Ganztagsgemeinschaftsschule Neunkirchen Schule geht auch via Dropbox

Neunkirchen · Digitale Plattformen, Nachrichtendienste, Videoschaltungen: So läuft der Unterricht auch während geschlossener Schule bei der GGS Neunkirchen.

 Das Corona-Virus hat für verschlossene Schulen gesorgt. Schüler lernen jetzt von daheim über Computer, Smartphone oder Tablet.

Das Corona-Virus hat für verschlossene Schulen gesorgt. Schüler lernen jetzt von daheim über Computer, Smartphone oder Tablet.

Foto: dpa/Patrick Seeger

Der Anruf an diesem Vormittag stößt ziel- und zeitgenau aufs Thema. „Wir haben gerade eine Videokonferenz mit einer achten Klasse“, sagt Schulleiter Clemens Wilhelm. Vier Lehrer, 25 Kinder und der Chef der Ganztagsgemeinschaftsschule Neunkirchen (GGSNK) zünden eine neue Stufe in ihrem Umgang mit Unterricht während der Corona-Pandemie. Die Schüler hatten schon für die erste Woche ohne regulären Unterricht Arbeitsmaterialien an die Hand bekommen, um daheim zu lernen. Jetzt wird der persönliche Kontakt intensiviert. Okay, die Videokonferenz läuft, wir verschieben unser Telefonat um eine halbe Stunde.

„Es war das erste Mal, dass wir so was gemacht haben“, erläutert Wilhelm etwas später. Es sei gut gelaufen. Bei der Videoschaltung hatte er teilweise über zehn Gesichter gleichzeitig auf dem Bildschirm, habe sich dann aber darauf beschränkt, nur den zu sehen, der gerade sprach. Die GGSNK geht während der Ausnahmesituation durch die Krankheit wie andere Schulen auch neue Wege. Sie arbeitet mit ihren Schülern über Dropbox und andere Möglichkeiten im Internet. Er habe seine Pädagogen schon in der Woche vor den Schulschließungen gebeten, Arbeitsmaterialien zusammenzustellen, sagt Wilhelm. So waren sie vorbereitet, als am 16. März die Türen geschlossen blieben. Mit Dropbox, das im Netz die Möglichkeit schafft, Texte, Bilder oder andere Inhalte an einer für viele Teilnehmer zugänglichen Stelle zu bündeln, habe das GGSNK schon zuvor gearbeitet. Jede Klasse hat ihre eigene Dropbox, Lehrer hinterlegen dort Arbeitsaufträge, Schüler gehen die Aufgaben daheim an. Wilhelm: „In der Dropbox ist eine Ordnerstruktur, die alles nach Fächern sortiert. Jedes Kind kann mit dem Computer, Tablet oder Handy darauf zugreifen.“ Auf diesem Weg erreiche die GGSNK 90 bis 95 Prozent ihrer Schüler. Wem diese Möglichkeiten nicht offenstünden, der bekomme Unterrichtsmaterialien mit der Post nach Hause geschickt. Die Lehrer nutzen auch andere Kanäle wie etwa den Nachrichtendienst WhatsApp, um mit den jungen Leuten in Kontakt zu bleiben und offene Fragen zu klären. Wilhelm: „Ich bin normalerweise kein großer Freund davon, ständig mit den Schülern über WhatsApp zu kommunizieren. Aber in dieser Situation sollten wir alle Kanäle nutzen, die möglich sind, um die Kinder zu erreichen.“ Schließlich handele es sich um eine weltweite Ausnahmesituation. Der Schule helfe es in der Ausnahmesituation enorm, dass sie seit Jahren selbstständiges Lernen fördere. Wilhelm: „Wir sind weg vom Frontalunterricht. Das ist in der aktuellen Situation ein großes Plus.“

Mit den Videokonferenzen entsteht über das reine Lernen hinaus wieder mehr Kontakt, wenn auch nur digitaler Natur. „Das war schon etwas besonderes, eben fast die ganze Klasse beisammen zu haben,“ sagt der Schulleiter. Die Lehrer fragen jeden einzelnen Schüler, wie er zurechtkommt. Sie können Unterrichtsmaterial einblenden, mit einem Stift Dinge markieren, was dann alle sehen. Im Chat mit der achten Klasse an diesem Morgen hat es auch Kritik gegeben. Zu viel Stoff in Mathe etwa. Das klingt schon wieder nach normalem Unterricht. Während die älteren Schüler ihre Lernpakete bekommen, machen Lehrer für die Fünftklässler auch Stundenpläne, damit die Kinder eine klare Vorgabe haben.

Die ersten Tage haben sich die Schulschließungen wie Ferien angefühlt für die jungen Menschen, bekommt Wilhelm Rückmeldung. „Aber jetzt sagen sie auch: Mann, ist das langweilig.“ Über die Möglichkeiten der digitalen Welt läuft der Unterricht weiter. Als bestes Modell für die Zukunft begreift es der Schulleiter gleichwohl nicht: „Es wäre nicht gut, Unterricht auf solche Wege umzustellen. Wir Menschen brauchen Begegnung und Beziehung. Wir brauchen ein Gesicht, das seine Emotionen widerspiegelt.“ Das digitale Lernen habe sicher Einzug gehalten und helfe während der Corona-Zeit, aber die Schüler bräuchten auch greifbares Lernen. Die GGSNK, mit rund 1000 Schülern größtes weiterführendes Bildungshaus in Neunkirchen, hat unter anderem ein Outdoor-Klassenzimmer im Kasbruch, macht dort Unterricht in der Natur. Es dürfte ein Fest werden, wenn sich dort nach den Restriktionen erstmals wieder ganze Klassen zum Unterricht treffen.

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