Reihe „Fraktion in der Region“ Experten stellten sich Fragen zur Sicherheit

Calmesweiler · Landespolizeipräsident, Leiter Polizeirevier Illingen und Vertreter der Opferschutz-Dienststelle folgten Einladung nach Eppelborn.

Bei kaum einem Thema klaffen Realität und Wahrnehmung so weit auseinander wie beim Thema Sicherheit. Was da hilft, sind Fakten – und kompetente Ansprechpartner. Beide Punkte erfüllt waren am Dienstagabend im Gasthaus Bohlen, wohin die CDU-Landtagsfraktion im Rahmen ihrer Reihe „Fraktion in der Region“ gemeinsam mit dem Vorsitzenden der örtlichen Gemeinderatsfraktion, Andreas Feld, eingeladen hatte. „Wir sind nicht hier, um irgendwas schön zu reden“, stellte Landespolizeipräsident Norbert Rupp gleich zu Beginn klar. Wobei seine Ausgangsposition keine so schlechte war: 580 Delikte wurden 2017 in Eppelborn registriert. Im Jahr zuvor waren es 609. „Beim Ranking der Häufigkeitszahlen liegt Eppelborn damit auf Platz 40 der 52 saarländischen Gemeinden“, erklärte Rupp. Die Zahl der „Wohnungseinbruchsdiebstähle“ steigt selten höher als auf 20 pro Jahr, wobei dort schon die Einbruchsversuche eingerechnet sind. Dem gegenüber steht eine Aufklärungsquote von 55 Prozent.

Diese Statistik nützt allerdings wenig, wenn man selbst betroffen ist – wie einer der gut 50 Zuhörer, der seinem Ärger über vermeintliches Fehlverhalten und Desinteresse der Polizei Luft machte. Diesen konkreten Fall zu überprüfen, bot sich Jörg Hiry an. Wie der Leiter des Polizeireviers Illingen klar stellte, sei man trotz des „Rückzugs aus der Fläche“ voll einsatzfähig in Eppelborn. Benötigen Bürger die Hilfe der Polizei, solle man stets die 110 wählen. In der Saarbrücker Führungs- und Lagezentrale wird dann über Art und Weise der Reaktion entschieden. Ist ein Streifendienst von Nöten, wird der Einsatzwagen geschickt, der örtlich am nächsten dran ist – unabhängig, ob es sich um Kollegen aus Lebach oder Illingen handelt.

Explizit gewarnt wurden die Zuhörer vor dem „Enkeltrick“. Schadenssummen bis zu 100 000 Euro haben sich Kriminelle damit schon erschlichen. „Das Geld ist futsch“, insistierte Rupp. Wie man sich speziell vor Einbrüchen schützen kann, berichtete Rainer Both von der Opferschutz-Dienststelle des Landespolizeipräsidiums. „Einen großen Schraubenzieher und zwei, drei Minuten Zeit – mehr brauchen geübte Einbrecher nicht, um in ein Haus einzudringen“, so Both. In 80 Prozent der Häuser würde das genügen. Fenster aus den 1980er/90er Jahren oder älter halten diesem simplen Werkzeug maximal 30 Sekunden stand. Gleiches gilt für Terrassen- oder Kellertüren, die oft deutlich älter sind als die ersetzte, repräsentative Haustür vorn. Bohr empfiehlt Fenster mit Pilzkopfverriegelungen oder, alternativ, mit Zusatzsicherungen nachzurüsten.  Wer zudem noch abschließbare Fenstergriffe einbaut, macht es den Einbrechern deutlich schwerer. „Die geben normalerweise nach drei bis fünf Minuten auf.“ Wenn sie es bis dahin nicht ins Haus geschafft haben, ist man sie meist los. Falls es doch einer schafft und man ertappt ihn? Nicht überwältigen wollen, rät Both. „In 99,9 Prozent der Fälle flüchten die Täter.“ Lieber Tätermerkmale einprägen und sofort telefonisch melden. Ebenfalls ratsam sind Bewegungsmelder und ein „Leuchtgürtel“ ums Haus, vor allem in der dunklen Jahreszeit.

Was dagegen nichts bringt, sind Außenkameras, antwortete Norbert Rupp in der Fragerunde. Und verwies stattdessen auf die gute alte Nachbarschaftshilfe: Ein wachsamer Nachbar, der im Zweifelsfall auch mal jemanden Unbekannten auf dem Nachbargrundstück mit „Was tun Sie hier?“ anspricht, ist Gold wert. Die „gute Botschaft“ des Abends dürfte angekommen sein. Formuliert hat sie Rainer Both: „Wir können uns schützen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort