„Saarland Dialog“ Entspanntes Heimspiel für Tobias Hans

Eppelborn · Gut besucht war der „Saarland Dialog“ im Big Eppel, bei dem es unter anderem um Fluglärm, Buspreise und Studiengebühren ging.

Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) beim Saarland Dialog im Big Eppel in Eppelborn.

Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) beim Saarland Dialog im Big Eppel in Eppelborn.

Foto: Andreas Engel

„Völlig platt“ zeigte sich Moderator Klaus Dittrich angesichts der rund 200 Bürger, die am Mittwochabend der Einladung des Ministerpräsidenten zum „Saarland Dialog“ in den Big Eppel gefolgt waren. Erklärtes Ziel der Veranstaltung lautete, ins Gespräch zu kommen – für Tobias Hans und sein Team der Staatskanzlei ein „etablierter Weg der Bürgerbeteiligung“, den bereits Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer gern beschritten hatte. Als Zuschauer fühlte man sich entfernt an eine Boxarena erinnert: Von Tribünen umstellt, rotierte Hans auf dem blauen Teppich in der Mitte im Bemühen, niemandem allzu lange den Rücken zuzukehren.

Die erste Frage des Abends kam von Helmut Krämer. Der 78-jährige Uchtelfanger möchte nicht länger den Preis für das Seniorenticket des Saarländischen Verkehrsverbundes hinnehmen. Im Abo kostet das monatlich knapp 66 Euro, eigene Berechnungen zu Grunde legend, schlägt Krämer stattdessen 13,40 Euro vor. Sein Ansatz: Wenn das Ticket billiger ist, würde es auch mehr genutzt werden. Doch genau das habe in der Vergangenheit „leider nicht funktioniert“, konterte der Ministerpräsident mit Bezug auf derartige Ansätze der Neunkircher Verkehrsgesellschaft. Trotz gesenkter Preise gingen die Nutzerzahlen zurück. Zudem komme man nicht drum herum, den stetig steigenden Personal- und Energiekosten Rechnung zu tragen. Doch arbeite die Landesregierung „unter Hochdruck daran“, Alternativen zum traditionellen Bus zu finden. Zudem möchte man gern die verschiedenen ÖPNV-Anbieter im Land besser vernetzen.

Der Fluglärm beschäftigt Peter Krächan schon seit Jahren. Um die Belastungen zu verdeutlichen, präsentierte der Wustweiler eine Dokumentation aller am Donnerstag über seinem Wohnort zwischen 8.50 und 21.07 Uhr erfolgten Flüge, 65 an der Zahl – reiner Terror, so Krächan. Auch hier relativierte Hans: „Wir brauchen militärische Flugübungen“, betonte der Landesvater. Allerdings könne es nicht angehen, dass „eine Region mehr abkriegt als andere“. Ein Gespräch mit dem Innenminister habe schon Wirkung gezeitigt. So wird ab Freitagnachmittag nicht mehr geflogen. In wenigen Wochen will Hans beim obersten Kommandeur der Air Base Ramstein zudem für weitere Entlastungen eintreten.

Die am schnellsten und zu voller Zufriedenheit geklärte Frage kam von Nele (5), die ihre Eltern mangels Babysitter einfach mitgebracht hatten: „Gibt es noch Gummibärchen?“ Ja, dank „Amtshilfe“ von Berthold Schmitt. Der Ortsvorsteher konnte ein Päckchen aus der Tasche „zaubern“.

Über die Semesterbeiträge seiner Töchter stolperte Christian Holz. So müssten Studenten in Landau nur 125 Euro zahlen, an der Uni des Saarlandes dagegen stolze 283 Euro. Sorge bereitet dem Eppelborner zudem der bauliche Zustand der Philosophischen Fakultät. Tatsächlich könne es nicht angehen, dass man auf dem Saarbrücker Campus einerseits eine Art Mini Silicon Valley habe und anderseits Zustände, die an Rumänien erinnerten, nickte der Ministerpräsident. Ab 2020 fließen jährlich 15 Millionen in die hiesige Hochschullandschaft. Um dann augenblicklich sanieren zu können, sei man bereits am Planen.

Keine Alternative sieht Hans für die Zuzahlung zum Semesterticket. Die Kosten dafür müsse jeder solidarisch mittragen, auch wenn er lieber Auto fahre.

Das Gymnasium in Lebach besucht Lukas Schmidt. Was dem 18-jährigen Eppelborner dort fehlt, sind Angebote, die sich mit politischem Extremismus auseinander setzten. Was Tobias Hans gern als Anregung mitnehmen will.

Hilfreich dürfte dafür das mehrere Quadratmeter große Plakat sein, auf dem Graphic Recorderin Sandra Schulze mit dicken Filzstiften die Diskussionsbeiträge visualisierte – auch die Folgen des Brexits für die Region oder Entlastungen im Pflegebereich. Vorerst kein gemeinsames Nummernschild wird es mit Lothringern geben, wie von Theo Schäfer angeregt.

Dafür aber weitere grenzüberschreitende Kooperationen etwa bei der Berufsausbildung oder für Existenzgründer. Damit war der offizielle Teil beendet – Zeit, um die Handykameras für Selfie-Aufnahmen mit dem prominenten Gast zu zücken oder mit ihm unter vier Augen ins Gespräch zu kommen.

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