Neue Perspektiven Der Weg aus der Krise ist grün

 Neunkirchen · Von den Corona-Beschränkungen ist die Veranstaltungsbranche besonders hart getroffen worden. Für die „hb Veranstaltungstechnik GmbH“ aus Neunkirchen kam es nicht in Frage, den Kopf in den Sand zu stecken. Das „Green Stream Studio“ ist der Weg aus der Krise. 

 Ein „Green Stream Studio“ eröffnet der hb Veranstaltungstechnik im Neunkircher Altseiterstal mit den beiden Geschäftsführern Jens Spallek (links) und Heino Beck neue Perspektiven.

Ein „Green Stream Studio“ eröffnet der hb Veranstaltungstechnik im Neunkircher Altseiterstal mit den beiden Geschäftsführern Jens Spallek (links) und Heino Beck neue Perspektiven.

Foto: Heinz Bier

Keine Open-Air-Konzerte, keine öffentlichen Veranstaltungen, keine Firmenevents – zu den Unternehmensbereichen, die von den Coronabeschränkungen am ärgsten betroffen sind, gehört zweifellos die Veranstaltungsbranche. Auch die „hb Veranstaltungstechnik GmbH“ mit Sitz im Neunkircher Altseiterstal ist seit über einem Jahr so gut wie beschäftigungslos.

„Unsere Branche war schon sehr früh von der Krise betroffen und sie wird wohl am längsten darunter zu leiden haben“, hatte Geschäftsführer Heino Beck schon im vergangenen Frühjahr erkannt. Im Jubiläumsjahr zum 30-jährigen Bestehen des Unternehmens gibt es deshalb auch kaum Anlass zum Feiern.

Aber der Steinbacher, der die Firma 1991 gegründet hat und heute zusammen mit Jens Spallek als weiterem Geschäftsführer leitet, ist keiner, der den Kopf in den Sand steckt und nur auf Hilfe von außen wartet. Deshalb war es das Bestreben der beiden Unternehmer, neue Ideen zu entwickeln und kreative Lösungen zu finden, um wichtige Firmenveranstaltungen, Tagungen oder Präsentationen, die bisher stets mit Publikum stattgefunden hatten, auf neue Art durchzuführen.

Möglich ist das jetzt in einem „Green Stream Studio“, in dem viele Veranstaltungsformate virtuell möglich sind. „Alles, was in der Vergangenheit als Präsenzveranstaltung stattgefunden hat, geht jetzt in unserem Studio über die Bühne und wird live oder als Aufzeichnung im Internet gesendet“, erklärt Jens Spallek, der zwischenzeitlich in der Unternehmensleitung an die erste Stelle gerückt ist.

Von der Politik fühlen sich Beck und Spallek im Stich gelassen. „Es gibt immer wieder viele Versprechungen, aber keine Perspektiven“, moniert der 52-jährige Firmengründer, „und deshalb bleibt nichts anderes übrig als Eigeninitiative.“ Dazu gab es bei den beiden Geschäftspartnern auch keine zwei Meinungen. „Wir wollten und mussten etwas Geld in die Hand nehmen, um Perspektiven zu haben und Zeichen zu setzen“, nennt Jens Spallek die Absicht, „um damit auch wieder aus der Lethargie herauszukommen“.

Durch die Entscheidung, innerhalb des eigenen Tätigkeitsbereiches etwas Neues anzupacken, habe man die Chance gesehen, „Perspektiven für die Zukunft des Unternehmens und für die Mitarbeiter“ zu schaffen, fügt Heino Beck hinzu. Hierzu wurde „eine Investition im hohen fünfstelligen Bereich“ notwendig, „aber nichts zu machen und nur zu warten, war für uns keine Option“, machen die beiden Geschäftsführer deutlich.

In einer leer geräumten Lagerhalle des Firmenanwesens ist in den vergangenen Wochen ein professionelles Fernsehstudio entstanden, und auf der 50 Quadratmeter großen Fläche ist digital nahe zu alles möglich. Je nach Gestaltungswunsch der Kunden kann die graue Studiorückwand zur Seite geschoben und eine grüne Rückseite hergestellt werden. Auf diesem so genannten Green Screen ist von der Büroatmosphäre über Landschaften bis zur Skyline einer Großstadt nahezu alles digital darstellbar. Viele größere Unternehmen aus dem In- und Ausland lassen im Altseiterstal ihre Präsentationen erstellen, „weil oftmals die räumlichen Gegebenheiten in den Unternehmen ungenügend sind, um Livestream auf einem gewissen Niveau aufzuzeichnen“, erklärt Heino Beck. Aber die Neunkircher Experten können ihr Studio auch auf den LKW verladen und zu den Kunden hinfahren, so wie es gerade bei einer Versicherungsgesellschaft in München der Fall war.

Auch für die elf Mitarbeiter, „die phasenweise aus der Kurzarbeit geholt werden“, ist die neue Veranstaltungstechnik eine große Herausforderung. „Aber sie nehmen sie an“, bestätigen Beck und Spallek, „um sich weiterzubilden und sich auf das neue Betätigungsfeld einzustellen“. Vom Ertrag her sei das Ganze zwar nicht vergleichbar mit den früheren Events mit Publikum und man arbeite auch noch lange nicht kostendeckend, geben die beiden Geschäftsführer zu verstehen.

Aber sie sind sich „sicher, dass der digitale Anteil an der Veranstaltungstechnik nicht verschwinden wird, wenn sich die Situation irgendwann wieder ändert“, und dann hat die hb Veranstaltungstechnik im Neunkircher Altseiterstal vom Equipment und vom Know how her mit Sicherheit einen kleinen Vorsprung.

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