Fußball Wiesbach siegt im Derby

Wiesbach · Der Fußball-Oberligist sieht in der ersten halben Stunde gegen den FSV Jägersburg kein Land – und gewinnt dennoch 5:2.

Nach Außen hin wirkte Thorsten Lahm gefasst. Was der Trainer des FSV Jägersburg am Samstag nach der 2:5-Niederlage in der Fußball-Oberliga-Partie beim FC Hertha Wiesbach zu sagen hatte, barg dennoch Sprengkraft. „In Jägersburg besteht eine Wohlfühloase, die wir aus den Köpfen der Spieler rausbekommen müssen. Gewinnen wir, ist das schön, verlieren wir, ist es hier aber auch in Ordnung. Es wird Zeit, dass wir im Training wieder die Schienbeinschoner anziehen und in der Liga Killerinstinkt zeigen. Wir machen vorne glasklare Chancen nicht und hinten verteilen wir Geschenke“, grollte Lahm. Er ergänzte: „Wir müssen einen anderen Weg einschlagen, brauchen eine andere Mentalität, sonst steigen wir ab.“

Dabei hatte die Partie vor rund 300 Zuschauern im Stadion am Wallenborn für die Gäste gut begonnen. Bereits nach zwölf Sekunden hatte der FSV durch Jan Reiplinger die erste große Gelegenheit, aber Julian Wamsbach im Tor der Hertha parierte. Jägersburg störte den Wiesbacher Spielaufbau empfindlich, ließ die Hausherren nicht zur Entfaltung kommen und erspielte sich vorne große Chancen. Niklas Holzweißig bekam den Ball nach 16 Minuten mustergültig an den Elfmeterpunkt serviert, schoss aber rechts vorbei. Hertha-Trainer Michael Petry schickte seine Ersatzspieler bereits nach 20 Minute zum Warmlaufen. Kurz darauf ging Jägersburg mit einem Treffer Marke Tor des Monats in Führung. Waldemar Schwab schlenzte den Ball vom rechten Strafraumeck in Richtung lange Ecke. Und das Leder senkte sich genau zwischen Latte und linkem Pfosten ins Netz.

Der FSV schien auf der Siegerstraße, aber dann schlug Wiesbach in zehn Minuten dreifach zurück. Nach einer Ecke von Tobias Zöllner erzielte Marcel Noll mit einem wuchtigen Kopfball das 1:1 (35.). Maurice Urnau schloss eine sehenswerte Kombination über Björn Recktenwald und Giovanni Runco zum 2:1 ab (44.). Und nach einem haarsträubenden Jägersburger Ballverlust erzielte Recktenwald auf Vorlage von Tom Fink das 3:1 (45.). „Dann sitzt du in der Kabine, liegst 1:3 zurück und weißt eigentlich nicht wieso. Da war die Stimmung ziemlich gereizt“, sagte Torschütze Schwab.

In der zweiten Halbzeit wirkte Jägersburg verunsichert, konnte nicht mehr an die Leistung der ersten halben Stunde anknüpfen und kassierte in der 63. Minute das 4:1. Der eingewechselte Samed Karatas traf auf Vorlage von Recktenwald. Nur fünf Minuten später lief es umgekehrt. Karatas spielte einen Steilpass auf Recktenwald, der umkurvte FSV-Torwart Patrick Burger und schob den Ball zum 5:1 ins Netz. Jägersburg betrieb in der Nachspielzeit noch Ergebniskosmetik. Holzweißzig erzielte das 2:5 aus Sicht des FSV. „Wenn es fußballerisch nicht läuft, muss man sich in so ein Spiel reinkämpfen – und genau das haben wir getan“, freute sich Wiesbachs Torschütze Marcel Noll. Hertha-Trainer Petry sagte: „Wir hatten am Anfang Riesenprobleme, gerade im Spielaufbau. Aber die letzten 60 Minuten haben wir dominiert und am Ende verdient gewonnen.“ FSV-Trainer Lahm rang sich zu einem halbwegs versöhnlichen Fazit durch: „Jetzt hab ich mir den Frust von der Seele geredet und kann sagen: Wir werden die Flinte nicht nach sechs Spielen ins Korn werfen. Ich bin zuversichtlich, dass wir den Schalter umlegen können.“ Wiesbach klettert durch den dritten Sieg in Folge auf Platz fünf. Jägersburg ist Tabellen-16.

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