Nachtmusik in Illingen Wo sich Chöre und Rocker eine Bühne teilen

Illingen · Zur 29. Auflage der Großen Nachtmusik in Illingen kamen mehr Besucher als je zuvor. Und die erlebten einen tollen Abend.

 Die 29. Auflage der Großen Nachtmusik in Illingen war ein kulturelles Großereignis. 350 Musikfreunde aus der Region wollten die Nachtmusik erleben. Unser Bild zeigt den saarländischen Senioren-Rock-Chor Heart Chor Saar.

Die 29. Auflage der Großen Nachtmusik in Illingen war ein kulturelles Großereignis. 350 Musikfreunde aus der Region wollten die Nachtmusik erleben. Unser Bild zeigt den saarländischen Senioren-Rock-Chor Heart Chor Saar.

Foto: Engel

„Es ist immer wieder spannend, dieses Konzert zu erleben, es ist wie eine Wundertüte“, meinte Peter Kleiß, Jazzkenner und früherer Radiomoderator beim Saarländischen Rundfunk. Wie 350 weitere Besucher der 29. Auflage der Großen Nachtmusik in der Illipse in Illingen war auch Kleiß hoch erfreut. „350 Musikfreundinnen und Freunde bei der Großen Nachtmusik, das ist ein Rekord“, bilanzierte Vera Jochum von der AG Nachtmusik, die gemeinsam mit der Gemeinde Illingen das Spektakel zum Jahresende und zum Abschluss des Illinger Kulturjahres veranstalten. „So viele Besucher hatten wir noch nie“, freuten sich die Ehrenamtlichen der AG Nachtmusik. Die 29. Große Nachtmusik bot Rock und Blues in verschiedenen, vielleicht auch weniger bekannten Varianten, einen Rentner-Chor, eine Mischung aus Jazz und Pop, eine Hommage an den Musiker und Musikwissenschaftler Ekkehard Jost, sowie Indie Rock.

Bruchwies 2.0 startete im Foyer den Silvestervorabend. Bei zwei Auftritten im Jahr 2018 mit verschiedenen Musikern entstand die Idee, die Musik der legendären Band Bruchwies Kollektiv wieder aufleben zu lassen. Gedacht – getan, mit Rock- und Blues aus den 60er bis in die 90er Jahre glühte Bruchwies 2.0 so richtig vor.

Wer dachte, es würde beim Seniorenchor Heart Chor Saar besinnlich weitergehen, musste sich eines Besseren belehren lassen. Die Seniorinnen und Senioren (60 Jahre muss man sein, um mitsingen zu dürfen) traten unverzüglich aufs Gaspedal und schmetterten voller Inbrunst einen Song nach dem anderen; alle Titel in deutscher Sprache, fremdsprachliche Titel wurden von den Chormitgliedern in deutscher Sprache neu getextet. Lebenswillen, Mut und Freude brachten die Künstler in die Illipse, man könnte fast zu dem Schluss kommen, dass in Zeiten des Jugendwahns, das Altwerden auch verdammt cool sein kann.

 Saarbrooklyn-Groove-Unit sind fünf aus Saarbrücken stammende Musiker, die sich dem Fusion Jazz verschrieben haben. Das Quintett installierte soliden Groove aus dem weiten Feld der populären Musik, gepaart mit den Feinsinnigkeiten aus dem Jazz. Daraus wächst ein ums andere Mal eine frische Mischung, die an den Fusion der 70er und 80er Jahre erinnert, gleichzeitig aber nicht davor zurückscheut, neue Wege zu beschreiten.

Nach einer Zeit der Stille ist die Musik zu FalconMill zurückgekehrt.
Auch in neuer Besetzung hat sich am musikalischen Prinzip nichts geändert, Bluesrock abseits der ausgetretenen Pfade, davon konnte sich auch das Illinger Publikum überzeugen. Wie Blues zu sein hat, nichts ist geglättet, aber alles ist irgendwie gegen den Strich gebürstet, so soll es sein. „Es war also alles wie immer, aber doch anders“, stellte Ron Christmann fest, der seit 15 Jahren die Nachtmusik kennt, die abwechslungsreiche Musik liebt, und sich immer wieder auf die vielen netten Leute freut. So ähnlich geht es immer wieder auch Peter Kleiß, der die Große Nachtmusik gar mit einem Klassentreffen verglich. „Hier sieht man immer wieder Menschen, die man seit Jahren nicht mehr getroffen hat“.

Das Blech-Trio mit seinem Programm „in memoriam Ekkehard Jost“ führte in den zweiten Teil der Nachmusik. Das eigens für die Saarbrücker Sommermusik zusammengestellte Trio spielte Werke des im März 2017 verstorbenen Musikwissenschaftlers, Buchautors, Komponisten und Bariton-Saxophonisten Ekkehard Jost , aber auch von Wollie Kaiser. „Weltklasse“, so der knappe, nur leicht übertriebene Kommentar von Beate Steimer. Eine Treff-Regional Ankündigung in der Saarbrücker Zeitung machte die Musikfreundin aus dem nördlichen Saarland auf die Große Nachtmusik aufmerksam. Mit einer Freundin zusammen beschloss sie, „das schauen wir uns mal an“. Bereut haben es die beiden Frauen nicht, „wir kommen wieder“.

Frank Altpeter (Gesang und Gitarre), Mathias Koblé (Gitarre und Gesang), Thomas Klein (Bass und Gesang) und Jörg Sonntag (Schlagzeug) sind seit drei Jahrzehnten „Rescue The Anne“. Seitdem reißt die saarländische Indie-Rock-Formation ihr Publikum mit. Von Anfang an spielt die Band ausschließlich eigene Lieder, auch die Besetzung ist unverändert, so etwas nennt man Beharrlichkeit oder Kontinuität, beides ist gut.

 Die Formation Bruchwies 2.0 sorgte im Foyer der Illipse für gute Stimmung.

Die Formation Bruchwies 2.0 sorgte im Foyer der Illipse für gute Stimmung.

Foto: Engel

Den Abschluss eines tollen, blueslastigen Abends zierten „The Post Blues Experience“. Diese Musiker erheben nicht den Anspruch, den Blues neu zu erfinden, warum auch. Es gibt doch die Blues-Klassiker Johnny Winter, Muddy Waters, Bessie Smith, oder Albert King.

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