Schüler präsentieren Musical Harsche Kritik an der Unterhaltungsbranche

Neunkirchen · Das hat ja mal gut gepasst. Wirkte doch das von Meranern Gymnasiasten 2015 ausgedachte und produzierte „Königsspiel“ wie gemacht für die zwar abklingende, aber noch ausreichend präsente „me too“-Debatte. Kombiniert mit Kritik an der Unterhaltungsbranche und die nach jedem Völkermord aufflammenden Fragen nach kollektivem Wahnsinn, Herdentrieb und Selbstverantwortung – war dieser Abend, war dieses Stück hochbrisant. Und vermochte trotzdem über zwei Stunden lang zu unterhalten.

„Aus drei Gründen ist diese Veranstaltung heute etwas Besonderes“, betonte Schulleiterin Sigrid Maschlanka vorab. Zum einen weil man nach fünf Jahren unfreiwilliger Musical-Pause nun endlich wieder eine solche Premiere erleben könne. Zum anderen sei die Aula in allerletzter Minute brandschutztechnisch freigegeben. Womit Landrat Sören Meng Wort gehalten habe, bedankte sich die Schulleiterin. Und es gibt ein Geburtstagskind: den Schulförderverein, auf dessen 50-jähriges Bestehen man anstoßen wolle. Als Mäzen ist der 670 Mitglieder zählende Verein geradezu unverzichtbar. Allein in den letzten vier Jahren erfüllte er Wünsche im Wert von 65 000 Euro, verriet Vorsitzender Peter H. Rosar.

Und dann startete sie voll durch, „die sensationelle neue `hart aber fair´-Show“, wie sie das Glamour-Moderatorenteam Max Miller (Matthias Scherer) und Marie Haller (Ida Morsch) zusammen mit Produzentin Franziska Hober (Melissa Woll) ankündigten. Für die zehn Kandidaten galt es in einer Art „Big Brother“-Container auf engstem Raum miteinander zu leben – live übertragen vom Fernsehsender. Das anfängliche „Wir“-Gefühl wich schnell einer pragmatischen Überlebensstrategie. Zur Not auch mittels Elektroschocker – eine Reminiszenz an das Milgram-Experiment von 1961, bei dem sich Testpersonen Pseudo-Autoritäten hörig zeigten und Mitprobanden quälten.

Beruhigend, dass am Schluss doch Solidarität und Liebe über diesen Wahnsinn siegten. Mit donnerndem Applaus und Standing Ovations würdigte das Premierenpublikum das tolle Ensemblespiel. Besondere hervorzuheben ist das Schulorchester, das für große Musicalmomente sorgte.

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