Serie Sie sind die Jüngsten im Rat Heute: Kreistag Nathalie Schlicher will vor Ort etwas bewegen

Kreis Neunkirchen · Mit 26 Jahren ist die CDU-Politikerin das jüngste Mitglied des Kreistages. Dazu kommen Ortsrat und verschiedene Gremien. Bei diesem Engagement soll es bleiben: Sie will vor Ort sehen, was sie bewirkt.

 Die 26-jährige Nathalie Sticher (CDU) ist die Jüngste im Kreistag.

Die 26-jährige Nathalie Sticher (CDU) ist die Jüngste im Kreistag.

Foto: Elke Jacobi

Nathalie Schlicher ist sehr heimatverbunden. Das gibt die 26-Jährige unumwunden zu. Und diese Heimatverbundenheit ist es auch, die für sie der Grund für ihre politischen Aktivitäten ist. Etwas bewegen können vor Ort, zu sehen, wie etwas umgesetzt wird, das ist ihre Motivation. Ihr politisches Engagement beginnt mit 17 in ihrem Geburts- und Wohnort Dirmingen. Sie wird Mitglied der Jungen Union. Fünf Jahre später tritt sie in den Vorstand der örtlichen CDU ein. Mitglied im Kreisvorstand ist sie jetzt bereits in der zweiten Legislaturperiode. Auch im Ortsrat ist sie schon in der zweiten Runde. Seit den Kommunalwahlen im Mai 2019 gehört die junge Frau auch dem Kreistag an. Letzteres kam mehr oder weniger überraschend, wie sie beim Besuch in der Redaktion erzählt. „Das wurde quasi bei der Aufstellung entschieden. Da wurde noch jemand gesucht, der Gegner aus der eigenen Partei wollte nicht“, erinnert sie sich. Es war der Platz hinter der ersten Kreisbeigeordneten Daniela Feld und keineswegs ein sicherer Platz. Kreisweit ist sie auf dem letzten Platz der zwölf Mandatsträger. Dass sie da tatsächlich noch „reingerutscht“ ist, das hat sie sehr gefreut.

Voll akzeptiert

„Im Kreis“, so erzählt die junge Politikerin, „da ist das doch noch mal eine ganz andere Politik. Da sind große Projekte betroffen, es wird viel Geld in die Hand genommen.“ Die Zusammenarbeit mit dem Landrat, die politische Arbeit in der Kooperation (CDU und SPD haben im Kreistag eine offizielle Kooperation), das alles sei sehr spannend. Was ihr auch gut gefällt: Dass seit dieser Legislaturperiode mit Sebastian Brüßel ein junger Sprecher an der Spitze ihrer Fraktion steht. „Der nimmt uns jungen Leute mit.“ Doch auch wenn das Gros ansonsten einen Altersdurchschnitt zwischen 40 und 50 hat und vor allem 80 Prozent der Mitglieder bereits ihr drittes oder gar viertes Mandat erfüllen, fühlt sich Schlicher voll akzeptiert und gleich behandelt. „Die Kollegen erklären viel, man kann immer nachfragen. Viele Projekte, die seit Jahren laufen, da brauche ich ja entsprechende Infos. Aber die Unterstützung läuft prima.“

Im Ortsrat am meisten zu tun

Gut fünf bis sechs Stunden pro Monat investiert Schlicher in ihr politisches Engagement an reiner Sitzungszeit. Denn zum Kreistag kommen die Ausschüsse. Da ist die gelernte Verwaltungsfachangestellte im Ausschuss für Gesundheit und Soziales sowie im Kreisjugendhilfeausschuss. „Der liegt mir als junger Mensch ja näher als beispielsweise der Sparkassenausschuss“, lacht sie. Auch gehört sie zum Beirat der Stiftung für Bürger in Neunkirchen. Dort arbeitet sie eng mit Landrat Sören Meng zusammen, den sie sehr schätzt. Dann gibt es da – je nach Themen – wöchentlich oder alle zwei Wochen die Fraktionssitzungen. Im Kreisvorstand ist sie Beisitzer, „das ist das ruhigste Gremium“. Die meiste Arbeit gebe es im Ortsrat. „Wir sind nur zu viert und da muss man immer uptodate sein.“ Zumal der Ortsrat in Dirmingen auch viel organisiert wie beispielsweise Kirmes und Seniorenrat. Aber das macht ihr Spaß. „Die Arbeit vor Ort, die finde ich total wichtig“, sagt Schlicher. Deshalb enden ihre politischen Ambitionen auch dort, wo sie heute schon ist. Weiter als in den Kreistag soll es nicht gehen. Vor der Haustür etwas bewegen, Fortschritt reinbringen in Themen, die sie interessieren – Schule, Jugendpflege, Tourismus – und sehen, wie sie letzten Endes umgesetzt werden, das ist genau ihr Ding. Da hält sie es auch mit Papa und Opa, die beide im Ortsverband aktiv waren und ihr geraten haben: Immer machen, was wichtig ist, aber so, dass es keine Belastung wird.

Zum Ausgleich wird getanzt

Deshalb: Schlichers politisches Engagement soll ein ehrenamtliches bleiben, vereinbar sein mit Beruf und Familie. Wobei, so erzählt sie lachend, viele Freunde sich heute schon fragen, wie sie das alles unter einen Hut bekommt. Dass das klappt, da ist nicht zuletzt der Ehemann verantworltich. „Er findet das gut, was seine Frau macht.“ Im kleinen Rahmen ist er auch aktiv: im Ortsrat, Vorstand des Ortsverbandes und im Gemeindeverband. „Der hält mir den Rücken frei, puffert vor allem zu Hause viel ab“, sagt sie. Ein gemeinsames großes Hobby hat das Ehepaar: Die Fastnacht. Seit sie fünf Jahre alt ist tanzt Sticher im Karnevalsverein in Dirmingen, ist Mitglied der Showtanzgarde. Der Schwiegervater ist Vorsitzender, der Ehemann im Elferrat. „Das ist ein Ausgleich, den braucht man einfach. Da kann ich total abschalten.“ Zurzeit fehlt ihr das – nicht nur wegen Corona. Auch unabhängig davon macht Schlicher grad eine Tanzpause: Denn für April ist Nachwuchs angekündigt. Wenn das Baby da ist, dann wird sie sich erst mal eine kleine politische Auszeit gönnen und ihren Vertreter in die Gremien schicken. Aber nur eine kleine, dann muss der Ehemann wieder einspringen, damit sich Nathalie Schlicher wieder engagieren kann für das, was in ihrem Ort, ihrer Gemeinde, ihrem Kreis bewegt werden soll.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort