Friesenkampf Friesenkampf statt Fechtduell

Saarbrücken · Bei den saarländischen Mehrkampf- meisterschaften standen vergangenen Sonntag unter anderem der Friesen-Fünfkampf und Leichtathletik-Wettbewerbe auf dem Plan.

 Sprint-Start bei den Mehrkampf-Landesmeisterschaft an der Sportschule Saarbrücken (von links): Michelle Baumgart, Alara Kaynar, Anna Heinz, Katharina Klein und Elena Kruse.

Sprint-Start bei den Mehrkampf-Landesmeisterschaft an der Sportschule Saarbrücken (von links): Michelle Baumgart, Alara Kaynar, Anna Heinz, Katharina Klein und Elena Kruse.

Foto: Andreas Schlichter

Was haben 1000 Meter Laufen, Luftgewehrschießen, 100 Meter Brustschwimmen, Degenfechten und Kugelstoßen gemeinsam? Bis auf die Tatsache, dass alles Sportarten sind, haben sie auf den ersten Blick in etwa so viel gemeinsam wie Reisbällchen, die französische Revolution und Ottmar Hitzfeld: wenig. Auf den zweiten Blick ändert sich das Bild aber. Denn obwohl die einzelnen Sportarten grundverschieden sind, ergeben sie alle gemeinsam den sogenannten Friesenkampf – nicht zu verwechseln mit dem Friesensport.

„Wenn man sich die Kombination der Disziplinen anschaut, dann könnte man auf den Gedanken kommen, dass man schon ein bisschen verrückt dafür sein muss“, sagt Raphael Paltz, frisch gebackener Saarlandmeister im Friesen-Fünfkampf der Klasse M 20+. Bei den Landes-Mehrkampfmeisterschaften, die vergangenen Sonntag an der Landessportschule in Saarbrücken ausgetragen wurden, gewann der Athlet vom Fechterring Hochwald Wadern mit 38,116 Punkten Gold vor Ruven Jank vom TuS 1860 Neunkirchen.

„Man muss dazu sagen, dass die meisten Teilnehmer an Friesenkämpfen in der Regel aus dem Fechtsport kommen. Für Fechter bietet es sich einfach an, beim Friesenkampf mitzumachen. Ganz einfach deshalb, weil das ein super schöner Ausgleich ist“, erzählt der 21-Jährige.

Doch wie kommt man überhaupt zu der Sportart? Reine Friesenkampf-Vereine gibt es im Saarland schließlich keine. „Bei uns im Verein hat es schon lange Tradition, dass viele Fechter am Friesenkampf bei Saarland- und Deutschen Meisterschaften teilnehmen. Es ist auch mal schön, ein bisschen aus der Fecht-Szene raus zu kommen und beim Deutschen Turnerbund bei den wirklich großen Events dabei zu sein“, erzählt er. „Fast alle, die neu mit Fechten anfangen, machen regelmäßig beim Friesenkampf mit. So kommt es, dass sich das seit Jahren so hält, dass aus dem Saarland mit deutschen Meistertiteln zu rechnen ist, weil es hier eine lebendige Friesenkämpfer-Szene gibt.“

Ein paar Abstriche im Training müssen zwar gemacht werden, schon rein zeitlich bedingt, erklärt Paltz, aber „insgesamt ist es so, dass die meisten eine oder zwei Disziplinen dazu nehmen, die sie mit trainieren. So kommt es, dass jeder seine stärkeren und schwächeren Disziplinen hat. Klar, macht man ein, zwei Monate vor dem Wettkampf besonderes Training,  man geht vermehrt schwimmen, übt die Technik beim Kugelstoßen,  nochmal Schießen.“

Und während die Friesenkämpfer von Sportstätte zu Sportstätte eilten, hatten die Leichtathletik-Fünfkämpfer, deren Wettkämpfe parallel ausgetragen wurden, neben der sportlichen Belastung noch die Sonne als zusätzlichen Faktor. Die brannte nämlich permanent erbarmungslos auf die komplett in der Sonne gelegene Leichtathletik-Anlage nieder. Leon Steils, Jahrgang 2005, vom TV Rockershausen, brauchte wie alle seiner Konkurrenten nach dem 1000 Meter-Schlusslauf erst einige Minuten, um wieder zu Kräften zu kommen.

Bei knapp 30 Grad Celsius keine große Überraschung: „Was gar nicht mehr ging nach den 1000 Metern war weiterzulaufen oder richtig zu atmen“, scherzte der einzige Starter der Klasse M 12/13. Und somit auch der neue Saarlandmeister. „Die 1000 Meter machen am Ende richtig fertig.“ Er hatte zuvor die Disziplinen 75 Meter Sprint, Weitsprung, Kugelstoßen und Schleuderball absolvieren müssen.

Sein Endergebnis: 31,235 Punkte – eine persönliche Bestleistung. „Am meisten Spaß machen mir die 75 Meter und der Weitsprung. Nur bei den 4,92 Metern im Kugelstoßen bin ich von mir selbst enttäuscht.“

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