Heimat für bedrohte Arten

Dirmingen · Die Naturlandstiftung Saar besitzt mehrere Schutzgebiete im Kreis Neunkirchen. Darunter gibt es ganz verschiedene Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Wir haben uns in den Schutzgebieten umgesehen und stellen diese in loser Folge vor.

 Axel Didion zeigt einen Zweig des Rauen Hornblattes. Foto: Rausch/NLS

Axel Didion zeigt einen Zweig des Rauen Hornblattes. Foto: Rausch/NLS

Foto: Rausch/NLS

Das erste Schutzgebiet im Besitz der Naturlandstiftung Saar (NLS) liegt im Randbereich von Dirmingen. 1977 war es, als das 9,7 Hektar große Gelände durch eine Schenkung an die Stiftung fiel. Axel Didion von der NLS führt über das Gelände. Wo einst Fabrikgebäude standen, ist ein neuer Lebensraum für seltene Arten entstanden. Es gibt einen alten Steinbruch, in dem Ton abgebaut wurde, und mehrere Tümpel. "Das kommt besonders der Geburtshelferkröte und dem seltenen Kamm-Molch zugute", erzählt Didion. Im angrenzenden Ellmachsbach tummeln sich Feuersalamander. Gerade vom Kamm-Molch gebe es eine große Population im Gebiet. Überwacht wird diese durch eine regelmäßige Zählung der Tiere, bei der kleine Reusen zum Einsatz kommen. Dem Schutz der gefährdeten Art komme gerade auch im Saarland eine besondere Bedeutung zu.

"Die Geburtshelferkröte ist ganz schön emanzipiert", scherzt Didion. Die Kröte habe ihren Namen von der Art der Brutpflege. Anders als bei den meisten anderen Arten ist hier nämlich das Männchen für das Austragen der Eier zuständig. Es schlingt sich die befruchteten Ei-Schnüre um die Hinterbeine, bis die Jungen schlüpfen. Beim Gang über das Gelände bleibt der Biologe stehen. Nach zwei Sekunden hat er mehrere Vogelarten am Ruf erkannt: "Dort im Baum sitzt eine Mönchsgrasmücke, dort ruft der Zaunkönig und das - das war ein Buntspecht."

Das Areal wimmelt vor Leben. Für die Molche ist es wichtig, dass die Gewässer offen gehalten werden. "Immer wieder müssen Bäume gefällt werden", so Didion. Das Raue Hornblatt - eine Wasserpflanze in den Tümpeln - bietet vielen Arten einen Laichplatz und eine Kinderstube. Außerdem sollen Steinbruch und Wiesen möglichst frei von Büschen bleiben. Hier legt der Aurora-Falter seine Eier ans Wiesenschaumkraut. Im Sommer ist die Wiese bunt, unter anderem mit wildem Thymian.

Um das Gebiet so zu erhalten, hat sich die Stiftung Hilfe geholt. Markus Schaefer hat die Fläche gepachtet. Er beweidet sie aktuell mit zehn Rhönschafen und Bayerischen Waldschafen sowie zehn Thüringer Waldziegen. "Sie verbeißen die Büsche und halten sie niedrig", erklärt Didion. Das offene Gelände ist zu einem wichtigen Sekundär-Lebensraum geworden und soll so erhalten werden. "Die ehemaligen Abbaugebiete mit Gewässern imitieren ein bisschen den Lebensraum der längst verloren gegangenen Flussauen."

Plötzlich bewegt sich was im Tümpel. Ein geschulter Blick, ein gezielter Griff und der Biologe hält einen kleinen Molch in der Hand - ein Fadenmolch, wie sich herausstellt. Ein Vogel-Ruf, ein Horchen und schon ist der seltene Trauerschnäpper identifiziert. Er ist ein Höhlenbrüter und leidet unter dem Klimawandel. "Er kommt Anfang April an und braucht dann jede Menge Raupen."

Ein Teil davon sei dann aber schon weg, weil es immer früher warm werde und Meisen die Höhlen besetzen. Deshalb seien solche Schutzgebiete auch für den Trauerschnäpper wichtig.

nlssaar.de

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