Tag des offenen Waldes Kahlschlag ist tabu

Kreis Neunkirchen · Auf Waldwanderungen stellten die Revierförster vor, was naturnahe Bewirtschaftung des Forstes bedeutet.

 Bei kaltem Spätwinterwetter lud Förster Ingo Piechotta (vorne mit den Hunden) anlässlich des internationalen Tag des Waldes in Eppelborn-Habach zu einem informativen Waldspaziergang ein.

Bei kaltem Spätwinterwetter lud Förster Ingo Piechotta (vorne mit den Hunden) anlässlich des internationalen Tag des Waldes in Eppelborn-Habach zu einem informativen Waldspaziergang ein.

Foto: Andreas Engel

In allen saarländischen Revieren wurden am vergangenen Mittwoch, dem Internationalen Tag der Wälder, vom Saarforst Landesbetrieb öffentliche Führungen mit den Revierförstern angeboten. Das Ziel ist klar: den Menschen zu erklären, was nachhaltige Waldbewirtschaftung bedeutet und warum welche Arbeiten notwendig sind. Denn gesperrte und zerfahrene Waldwege, vermatschte Rückegassen und große Flächen gefällter Bäume machen den Waldbesuchern eher wenig Freude – und der Forst sieht sich immer wieder Beschwerden und Unverständnis ausgesetzt.

Die Saaarbrücker Zeitung ist mit Ingo Piechotta, zuständig für das Revier Wustweiler, unterwegs. Treffpunkt für die überschaubare Gruppe der Wald-Interessierten ist die Waldhütte in der Nähe des Sportplatzes Habach. Ingo Piechotta gefällt als Forstmann wie aus dem Bilderbuch. Seine Hunde Antonia (Labrador, sehr verfressen) und Joda (sieht als französische Bulldogge aus wie der Meister) liegen unbeweglich zu seinen Füßen, während das Herrchen mit Begeisterung referiert. Wir erfahren: Zum Revier Wustweiler gehören neben Illingen und Eppelborn im Kreis Neunkirchen auch Marpingen im Nachbarkreis St. Wendel.

Der Saarforst betreut aber nicht nur den Gemeinde- und Staatswald in dem Bereich, sondern unterstützt auch die privaten Waldeigner, wobei es mit der Gehöferschaft Eppelborn eine Besonderheit gibt. Sie ist als Gemeinschaft privater Waldbesitzer die einzige ihrer Art im Kreis Neunkirchen und bewährt sich schon seit 1838. Piechotta bricht auch gleich eine Lanze für diese Gruppe, der immer wieder vorgeworfen werde, sie würde ihre Wälder ausbeuten. „Die wollen doch auch, dass immer wieder gesunde Bäume nachwachsen“, will er mit Vorurteilen aufräumen, „wir befinden uns hier in privatem Wald, der durchweg von jedermann betreten werden kann“.

1500 Hektar groß ist das Revier Wustweiler. Wie groß 1500 Hektar sind, liefert der Praktiker Piechotta gleich mit: 3000 Sportplätze. Aha! Wohl aber ist diese Fläche „schrotschussartig“ verteilt. Will heißen, wo keine Landwirtschaft oder andere Nutzung möglich war, blieb der Wald. Große zusammenhängernde Waldgebiete wie den Urwald vor den Toren Saarbrücken oder den Warndt hat die hiesige Region nicht zu bieten. Dennoch lieben viele Menschen ihren Wald als Ort der Erholung und Erbauung und machen sich beim Marsch auf den zahlreichen Wanderwegen wenig Gedanken um „konkurrierende Begleitvegation“, sprich Unkraut, mit der sich Forstleute auseinanderzusetzen haben, soll der Wald auch regelmäßigen Ertrag bringen.

Schon steht die Gruppe vor einer Rückegasse. Hier werden vom Borkenkäfer befallene Baume herausgezogen, um sie dann über die bestigten Wege abzutransportieren. Der Wald hat aber nicht nur mit diesen Parasiten zu kämpfen, sondern auch mit den Wetter-Kapriolen. So sorgten der nasse, warme Winter und stürmischer Wind für Verluste in den Beständen. Vor allem die Nadelbäume haut es dann um, erklärt Piechotta. Dass Brennholz fast soviel Erlös bringt wie Stammholz überrascht, wähnte man das Ausgangsmaterial für Möbel oder das Dachgestühl doch in einer ganz anderen Preisklasse.

Peter Aschenbrenner ist einer der Führungsteilnehmer. Er kennt Ingo Piechotta schon lange. Schließlich erwirbt er bei ihm seine „Holzscheine“ zum Sammeln von Brennmaterial. Und auch er vernimmt mit Freude, dass es in der naturnahmen Waldbewirtschaftung keinen Kahlschlag gibt. Den besorgen Stürme wie Vivian und Wibke vor bald 30 Jahren. Damals startete das Saarland als erstes Bundesland auch mit dieser Form der Forstpflege, die heutzutage einen Ertrag von 30 bis 40 Kubikmetern Holz pro Hektar bringt. „Damit lässt sich wirtschaftlich arbeiten“, erklärt der Mann in Grün.

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