Träumerei an den Tasten

Wiesbach · In der Hauptsache widmete sich Gonzalo Paredes bei seinem Klavierabend in der Alten Kirche in Wiesbach den Werken Chopins. Dazu ergänzte er Stücke des spanischen Komponisten Enrique Granados.

 Der gebürtige Chilene Gonzalo Paredes spielte im gut besuchten Konzertsaal der Kirche Wiesbach Klaviermusik der Romantik. Foto: Anika Meyer

Der gebürtige Chilene Gonzalo Paredes spielte im gut besuchten Konzertsaal der Kirche Wiesbach Klaviermusik der Romantik. Foto: Anika Meyer

Foto: Anika Meyer

Mit gefühlter Überschallgeschwindigkeit glitten Gonzalo Paredes' Finger über die Tasten des Klaviers und das scheinbar völlig mühelos. Besonders in der rasanten, luftigen Fantaisie-Impromtu in cis-Moll von Frédéric Chopin konnte er so auftrumpfen: Die Töne kullerten nur so dahin, flossen und sprudelten pausenlos wie ein Wasserfall. Doch Schnelligkeit ist nicht das einzige, was der gebürtige Südamerikaner beherrscht. Ganz viel Gefühl legte er in die Musik, schien darin zu versinken. Gefühl brauchte es auch für das Programm, das er sich für diesen Abend im Konzertsaal der Alten Kirche in Wiesbach vorgenommen hatte: virtuose Klaviermusik der Romantik. Sehnsuchtsvoll und melancholisch vermochte er dem Publikum beispielsweise Chopins Nocturne in c-Moll zu vermitteln. Mit der Vermittlung beschränkte er sich übrigens weitestgehend auf das Musikalische. Eher für Puristen war der Abend daher geeignet als für Zuhörer, die die Stücke gerne mit Erklärungen und Anekdoten serviert bekommen.

Chopin machte den Großteil des Programms aus, es folgten unter anderem ein Scherzo, die Polonaise-Fantaisie und die Polonaise Héroique. Ein schöne Ergänzung der Musik des polnisch-französischen Komponisten bildete die des Spaniers Enrique Granados, Sohn einer Katalanin und eines Cubaners: "Los Requiebros" spielte Paredes.

Vom Publikum gab es immer wieder kräftigen Applaus. Rund 50 Personen füllten an diesem Abend, der die Reihe "Musikzauber Alte Kirche Wiesbach " eröffnete, den Saal. Aloysius Scholtes vom Kulturamt freute es, würde man doch bei der Gemeinde gerne mehr Klassik anbieten: "Der gute Zuspruch heute bestätigt uns darin."

Paredes war übrigens vor Jahren schon zwei Mal in der Gemeinde zu Gast. Seine musikalische Laufbahn begann mit acht Jahren in seiner Heimat Chile, am Konservatorium der Universität von Santiago. Später gab er Konzerte an der dortigen Opernbühne und am Goethe-Institut , spielte mit dem Landessymphonie-Orchester Chile und dem Landes-Jugend-Symphonie-Orchester Argentinien. In Deutschland trat er mit den Orchestern der Musikhochschulen Köln und Saarbrücken und mit dem Landes-Jugend-Symphonie-Orchester Saar auf. Und auch ihm gefiel der Abend in Wiesbach . "Die Akustik im Konzertsaal ist gut. Zuerst hatte ich probiert, im Kirchenschiff zu spielen, aber das hallt zu stark."

Den nächsten "Musikzauber" bringt am Freitag, 15. Juli, der Lokalkreis Wiesbach in die Alte Kirche.

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