Unsere Helden der Kindheit Held der Kindheit: Don Camillo löst Zorro ab

Neunkirchen · Don Camillo, das war der Held seiner Kindheit. Der Neunkircher Raimund Eich hat ausführlich geschrieben, wie er den italienischen Geistlichen in seiner ewigen Auseinandersetzung mit dem kommunistischen Bürgermeister in jungen Jahren erlebt hat.

 Er rächte die Witwen und Waisen, lehrte Finsterlinge das Fürchten und brachte das Blut der Damenwelt in Wallung: Zorro (Antonio Banderas). Auch unser Leser war von ihm begeistert.

Er rächte die Witwen und Waisen, lehrte Finsterlinge das Fürchten und brachte das Blut der Damenwelt in Wallung: Zorro (Antonio Banderas). Auch unser Leser war von ihm begeistert.

Foto: columbiatristar

Er war weder jung noch schön und entsprach überhaupt nicht dem klassischen Bild eines Helden der Kindheit. Aber er war bärenstark und ging keinem Streit aus dem Weg. Das gefiel mir. Was mich jedoch am meisten an ihm faszinierte, war, dass er mit dem gekreuzigten Jesus, den er Herr nannte, in seiner Kirche richtige Zwiegespräche führen konnte, und dass der ihn mit seiner unglaublich sanften Stimme stets auf den Pfad der Tugend zurücklenkte, wenn ihn der bullige Bürgermeister Giuseppe Bottazzi alias Peppone und seine kommunistischen Parteigenossen mal wieder auf die Palme gebracht hatten. Die Rede ist von Don Camillo beziehungsweise von den Spielfilmen „Don Camillo und Peppone“, die Anfang der 60er in schwarzweiß über den Bildschirm flimmerten. Gespräche mit dem Herrn im Himmel, bei denen man richtige Antworten bekam, wollte ich auch führen können, und so löste Don Camillo, der Priester in der schwarzen Soutane, schweren Herzens Zorro, meinen ersten Helden der Kindheit, ab, wenn auch nur für kurze Zeit. Ich wollte jedenfalls Priester werden, und da Zorro auch immer in schwarz gekleidet war, nahm ich mir vor, später statt des Priestergewandes einfach Zorros schwarzen Umhang und dessen schwarzen Hut zu tragen. Nur auf die schwarze Maske wollte ich freiwillig verzichten. Aber als mir mein Vater, der diese Entwicklung offenbar mit Skepsis beobachtete, eines Tages erklärte, dass man sich als Priester nicht so einfach über Kleidungsvorschriften hinwegsetzen könne und vor allem auch nicht mit Mädchen herummachen dürfe, ging Don Camillos Stern allmählich bei mir unter und wurde zwei drei Jahre später durch Winnetou ersetzt.

An meinem 50. Geburtstag habe ich ihn wiederentdeckt, den Don Camillo, als mir sechs Spielfilmkassetten mit Don-Camillo-Filmen geschenkt wurden. Seitdem bin ich ihm treu geblieben. Nur das Zwiegespräch mit dem Herrn Jesu, das funktioniert zu meinem Leidwesen noch immer nicht.

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