Saubermachen in Neunkirchen Hundekot macht auch verpackt keine Freude

Neunkirchen · Mehr als 2000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene beteiligten sich in Neunkirchen an der Müllsammelaktion Picobello 2019.

 Zum ersten Mal machten die Familien Martin und Holzer mit den Kindern Hailey, Colin und Sidney bei der Picobello Aktion in Hangard mit. Die Müllabfuhr holte den gesammelten Unrat gleich an der Sammelstelle Ostertalhalle zur Entsorgung ab.

Zum ersten Mal machten die Familien Martin und Holzer mit den Kindern Hailey, Colin und Sidney bei der Picobello Aktion in Hangard mit. Die Müllabfuhr holte den gesammelten Unrat gleich an der Sammelstelle Ostertalhalle zur Entsorgung ab.

Foto: Jörg Jacobi

Es ist „schon ein bisschen eklig“,  sagt Valesca und ihre Freundin Evelyn nickt. Zwar sammelt die Steinwaldgymnasiastin schon seit Ewigkeiten bei Picobello mit – genau genommen neun ihrer insgesamt elf Lebensjahre. Aber an den Hundekot, ob verpackt oder pur, gewöhnt man sich halt nie. Zum Glück gibt es Handschuhe.

Und zur Belohnung jetzt, Samstagmittag, im Kommunikationszentrum, kurz Komm in der Kleiststraße,  ein zweites Frühstück und Limo. Nebenan im Zimmer ziehen 28 Firmbewerber Bilanz. „Sehr engagiert“ haben die 13- bis 16-Jährigen die Bliesböschung rauf und runter abgegrast, lobt Pastoralreferent Philipp Spang. Verkehrsschilder, Liegestühle, Kindersitz und ein Schwenker, das waren die kuriosesten Funde. Viel Wertschätzung sei da nicht mehr für Gottes Schöpfung zu spüren, die zu beherrschen der Mensch beauftragt ist. So steht es in der Genesis, die Spang als theologischen Einstieg gewählt hatte. An Picobello teilzunehmen, sei den Jugendlichen frei gestellt worden – als eines von vielen Angeboten. Die hohe Akzeptanz resultiere auch aus der aktuellen Mülldiskussion, vermutet Spang. So besteht bei vielen Firmbewerbern der Wunsch, dabei zu helfen, die Umwelt zu säubern. Sie wollen „was Sinnvolles tun“ – und das mit Erfolg. „Hochzufrieden“ zeigte sich der Pastoralreferent über den Verlauf und das Engagement der jungen Leute.

Mit 90 Teilnehmern an beiden Tagen war das Komm der zugkräftigste Treffpunkt – einer von insgesamt 21 im gesamten Stadtgebiet. „Heftig“ zur Sache sei es diesmal gegangen, meldete Thomas Haas um 14 Uhr, fast noch ein wenig außer Atem. „Viel Betrieb“ habe geherrscht. Kamen doch mehr Leute, als angemeldet. „Ein Luxusproblem“, fügte der städtische Koordinator der Picobello-Aktion schnell an, froh und dankbar über jeden, der mitwirkt. Freitag waren rund 500 Kindergarten und Schulkinder mit ihren Erziehern und Betreuern im Einsatz, am Samstag dann 1500 Neunkircher aller Altersklassen.

Erstmals an den Start – mit Ehemann Mike, Tochter Hailey (6) und den Zwillingen Sidney und Colin (4) - ging Bianca Martin, die auch gleich ihre Eltern Maria und Fred Holzer aktivierte. „Ich wollte schon vor drei Jahren mitmachen“, Vorbild war eine Freundin in Ottweiler. Doch dann verpasste die dreifache Mutter immer die Anmeldung. Umso schöner, dass es nun endlich klappte: „Durch Zufall hat mein Mann davon gelesen und gleich angerufen.“ Bei Kaiserwetter säuberte der kleine Trupp die Hangarder Ortsmitte – unter anderem an der Hauptstraße und auf dem Spielplatz. „Unten an der Oster lag am meisten“, nix Besonderes, „Blumentöpfe, Flaschen, Kotbeutel, Verpackungen, ein kaputter Fußball“ und so weiter. Sinn mache die Sammelei vor allem pädagogisch: „Die Kinder sollen lernen, Müll nicht einfach wegzuwerfen, dass andere Leute ihn dann aufheben müssen.“

Julia Albert, die ebenfalls mitlief, ärgert sich, dass die Wertstoffcontainer so nah am Spielplatz stehen: „Ein mega unglücklicher Standort“, betont die Lehrerin. Ist doch die Verletzungsgefahr durch die Glasscherben im Umfeld der Container relativ hoch.

Für Sebastian Brüßel (CDU) ist Picobello vor allem ein „schönes gemeinsames Projekt im Dorf “, das ruhig noch „etwas mehr angenommen“ werden könnte. Wiewohl man dieses Jahr mit 30 Teilnehmern sehr zufrieden sei, wie Herbert Volz (SPD) bestätigt – ein Drittel mehr als 2018. Brüßel sieht außer dem positiven Effekt fürs Gemeinschaftsleben auch eine andere Komponente. So könne es ganz gewiss nichts schaden, sich wenigstens einmal Jahr der Müllproblematik bewusst zu werden – im eigenen lokalen Umfeld. Der Forst muss jedes Jahr eine Million Euro investieren, um illegal in den Wäldern verklappten Müll zu entsorgen, weiß Volz.

Für Colin und seine Geschwister war es trotzdem vor allem eine Spaßveranstaltung. Mit Feuereifer habe er gesammelt, berichtet Mama Bianca. „Er fands cool.“ Was es mit den vielen schönen Flaschen auf sich hat, die früher mal 40 prozentigen Wodka beherbergten, bleibt Sache der Erwachsenen. Gesprächsstoff gab es jedenfalls genug, als man Picobello 2019 traditionell beim Imbiss im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr ausklingen ließ.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort