Tierschützer kritisiert „Pavian-Abschiebung“ 30 Neunkircher Paviane bald in China

Neunkirchen · Nach der heftigen Debatte um die Haltung seiner Menschenaffen gibt der Zoo nun Tiere nach Asien ab. Tierschützer haben ein „ungutes Gefühl“.

 Der Neunkircher Zoo hielt 104 Paviane in einem Gehege. Tierschützer beklagten eine „Überbevölkerung“. Nun sollen 30 Affen nach China.

Der Neunkircher Zoo hielt 104 Paviane in einem Gehege. Tierschützer beklagten eine „Überbevölkerung“. Nun sollen 30 Affen nach China.

Foto: Jörg Jacobi

30 Mantelpaviane aus dem Neunkircher Zoo werden in diesen Tagen nach China transportiert. „Die für den Transport erforderliche amtstierärztliche Gesundheitsbescheinigung wurde seitens des Landesamtes für Verbraucherschutz (LAV) am 6. Mai 2019 für 30 Tiere ausgestellt“, erklärte Sabine Schorr, Sprecherin von Saar-Umweltminister Reinhold Jost (SPD), der SZ auf Anfrage. Jost sagte, dass die Verkleinerung der Pavian-Gruppe im Neunkircher Zoo eine der Kernforderungen des im Jahr 2018 erstellten Gutachtens gewesen sei.

„Die Abgabe von 30 Tieren trägt in einem ersten Schritt dazu bei, die Population zu verkleinern“, betonte der Minister. Der Göttinger Primaten-Forscher Franz-Josef Kaup hatte in seinem Gutachten angeregt, dass die Population von 104 Affen verkleinert werden solle.

Tierschützer und auch der saarländische Landestierschutzbeauftragte Hans-Friedrich Willimzik hatten die „Überbevölkerung“ bei den Pavianen im Neunkircher Zoo 2018 teils scharf kritisiert (wir berichteten). Sie sahen darin einen Verstoß gegen das Säugetiergutachten der Bundesregierung hinsichtlich des Raumangebotes für die 104 Paviane in Neunkirchen. Zoo-Direktor Norbert Fritsch hatte von einer Kampagne gegen seinen Zoo gesprochen, die jeglicher Grundlage entbehre.

Die Abgabe der 30 Menschenaffen werde von Behördenseite begrüßt, sagte Jost. „Es liegt jedoch in der Verantwortlichkeit des Zoos, die künftige Richtgröße unter Berücksichtigung der Einhaltung der Vorgaben des Säugetiergutachtens festzulegen und durch entsprechende Maßnahmen, zum Beispiel Fortführung der Geburtenkontrolle, zu erreichen“, so der Umweltminister.

Nach Angaben seiner Sprecherin Schorr wird die etwa 9000 Kilometer weite Reise der Paviane von einem zugelassenen niederländischen Transportunternehmen organisiert und durchgeführt. Rechtsgrundlage zur Abfertigung des Transportes sei die nationale Tierschutz-Transportverordnung sowie die EU-Verordnung Nr. 1/2005 über den Schutz von Tieren beim Transport.

Auf die SZ-Frage, ob es Auflagen der Amtstierärzte für die künftige Unterbringung in einem chinesischen Zoo gebe, sagte Schorr: „Für die Erteilung von Auflagen durch das LAV bezüglich der künftigen Unterbringung von Tieren in China gibt es keine rechtliche Grundlage.“ Gemäß den rechtlichen Vorgaben zum Transport der Tiere dürften nur gesunde, transportfähige Tiere die Reise antreten. Für den Flug würden die Vorschriften der International Air Transport Association (IATA) für Lebendtiertransporte gelten.

Neunkirchens Zoo-Direktor Fritsch bestätigte der SZ, dass die Vorbereitungen für den Transport der 30 Paviane liefen. Es habe nach dem Gutachten aus dem Umweltministerium Überlegungen gegeben, die Zahl der 104 Paviane zu reduzieren. „Das tun wir jetzt“, sagte Fritsch. Die Affen, die abgegeben würden, seien alle gesund. Wohin genau sie in China kommen, sagte er nicht. Ob die zurückbleibenden 74 Paviane den Abtransport ihrer 30 Artgenossen als Entlastung sehen würden, sei jedoch dahingestellt, meinte Fritsch. Das sei rein spekulativ, so der Zoo-Direktor.

Colin Goldner von der international agierenden Tierschutzgruppe Great Ape Project sagte der SZ: „Kein Zoo in China entspricht den europäischen Bestimmungen für Wildtierhaltung.“ Viele der dortigen Zoos seien reine „Amusement-Shows“, in denen die Tiere vorgeführt würden. Es könne besser werden für die 30 Paviane als im Neunkircher Zoo. „Aber es kann auch sein, dass die Affen vom Regen in die Traufe kommen“, erklärte Goldner. Der ganze Abtransport aus Neunkirchen geschehe komplett intransparent, er habe dabei ein „sehr, sehr ungutes Gefühl“, so Goldner. In China gebe es bei der Wildtierhaltung keinerlei Tierschutz-Kriterien.

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