Aufrecht gehen und kritisch schreiben

Uchtelfangen · Nachgedacht hat Illingens Bürgermeister Armin König und ließ auf einem Leseabend an seinen Gedanken teilhaben.

 Peter Kleiß (li.), der Initiator der Lesereihe und sein ehemaliger Kollege Bürgermeister Armin König (Mitte) im Begegnungszentrum der Alten Schule Uchtelfangen bei der Lesung. Foto: Andreas Engel

Peter Kleiß (li.), der Initiator der Lesereihe und sein ehemaliger Kollege Bürgermeister Armin König (Mitte) im Begegnungszentrum der Alten Schule Uchtelfangen bei der Lesung. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

Carl Philipp Emanuel Bach hat sich über die "wahre Art das Klavier zu spielen" den Kopf zerbrochen. Nachdenken und reflektieren ist schließlich immer richtig. Nachgedacht hat auch Armin König, im Zivilberuf Bürgermeister von Illingen. Ein Buch mit dem Arbeitstitel "Aufrecht gehen und kritisch schreiben, wenn der Boden schwankt" wird demnächst veröffentlicht. Im Rahmen der Uchtelfanger Reihe "Haste Worte" las König aus seinem Werk.

Peter Kleiß, Initiator der Lesereihe im Begegnungszentrum Alte Schule und früherer SR-Kollege von König, meinte, dass die Zuhörer in der Alten Schule an dem faszinierenden Vollendungsprozess des noch nicht ganz fertiggestellten Werkes teilhaben können. "Für mich ist das auch sehr spannend und hilft mir, eventuelle Unebenheiten und Längen zu redigieren", sagte König. Er, der den Auftritt und das Reden vor großem Auditorium normalerweise routiniert bewältigt, war sichtlich nervös. König ließ seine Gäste teilhaben an seiner Lust am Fabulieren, die wiederum erlebten einen unterhaltsamen Abend mit Ausflügen in Königs Nachdenklichkeit. Er stellt zum Beispiel die digitale Welt der analogen gegenüber, kommt aber nicht zu dem vielleicht naheliegenden Schluss, dass früher alles besser war.

Vielmehr fordert er seine Hörer und Leser zum Reflektieren auf. Denn fertige Lösungen hat der Autor nicht. Er sei kein Ratgeber im Sinne von "wenn nichts mehr geht, kommt sicher von irgendwo ein Ratgeber her, ob Restauranttester oder Erziehungsberater". Dem studierten Germanisten König ist klar geworden, dass "die Sprache nicht ganz machtlos" ist. Dazu lieferte er ein Beispiel aus seiner Studentenzeit, als er in der Saarbrücker Zeitung ein Gedicht über Bergschäden veröffentlichte. Dies sei bei den Kohlelobbyisten damals gar nicht gut angekommen.

Königs Vita habe gezeigt, so Peter Kleiß, dass König als Politiker wie als Dichter gerne gegen den Strom schwimme. Aber er kann auch witzig sein, wenn er in "Die Relativitätstheorie vom Kröver Nacktarsch" über die Marotten der Saarländer fabuliert.

König hält es mit Ingeborg Bachmann, die 1959 sagte, "wie der Schriftsteller die anderen zur Wahrheit zu ermutigen versucht, so ermutigen ihn die anderen, wenn sie ihm, durch Lob und Tadel, zu verstehen geben, dass sie die Wahrheit von ihm fordern. Die Wahrheit nämlich ist dem Menschen zumutbar".

Musikalisch umrahmt wurde die Lesung von den Saarbrücker Jazzmusikern Matthias Ernst am Klavier und Jörg Jenner am Kontrabass. Und am Schluss gab es sogar noch Geld für die Illinger Tafel. Die Parallelreihe von "Haste Worte", "Haste Töne", erwirtschaftete beim letzten Liedermacherfestival in Uchtelfangen 1000 Euro, die Rüdiger Ulrich und Petra Six an König, diesmal wieder in der Rolle des Bürgermeisters, überreichten.

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