Papa sucht Arbeit Fachkräfte stehen auf Familienfreundlichkeit

Neunkirchen · Die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie macht Firmen attraktiv. Tipps und Ratschläge gab es bei einer Infoveranstaltung in Neunkirchen.

  Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird in mehr und mehr Unternehmen zu einem wichtigen Thema.

 Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird in mehr und mehr Unternehmen zu einem wichtigen Thema.

Foto: dpa

Gut ausgebildete Fachkräfte sind bei Arbeitgebern in allen Branchen heiß begehrt. Um als Arbeitgeber attraktiv zu sein, bedarf es allerdings mehr als die Aussicht auf ein gutes Gehalt und Aufstiegsmöglichkeiten. Das Zauberwort heißt heute: Familienfreundlichkeit. Unternehmen, die in Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie investieren, haben einen klaren Wettbewerbsvorteil. Rund 200 Firmen im Saarland sind bereits als „Familienfreundliches Unternehmen“ zertifiziert. Auch im Landkreis Neunkirchen werden immer mehr Unternehmen in diesem Bereich aktiv. Um sie zu unterstützen, haben die Kreisstadt Neunkirchen und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Landkreis (WFG) mit „saar.is“ (Saarland Innovation & Standort) zur Infoveranstaltung „Familienfreundliche Unternehmensführung“ eingeladen. Im Rahmen des Unternehmenswettbewerbes Betriebspfiffikus, den die Kreisstadt mit der WFG ausgerufen hat,  gab Ute Knerr von der Servicestelle „Arbeiten und Leben im Saarland“ praxisnahe Einblicke in die Handlungsfelder einer familienbewussten Personalpolitik.

Was bei gutem Willen und intelligenter Planung alles möglich ist, kann Katja Hobler aus erster Hand berichten. Die kaufmännische Leiterin von Natursteine Glöckner in Hangard hätte es selbst früher nicht für möglich gehalten, wie flexibel man Arbeitszeit gestalten kann, um auf die Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeiter einzugehen. „Für die Väter von heute ist es völlig klar, dass sie es anders machen wollen als ihre Väter“, weiß Hobler. Ein Beispiel: Es sei in ihrem Betrieb möglich, von Montag bis Donnerstag länger zu arbeiten, um den Freitag mit der Familie zu verbringen. Auf diese Weise könne man den Mitarbeitern besser gerecht werden, und das Unternehmen selbst profitiere ebenfalls. Denn: „Dem Unternehmen geht es nur gut, wenn es jedem Mitarbeiter gut geht.“ Ein äußerst positiver Nebeneffekt sei der niedrige Krankenstand, der im vergangenen Jahr in ihrem Betrieb bei 5 Prozent gelegen habe.

Gute Argumente also dafür, sein Unternehmen familienfreundlicher auszurichten. Die entsprechenden Instrumente kann Saaris an die Hand geben, etwa durch Schulungen oder Workshops. Einen solchen Workshop bei der Sparkasse Neunkirchen, die das Gütesiegel in Kürze erhält, hat Ausbildungsleiterin Cornelia Collet besucht. Ein erster Schritt in Richtung Strategie sei die Erkenntnis gewesen, dass die Sparkasse bereits einiges anbiete, aber dies nicht genügend im Haus kommuniziere. „Oft haben die Teams schon ihre Lösung parat“, berichtet Collet. Sie müssten nur ermuntert werden, diese zu präsentieren. Dies kann Ute Knerr nur bestätigen. Wichtig sei, dass man im Unternehmen offen über mögliche Modelle spreche und diese auslote. „Klar, die Arbeitszeit ist kein Wunschkonzert“, ist sich Knerr der Grenzen vor allem in kleineren Betrieben bewusst. Aber gerade diese Betriebe profitieren davon, wenn ihre Mitarbeiter hoch motiviert sind und die Fluktuationsrate gering ist. Flexible Arbeitszeitmodelle oder Heimarbeit sind nur ein Aspekt der Familienfreundlichkeit. Dazu gehören auch Angebote zur Kinderbetreuung in der Firma, wie sie ein saarländisches Pharma-Unternehmen mit dem Eltern-Kind-Zimmer praktiziert oder die Ferienbetreuung für Mitarbeiter-Kinder eines Elektronikunternehmens.

Dass Kinder gut betreut werden müssen während der Arbeitszeit der Eltern, ist in den Köpfen vieler Chefs angekommen. Immer mehr Beschäftigte müssen allerdings einen Angehörigen betreuen oder gar pflegen. Im schlechtesten Fall meldet sich der Beschäftigte krank, weil er keinen Ausweg sieht. Saaris bietet im Oktober eine zweitägige Schulung zum betrieblichen Pflegelotsen an. Dieses Thema wird aufgrund der demografischen Entwicklung an Bedeutung für die Unternehmen gewinnen. Unisono sagten übrigens alle Vertreter, die an der Infoveranstaltung in den Räumen der WFG an der Bliespromenade teilnahmen, folgendes: Es sei schwierig, gute Mitarbeiter zu finden und man müsse sich sehr anstrengen, um seine Mitarbeiter zu halten. Familienfreundlichkeit kann ein Schlüssel dazu sein.

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