Fußball-Saarlandliga Per Videokonferenz wird geknobelt
Quierschied/Wiesbach · Die Spieler der SpVgg. Quierschied vermissen das gemeinsame Training. Lukas Mittermüller, der nächste Saison für den Oberligisten FC Hertha Wiesbach auflaufen wird, verrät, was sie dagegen tun: Sie spielen die „saarländische Nationalsportart“.
Einsam und alleine läuft Lukas Mittermüller in diesen Tagen durch die Straßen von Oberlinxweiler oder in den Wäldern rund um seinen Heimatort. Der beste Torschütze des Fußball-Saarlandligisten SpVgg. Quierschied hat sich arrangiert mit dem Verbot des Mannschaftstrainings aufgrund der Corona-Pandemie. Seit knapp drei Wochen trainiert der 23-Jährige nun schon wie alle seine Mitspieler alleine. Neben den Läufen macht Lukas Kraft- und Koordinationsübungen im Garten. „So allmählich wird es schon anstrengend und langweilig. Ich vermisse die Jungs und den Ball“, sagt der Mittelfeldspieler. Er spricht damit wohl allen Fußballern aus der Seele.
Damit es nicht ganz so einsam wird, haben sich die Quierschieder nach dem letzten Individual-Training in jeder Woche etwas Verrücktes einfallen lassen. Jeden Freitagabend treffen sich die Spieler in einer Videokonferenz. Und dann wird an den Computer-Bildschirmen geknobelt – und auch mal einen über den Durst getrunken. „Das ist witzig. Man sieht die Spieler und man sieht die Faust auf dem Tisch. Und dann wird geknobelt“, erzählt Mittermüller von der lustigen Idee der Quierschieder, wie sie die „saarländische Nationalsportart“ auch spielen können, ohne an einem Tisch zu sitzen oder gemeinsam an der Theke zu stehen.
Doch das ist nicht der gleiche Kontakt wie nach einem Abschlusstraining vor einem Spieltag am Wochenende, wo die Spieler zusammen im Clubheim sitzen oder gemeinsam noch etwas unternehmen. Das war bei der SpVgg. Quierschied schon immer so. Auch seit Mittermüller 2015 vom Ligakonkurrenten SV Hasborn kam. Er war damals unzufrieden bei seinem alten Verein. Quierschieds Spielausschuss Kai Berrang verpflichtete den Mittelfeldspieler aus Oberlinxweiler nach einem Hallenturnier. „Ich bin jetzt in meinem fünften Jahr in Quierschied, und wir hatten in all den Jahren immer eine tolle Truppe und einen starken Zusammenhalt. Das werde ich sehr vermissen“, erzählt Mittermüller. Denn nach dieser Saison wird der torgefährliche 23-Jährige zum Oberligisten FC Hertha Wiesbach wechseln.
Mittermüller hat in der wegen der Corona-Pandemie unterbrochenen Saarlandliga-Saison als Mittelfeldspieler sieben Tore erzielt und zehn Treffer vorbereitet – Spitzenwerte in der Liga. „Ich würde gerne herausfinden, wie hoch ich spielen kann. Ich möchte mir nicht irgendwann vorwerfen, dass ich es nie probiert habe“, begründet Mittermüller seinen Wechsel. Und ergänzt: „Den Verein in Wiesbach kenne ich gut, ich bin dort schon länger Jugendtrainer.“
Wann sein Engagement als Spieler beim Oberligisten FC Wiesbach beginnen wird, ist offen. Elf Spieltage gilt es in dieser Saarlandliga-Saison noch zu absolvieren. „Ich glaube nicht, dass vor Juni nochmal Fußball gespielt wird. Ein öffentliches Leben findet zur Zeit ja kaum statt. Die Europameisterschaft und die Olympischen Spiele wurden auf nächsten Jahr verschoben. Es wird noch dauern, bis der Fußball im Saarland wieder rollt“, sagt der Oberlinxweiler.
Dem 23-Jährigen würde es zur Zeit schon reichen, wenn Live-Fußball wieder im Fernsehen zu sehen wäre. „Bei den meisten von uns Fußballern ist Fußball ja der Haupttagesinhalt am Wochenende. Am Samstag und Sonntag gibt es nur Fußball. Von der Bundesliga bis in unsere Amateurligen. Das fehlt mit schon alles“, sagt Mittermüller.
Bis der Ball wieder rollt, muss er in den sauren Apfel beißen und weiter durch die Straßen und durch die Wälder in seinem Heimatort Oberlinxweiler laufen. Aber immerhin gibt es ja jeden Freitag vor den Computer-Bildschirmen eine virtuelle Zusammenkunft mit seinen Mannschaftskollegen von der Spvgg. Quierschied beim Knobeln – und Mittermüller und seine Mitspieler verlieren sich dadurch in der Zwangspause vom Fußball nicht aus den Augen.