebende und schulische Namensgeber Alex Deutsch gemeinsam mit seiner Frau Doris auch in Illingen nachhaltige Überzeugungsarbeit verrichtet hatte. „Wir alle müssen dafür sorgen, dass sich etwas derart Grausames, wie es über sechs Millionen Juden in Deutschland und ganz Europa angetan wurde, nie mehr wiederholt“, lautete der dringende Appell aller Beteiligten zu mehr Friedfertigkeit und Mitmenschlichkeit im Umgang miteinander.

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