Jugendschutz und Alkohol Fastnacht richtig genießen können

Neunkirchen · Alkohol trinken ist auch für junge Leute an Karneval normal. Das HaLT-Projekt in Neunkirchen informiert über risikoarmen Konsum.

 Yvonne Illy (links) und Ute Müller-Biehl von der Suchtprävention der Neunkircher Brigg, testen den neuen Rucksack mit dem aufgedruckten Motto des HaLT-Projektes „Kenn Dein Limit!“.

Yvonne Illy (links) und Ute Müller-Biehl von der Suchtprävention der Neunkircher Brigg, testen den neuen Rucksack mit dem aufgedruckten Motto des HaLT-Projektes „Kenn Dein Limit!“.

Foto: Foto: Heike Jungmann

Es waren nur noch ein paar Meter bis nach Hause. Umso tragischer wäre es gewesen, wenn der schlafende Jugendliche in jener Nacht nicht rechtzeitig am Straßenrand entdeckt worden wäre. So betrunken, wie er nach einer Party war, spürte er die Kälte nicht. Seine Freunde hätten ihn nicht allein nach Hause gehen lassen dürfen. Oder besser noch: Der Junge hätte sich an ein persönliches Alkohollimit halten sollen.

Von dem Vorfall, der sich im vergangenen Jahr über Fastnacht im Landkreis Neunkirchen so zugetragen hat, berichten Yvonne Illy und Ute Müller-Biehl von der Jugendberatungsstelle Die Brigg beim SZ-Redaktionsbesuch. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die wegen einer akuten Alkoholvergiftung stationär behandelt werden müssen, steigt insbesondere rund um den Karneval an. Im vergangenen Jahr seien über Fastnacht sechs junge Leute allein in der Klinik Kohlhof behandelt worden. Die Zahl an Alkoholvergiftungen unterschiedlichen Grades dürfte um einiges höher sein. Das HaLT-Projekt (Hart am Limit) der Brigg bietet Hilfe für die betroffenen Jugendliche sowie ihre Eltern an, damit sich dieser lebensbedrohliche Vorfall nicht wiederholt. Gerade fand am vergangenen Wochenende ein „Risiko-Check“ mit betroffenen Jugendlichen statt. Da wurde zum Beispiel anschaulich vermittelt, wie viel Alkohol in welchem Getränk enthalten ist. „Die Jugendlichen staunten nicht schlecht, als sie zum Beispiel die Unterschiede in verschiedenen Bier-Mixgetränken sahen“, erzählt Yvonne Illy. Bundesweit gibt es „HaLT“ seit 15 Jahren an mittlerweile 300 Standorten. In Neunkirchen ist das Projekt im Januar 2008 mit einer Fachtagung gestartet. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums überlegten sich die Kooperationspartner, wie man dem Projekt mit neuen Ideen neuen Schwung geben könnte. So nutzen jetzt die Jugendpfleger im Kreis und andere im Netzwerk ihren Facebook-Account, um über einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol aufzuklären. Auch ganz niederschwellig etwa mit Flyern und Plakaten an Schulen und in Jugendzentren wird informiert. Dabei gehe es nicht darum, Alkoholkonsum zu verteufeln. Aber genau hinzusehen und gegebenenfalls nach dem Ausweis zu fragen. „Hier sind auch die Erwachsenen in ihrer Vorbildfunktion gefragt“, betont Ute Müller-Biehl. Zum Beispiel in den Karnevalsvereinen. Deshalb wandte sich Landrat Sören Meng in einem Informationsbrief an die Vorsitzenden der Fastnachtsvereine im Landkreis, um für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zu werben und auf das HaLT-Projekt aufmerksam zu machen. So sei bei der Ausgabe von Alkohol unbedingt das Jugendschutzgesetz einzuhalten. Nüchtern Auto zu fahren und für einen sicheren Heimweg zu sorgen sei oberstes Gebot.

„Wir wollen eine Kultur des Hinsehens etablieren“, erklärt Yvonne Illy. Dazu tragen auch die Verkaufsstellen-Aktionen bei. Im Gespräch mit zuständigen Mitarbeitern etwa von Tankstellen oder Discountern versuche man, diese für die Problematik zu sensibilisieren. „Da hat sich auch schon Einiges getan“, wissen die Brigg-Mitarbeiterinnen. Um das ganze Jahr über, nicht nur über die Fastnachtstage, auf die Problematik aufmerksam zu machen, gibt es Jugendschutzteams. Diese würden sich über Verstärkung freuen. Die nächste Schulung für Peers, also freiwillige Helfer, findet am 27. und 28. April statt. Mit neuen Materialien können die HaLT-Mitarbeiter dank der Spende der Saarländischen Investitionskreditbank (SIKB) und mithilfe des Landesinstituts für präventives Handeln ausgestattet werden. Die modernen Leichtrucksäcke mit dem Motto „Kenn dein Limit“ sind ein echter Hingucker und dazu noch praktisch. „Da sieht man auf den ersten Blick, welche Botschaft wir rüberbringen wollen“, freuen sich Illy und Müller-Biehl. Nämlich „Halt“ zu sagen, wenn das persönliche Alkohollimit erreicht ist.

Wer sich für ein Jugendschutzteam bzw. den Workshop melden möchte, kann dies unter y.illy@caritas-nk.de tun.

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