Im Big Eppel Wo einer gewinnt, verliert ein anderer

Eppelborn · Das „Wilde Theater“ aus Riegelsberg bot mit dem Musical Monster im Big Eppel keine leichte, aber sehenswerte Kost.

 Die „Steingeborenen“ in ihren fantastischen Masken und Kostümen, von links: die lispelnde Uzis, gespielt von Blandine Zander; der junge Qamo alias David Weiler; der ewig hungrige Orox alias Heiko Müller-Backes und die ständig Witze erzählende Schruhn, gespielt von Sabrina Kriewald.

Die „Steingeborenen“ in ihren fantastischen Masken und Kostümen, von links: die lispelnde Uzis, gespielt von Blandine Zander; der junge Qamo alias David Weiler; der ewig hungrige Orox alias Heiko Müller-Backes und die ständig Witze erzählende Schruhn, gespielt von Sabrina Kriewald.

Foto: Volker Ammann

  Es war keine leichte Kost, die das Publikum im Big Epple serviert bekam. Die Uraufführung des neuen Musicals von Daniel Oder-Kriewald war inhaltlich anspruchsvoll und behandelte auch gesellschaftskritische Themen. Der Titel des Musicals „Monster“ verrät nur ansatzweise, um was es in dem Stück geht. Monster gibt es nicht. Oder doch. Und falls ja, was macht denn ein Monster aus?

Eine junge Diebin, gespielt von Lucienne Kriewald, bricht in ein altes Anwesen ein und sieht sich plötzlich seltsamen Wesen, den Steingeborenen, gegenüber. In deren Erzählungen entfaltet sich eine geheime Welt, die das Mädchen nicht für möglich gehalten hätte: bösartige Gottheiten, eine merkwürdige Prophezeiung, blutrünstige Ungeheuer, Zeitreisen und verzweifelte Kinder. Im Musical gibt es gute und böse Monster. Sie sind in ihrem Wirken begrenzt durch eine völlig neutrale, höhere Instanz, die weder urteilt noch bewertet. Gewahrt werden soll ein übergeordnetes Gleichgewicht, eine grundlegende Existenzberechtigung und Wertschätzung für alle. Auch und vor allem jenseits der eigenen Ideale und Vorstellungen. Denn wenn Meinungsverschiedenheiten und Gewalt und Krieg enden, wenn politische oder religiöse Führer ihre persönlichen Eitelkeiten dazu nutzen, andere zu unterdrücken, dann bekommt dieses Gleichgewicht Risse. Denn überall, wo einer gewinnt, verliert ein anderer.

Das Musical vermittelt, dass wir in einer Dystopie leben, einer fiktionalen, in der Zukunft spielenden Erzählung mit negativem Ausgang. Doch es braucht keine Weltuntergangsfantasien. Für viele Lebewesen auf der Erde, geht die Welt bereits unter. Auch für viele Menschen. Das Stück macht darauf aufmerksam, dass für die Meisten erst dann Handlungsbedarf entsteht, wenn man selbst zum Verlierer, zum Opfer geworden ist. Die Steingeborenen, die diese Geschichte erzählen, reisen auch in die Zukunft und stellen fest, dass die Menschheit kurz vorm Exodus steht. Technologien übernehmen zunehmend das Denken und Handeln, die Kinder der Zukunft sind wie Zombies und kommunizieren nur noch per Smartphone. Reale Interaktion findet kaum mehr statt. Wer nicht mitmacht oder anders ist, wird ausgeschlossen. Gleichgültigkeit und Desinteresse für das Leid anderer oder den Verfall der Welt müssen zum Untergang führen. Auch wenn‘s ein Märchen ist, das Szenario ist beklemmend und auffallend realistisch.

Aufgeführt wird das sehenswerte Musical vom Musicalensemble des „Wilden Theaters“, Riegelsberg, unter der Leitung von Daniel Oder-Kriewald aus Riegelsberg. Der Komponist, Musik- und Theaterpädagoge, Regisseur, Tanzlehrer, Vater und Mensch, schreibt die Texte und komponiert die Musik zu dem Stück selbst. Zusätzlich zeichnet er auch für die fantastischen Masken und das Spezial-Make-up der Steingeborenen verantwortlich. Die Bühnendekoration besteht aus einzelnen Holzkisten, die im Laufe des Stücks von den Akteuren immer wieder umgebaut werden und für Spezialeffekte dienen. Die Zusammenarbeit mit dem Wilden Theater besteht seit drei Jahren. Oder-Kriewald: „Durch die Zusammenarbeit ist eine große Familie entstanden. Das ist sehr wichtig, denn es sind alle Amateure, die in ihrer Freizeit solche aufwändigen Produktionen einstudieren. Da muss einer für den anderen da sein und jeder jedem helfen.“

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