Challenge für Triathleten in Tholey Wie der Schaumberg zum Everest wurde

Eppelborn/Tholey · Triathlet Daniel Weber aus Eppelborn nahm die Herausforderung an und legte 8848 Höhenmeter am Stück zurück.

 Daniel Weber vor dem Schaumbergturm: An diesem Tag zeigte sich der Triathlet in Top-Form.

Daniel Weber vor dem Schaumbergturm: An diesem Tag zeigte sich der Triathlet in Top-Form.

Foto: Marion Schmidt

Der Schaumberg, das Wahrzeichen der Gemeinde Tholey, ist nun in der Hall of Fame der Everesting-Challenge zu finden. Zu verdanken hat der Hausberg des Saarlandes das einer sportlichen Ausnahmeaktion von Daniel Weber aus Eppelborn. Der Triathlet sah sich wie viele andere Sportler mit Beginn der Coronakrise vor neue Herausforderungen gestellt. Soziale Distanz und Ausgangsbeschränkungen stellten seinen gewohnten Trainingsalltag auf den Kopf. Im Wintertraining hatte er sich intensiv auf die Frühjahrssaison vorbereitet. „Die Coronakrise hat mich mitten in meiner Vorbereitung auf den für den 28. Juni geplanten Ironman in Frankfurt erwischt. Da dieser wie alle anderen Wettkämpfe abgesagt wurde, muss ich schauen, wie ich in Form bleibe und mein Leistungs-
niveau halte“, verrät der 31-Jährige.

Vor fünf Jahren sei die Begeisterung für die Extremsportart von einem Freund übergesprungen: „Ich wollte damals einfach mal reinschnuppern und hab schnell erkannt, dass ich mich auf den großen Strecken wohl fühle. Alles, was lang ist, ist mein Zuhause.“ Nun verlegte der Triathlet sein Training auf den Schaumberg. Sein Tagesziel an diesem Tag: den Schaumberg 53 Mal rauf und runter zu fahren. Was nach einer verrückten Idee klingt, ist Aufgabe der Everest-Challenge. „Auf der Suche nach neuen Trainingszielen bin ich auf die Everest-Challenge gestoßen“, so der Sportler. Wer die Everest-Challenge in Angriff nimmt, muss die Höhenmeter des Mount Everest, das sind sage und schreibe 8848 Höhenmeter, an einem frei wählbaren Anstieg in einem Stück laufend oder mit dem Rad zurücklegen. Daniel Weber hatte sich für eine Radtour entschieden. Was an einem normalen Ostermontag bei bestem Wetter in Stress ausgeartet wäre, denn als beliebtes Ausflugsziel hätte der Schaumberg viele Menschen von nah und fern angelockt, sollte an diesem Tag ein entspannter Trainingstag werden. Denn Weber begegnete nur wenigen Spaziergängern, Radtouristen und Autos.

Früh morgens um 7.30 Uhr ging es los. Weber nahm sein zuvor errechnetes Tagespensum hochmotiviert in Angriff. In Zahlen heißt das: 53 Anstiege hatte er zu meistern, um seine Aufgabe zu erfüllen. Während ein einziger Anstieg beinahe für jeden Freizeitradler schon eine kräftezehrende Herausforderung darstellt, für Weber waren die 53 Anstiege ein ruhiger Ritt. „An diesem Tag passte einfach alles. Das Wetter, die Ruhe rundherum und meine Verfassung. Von Anfang an bis zum Ende bin ich fast die gleiche Zeit gefahren. Nur einmal hatte ich ein kleines Tief“, resümiert Daniel Weber seinen Trainingstag. Als Profi in Sachen Radsport weiß er, wie wichtig es ist, seinen Fokus zu finden. „Ich habe mich bei jeder Runde darauf konzentriert, über wie viele Brücken ich noch fahren muss. Die Pausen waren meine Meilensteine.“ Vier 15-minütige Pausen hat Weber eingelegt. Die erste Pause stand nach 100 Kilometern an. „Ich habe mich dann mit einem kleinen Snack gestärkt. In der ersten Pause mit Gel und Energieriegel“, verrät der Radsportler.

Damit er es mit solch’ einer Challenge aufnehmen kann, dahinter steckt ein intensives Trainingsprogramm, das neben Beruf nicht viel Zeit für sonstige Freizeitaktivitäten lässt. Täglich trainiert der Eppelborner Triathlet nach der Arbeit ab 17 Uhr zwei bis zweieinhalb Stunden im Wasser und auf dem Lande. Einen Ruhetag gönnt er sich zur Regeneration. Bei solch’ einem enormen Trainingspensum ist es Daniel Weber gewöhnt, allein unterwegs zu sein. So störte es ihn auch nicht, dass er allein mehrfach den Berg erklimmen musste. Das Training in Zeiten sozialer Distanz kommt ihm sehr entgegen, da er am liebsten allein sein eigenes Tempo fährt. Immer wieder rauf und runter, nach zwölfeinhalb Stunden war der Spuk vorbei. Glücklich, das gesteckte Trainingsziel mit Bravour erreicht zu haben, stieg Daniel Weber auf dem Gipfel vom Sattel. Und die Kraft reichte sogar noch, um sein Trainingsrad vor der Schaumbergalm enthusiastisch in die Höhe zu stemmen. Mit 8937 erradelten Höhenmetern ist Weber sogar über den Mount Everest hinausgefahren. Auf der internationalen Website ist Daniel Weber mit seinem Schaumberg-Trip in der Hall of Fame gelistet. Für ihn war dieses Mammuttraining auf alle Fälle eine neue Erfahrung. Und schon am folgenden Tag ging es mit dem Training weiter: „Am nächsten Morgen bin ich ohne Muskelkater aufgestanden, mein Nacken war leicht verspannt. Ich habe an diesem Tag ein lockeres Radtraining über 20 Kilometer gemacht.“

 Mit dem Rad düst der Eppelborner Daniel Weber den Schaumberg hinunter. Und das tatsächlich nicht nur einmal an diesem Tag.

Mit dem Rad düst der Eppelborner Daniel Weber den Schaumberg hinunter. Und das tatsächlich nicht nur einmal an diesem Tag.

Foto: Marion Schmidt
 Daniel Weber triumphiert vor der Schaumbergalm. Die Kraft reicht sogar noch, um das Rad in die Höhe zu stemmen.

Daniel Weber triumphiert vor der Schaumbergalm. Die Kraft reicht sogar noch, um das Rad in die Höhe zu stemmen.

Foto: Marion Schmidt
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