Tanzen, bis der Wecker klingelt
Eppelborn · Der traditionelle Hammeltanz lockte zahlreiche Schaulustige nach Eppelborn. Zumal auch die Läden geöffnet waren. Denn trotz Konkurrenz durch den Online-Handel ist der verkaufsoffene Sonntag immer noch ein Publikumsmagnet.
Zugegeben, es war ziemlich kalt und unfreundlich am gestrigen Sonntagnachmittag, ein Wetter, wie gemacht, um es sich auf dem heimischen Sofa gemütlich zu machen. Doch in Eppelborn kamen kurz nach 14 Uhr zahlreiche Menschen zum Marktplatz. Und, obwohl es ausgerechnet, als sich die Rübenstücker Straußbuben vom Big Eppel aus auf den Weg machten, auch noch zu regnen begann, kannten viele Schaulustige nur ein Ziel: Das traditionelle Austanzen des Hammels zur Martinikirmes. Seit vielen Jahren dabei ist Metzger Josef Schwirz, der gerne "diese alte Tradition unterstützt." Neu dagegen Hammel Johann IV. Vielleicht hatte er sich bei seinem Vorgänger, der mittlerweile seine Rente auf der Weide genießen darf, wie Schwirz versicherte, informiert und konnte ganz gelassen auf das Siegerpaar warten. Schließlich würde auch er mit dem Leben davon kommen.
Das hätte ihm Mia Heidmann, die gemeinsam mit ihrem Mann Norbert bei der 60. Ausgabe des Hammelaustanzens den Strauß beim Weckerklingeln in den Händen hielt, sowieso geschenkt. Das Schlachten des Hammels gehört längst der Vergangenheit an, die Traditionen rund um die Martinikirmes dagegen halten die Rübenstücker Straußbuben, die in diesem Jahr mit 15 Paaren um den Hammel tanzten, weiterhin aufrecht.
Dazu gehört auch der Schlachtruf "Die Kirw soll leben hoch", aber auch die zünftige Blasmusik des Instrumentalvereins Eppelborn . Der sorgte dafür, dass die Paare sich fünf Minuten lang im Kreis drehten - bis schließlich der Wecker das entscheidende Zeichen gab. Neben zwei jungen Paaren, über die sich Karl Heinz Rau, seit 1985 Vorsitzender des Vereins, freute, war zum Jubiläum auch Bürgermeisterin Birgit Müller-Closset mit ihrem Mann Peter unter den Tanzpaaren. Die suchten nach der Prämierung der Eheleute Heidmann, seit 35 Jahren im Verein, schnell wieder ein warmes Plätzchen im Big Eppel .
Aufwärmen konnten sich die Besucher des verkaufsoffenen Sonntags, der zur Martinikirmes traditionell dazugehört, auch in den Geschäften. Gut geheizt war es unter anderem in der Modeboutique Pur: "Wir haben am verkaufsoffenen Sonntag im Herbst immer viel Betrieb und gerade zu unserem Jubiläum kommen die Kunden", erklärte Mitarbeiterin Bärbel Fox. Viele Kundinnen begrüßen konnte auch Christiane Backes in ihrem Schuhhaus. Hier suchte sich gerade Susanne Müller aus Bubach die neuen Winterstiefeletten aus. "Wir nutzen das Angebot des verkaufsoffenen Sonntags sehr gerne. Und wenn ich was Passendes finde, umso besser", erklärte sie. "Wir merken trotz Internet und langen Öffnungszeiten, dass gerade der Sonntag in Eppelborn , wenn er mit einem Rahmenprogramm daherkommt, immer noch viele Familien anzieht. Darum halten wir auch weiterhin daran fest", erklärte Gewerbevereinsvorsitzender Günter Schmitt. Auch in diesem Jahr durfte zur Sessionseröffnung des Freundeskreises Eppelborner Vereine (FEV) zum Aufwärmen der bekannte Schlager "Schatzi, schenk mir ein Foto" nicht fehlen. Und noch während der Fanfarenzug der Freiwilligen Feuerwehr das Narrenvolk in Feierlaune brachte, wurde weiter wild um die Nachfolge des weiblichen Dreigestirns, das in der vergangenen Session die Eppelborner Faseboze regiert hatte, spekuliert. Ein dickes Dankeschön gab es von Sitzungspräsident Günter Schmitt für Prinz Alexandra und Jungfrau Simone, Bauer Annabelle musste krank das Bett hüten.
Und mit Giacomo und Franca Santalucia stehen schon die Nachfolger im Amt in den Startlöchern. "Ich war wieder einmal sehr überrascht darüber, wer alles in den vergangenen Wochen als Prinzenpaar in Eppelborn gehandelt wurde. Doch ich kann euch sagen, wir selbst wissen erst seit letztem Dienstag, dass es diese beiden sein werden. Und wir sind stolz, dass wir dieses Geheimnis so gut hüten konnten", verkündete Schmitt.
Besonders freut er sich, dass es in diesem Jahr ein italienisches Paar sein wird, das den Eppelborner Karneval beherrscht. "Vielleicht bringen die beiden uns auch etwas von dem schönen italienischen Wetter nach Eppelborn ", sagte er. Noch ein wenig unbeholfen wirkte Prinz Giacomo bei seinem ersten Versuch, der Narrenschar ein "Alleh Hopp" zu entlocken. Ihre Lieblichkeit Franca zeigte ihm bereits zur Sessionseröffnung, wie man die närrischen Untertanen regiert und ließ den Platz erbeben.