Jäger der Vergangenheit

Bubach-Calmesweiler · Durch einen Zufall fanden Alwin Theobald und Gabriel Theobald aus dem brasilianischen Curitiba heraus, dass sie gemeinsame Vorfahren haben. Nun stattete Gabriel seinem Namensvetter einen Besuch im Saarland ab.

 Alwin Theobald (rechts) und sein entfernter (Namens-)Vetter Gabriel aus Brasilien trafen sich im Saarland. Foto: Alwin Theobald

Alwin Theobald (rechts) und sein entfernter (Namens-)Vetter Gabriel aus Brasilien trafen sich im Saarland. Foto: Alwin Theobald

Foto: Alwin Theobald

. Das Internet machte es möglich: Seit Januar 2014 ist Alwin Theobald aus dem Eppelborner Ortsteil Bubach-Calmesweiler bei Facebook mit einem jungen Mann befreundet, der - wie sich zeigte - nicht ganz zufällig den selben Nachnamen trägt. Das alleine wäre sicherlich noch nicht besonders spektakulär, käme der Namensvetter nicht von ziemlich weit her: Gabriel Theobald kommt aus Curitiba im weit entfernten Brasilien. Auf seinen deutschen Namensvetter stieß er über dessen Webtagebuch, den "EppelBlog". Die Vorfahren von Gabriel Theobald waren Auswanderer aus Sotzweiler, einem Dorf in der Eppelborner Nachbargemeinde Tholey - und damit dem Ort, aus dem auch die Vorfahren von Alwin Theobald stammen.

Recherche ergab Interessantes

Auch wenn es den beiden bislang noch nicht gelungen ist, den kompletten Stammbaum zu rekonstruieren, gilt eines aber bereits als sicher: Die Familie Theobald kam im 30-jährigen Krieg in die Region. "In der Familienüberlieferung hieß es immer: aus Südtirol", so Alwin Theobald. Bis 1647 konnten die beiden Nachfahren ihren Namen zurückverfolgen. In diesem Jahr erblickte offenbar Wilhelm Theobald in Sotzweiler das Licht der Welt. Wie es dann genau weiter ging, wollen die beiden noch herausfinden. Sie hoffen, im Archiv des Tholeyer Rathauses oder in der Abtei in Tholey noch fündig zu werden. Auf jeden Fall scheint der Ur-Ur-Großvater von Gabriel Theobald um 1880 die Heimat in Richtung Rio Grande do Sul in Brasilien verlassen zu haben. Dort wohnen auch die Großeltern des jungen Deutsch-Brasilianers. Alwin Theobald erläutert: "Die Not ließ viele junge Männer, aber auch ganze Familien, in den Jahren zwischen 1850 und 1890 nach Brasilien auswandern - ganz viele aus der Gemeinde Tholey." Darunter waren auch Nikolaus (Nickel) und Jacob Theobald, die vermutlich nicht nur Vorfahren des 1992 geborenen Gabriel sind, sondern auch mit den Urahnen des 47-jährigen Alwin Theobald verwandt sein dürften.

Alwin und Gabriel Theobald nutzen den Facebook-Messenger und schrieben immer mal wieder hin und her. Schließlich war es dann soweit: Am vergangenen Samstag trafen die beiden sich. Nicht im Internet sondern ganz real. Gabriel Theobald besuchte einen Sprachkurs in Frankfurt am Main und machte einen kurzen Abstecher ins Saarland. Alwin Theobald holte ihn am Saarbrücker Hauptbahnhof ab und die beiden fuhren nach Tholey, um sich dort auf die Suche nach den Wurzeln ihrer Familien zu machen. In der Schaumberg-Gemeinde besuchten sie zunächst die Pfarrkirchen in Theley und Sotzweiler (die jedoch erst gebaut wurden, als Gabriels Ur-Ur-Großvater Sotzweiler bereits hinter sich gelassen hatte) sowie die Abteikirche und das Museum Theulegium in Tholey. Auch die Johann-Adams-Mühle - ein Gebäude-Ensemble, das wohl auch schon die Vorfahren der beiden gekannt haben - war ihnen einen Abstecher wert. Auf dem Schaumberg hatten sie das Glück, am Rande einer Veranstaltung mit dem Tholeyer Bürgermeister Hermann-Josef Schmidt zusammenzutreffen, der sich ganz selbstverständlich die Zeit für ein kurzes Gespräch nahm. Er selbst war erst vor kurzem selbst in Brasilien - auf den Spuren früherer Bürgerinnen und Bürger seiner Gemeinde. Noch heute ist die Sprache der Auswanderer als "Hunsrück-Deutsch" insbesondere im Bundesstaat Rio Grande do Sul weit verbreitet und wird vor allem von älteren Generationen noch ganz alltäglich gesprochen.

Erster Besuch seit 140 Jahren

Gabriel Theobald zeigte sich sehr berührt: "Es war schon immer mein großes Ziel, herauszufinden, wo meine Herkunft liegt. Meine Familie und vor allem mein Großvater sind sehr stolz auf mich: Ich bin der erste Theobald nach fast 140 Jahren, der wieder seinen Fuß auf heimatlichen Boden im Saarland setzt. In Kontakt mit den Orten zu sein, wo mein Ururgroßvater und seine Familie gelebt haben, ist unbeschreiblich. Ich bewundere ihn und viele andere Helden, die auf der Suche nach einem besseren Leben blind in ein Land der Möglichkeiten starteten".

Auch für seinen entfernten Vetter aus Eppelborn war das Zusammentreffen etwas ganz besonderes: "Gabriel sieht sich als Jäger der Vergangenheit", so Alwin Theobald. "Dass ich ihn kennenlernen durfte, hat auch in mir das Interesse geweckt, mehr über meine Vorfahren herauszufinden. Ich bin sehr gespannt, ob mir das gelingt und ob ich herausfinde, wo sich die Linien unserer Familien kreuzen - und auch, ob ich es schaffe, Gabriel einen Gegenbesuch abzustatten."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort