Fußball Ein Spitzenspiel voller Respekt

Wiesbach/Homburg · Am Samstag empfängt Hertha Wiesbach um 17 Uhr den Spitzenreiter der Fußball-Oberliga, den FC Homburg.

Wiesbach Trainer Michael Petry will am Samstag mit seinen Jungs den FC Homburg mehr als ärgeren. Sie wollen dem Spitzenreiter der Fußball-Oberliga die erste Saisonniederlage beibringen.

Wiesbach Trainer Michael Petry will am Samstag mit seinen Jungs den FC Homburg mehr als ärgeren. Sie wollen dem Spitzenreiter der Fußball-Oberliga die erste Saisonniederlage beibringen.

Foto: E.Bastuck,Lebach/ebs.pressefoto

Es ist der 30. März 2013. Der 1. FC Saarbrücken befindet sich in der 3. Fußball-Bundesliga im Abstiegskampf und braucht im Heimspiel gegen den SV Babelsberg unbedingt einen Sieg. In der 79. Minute wechselt Saarbrücken den damals fast 37-jährigen Michael Petry ein. Petry hat zu diesem Zeitpunkt mit dem Kapitel Profi-Fußball abgeschlossen und einen Antrag auf Sportinvalidität gestellt. Er ist beim FCS Co-Trainer der zweiten Mannschaft und tritt dort ab und an noch selbst gegen den Ball. Nicht einmal 100 Sekunden steht Petry auf dem Feld, als ein weiter Einwurf von Tim Stegerer in den Strafraum segelt – und der Sturm-Opa das Leder tatsächlich wuchtig zum 2:1-Endstand ins Netz köpft. Saarbrücken gewinnt das Spiel und wird später die Klasse halten. Auch weil Petry in den nächsten beiden Spielen noch zwei Treffer vorbereitet. Der Mann, der den Stürmer damals überredete, trotz Vollzeit-Job im Saisonendspurt bei den Profis auszuhelfen, war Trainer Jürgen Luginger.

Am Samstag werden sich die beiden wiedersehen: Um 17 Uhr empfängt der von Petry trainierte FC Hertha Wiesbach Lugingers FC Homburg zum Spitzenspiel der Oberliga im Stadion am Wallenborn. „Das war damals eine geile Zeit, eine Geschichte, wie sie so nur der Fußball schreibt. Ich bin Jürgen dankbar, dass er mir die Chance gegeben hat, in meinem fortgeschrittenen Alter in der 3. Liga zu spielen“, erinnert sich Petry, mittlerweile 41 Jahre alt. Er spielte in seiner Karriere zwar schon für Jahn Regensburg, die Kickers Offenbach und den SV Sandhausen in der Regionalliga, die bis 2008 die dritthöchste deutsche Spielklasse war. Zu seiner Premiere in der eingleisigen 3. Bundesliga verhalf ihm aber erst Luginger. Der FCH-Trainer sagt: „Michael ist einfach ein guter Typ. Er strahlt eine Leidenschaftlichkeit aus, die sich auch auf seine Mannschaften überträgt. Es ist beeindruckend, was er mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln in Wiesbach leistet.“

Petry erwidert das Kompliment: „Jürgen ist fachkompetent, menschlich – einfach ein guter Trainer. Ich freue mich, dass es für ihn und seine Mannschaft so gut läuft.“ Tabellenführer Homburg geht als Favorit in die Partie gegen den Dritten Wiesbach. Der FCH hat bislang alle seine 14 Saisonspiele gewonnen, hat in der Liga die meisten Tore geschossen (51) und die wenigsten kassiert (6). „Wir trainieren unter Profibedingungen, die Favoriten-Rolle bekommen wir in jedem Spiel – und wir nehmen sie an“, bestätigt Luginger. Der 49-Jährige ergänzt: „Selbstverständlich ist unsere Siegesserie trotzdem nicht. Die ganze Liga sieht die Partie gegen uns als Topspiel an. Für uns gilt es, nicht nachzulassen und immer wieder an die Leistungsgrenze zu gehen.“ Petry meint: „80 Prozent der Homburger Spieler haben Erfahrungen in der Regionalliga oder höher gesammelt. Der Verein hat eigentlich nichts mit der Oberliga zu tun – abgesehen davon, dass er mit uns in der Oberliga spielt.“

Der Hertha-Trainer ergänzt: „Für meine Jungs ist es natürlich eine tolle Sache, sich mit so einem Gegner messen zu können. Aber wir müssen hundert Prozent geben – und auch die reichen vielleicht nicht.“ Chancenlos sieht der Hertha-Trainer seine Mannschaft nicht: „Beim 3:1-Sieg gegen Trier hat Homburg ein wenig gewackelt. Sie sind nicht unverwundbar. Wir spielen zu Hause, wollen die Punkte und freuen uns riesig auf die Partie. Gerade die Jungs, die schon für Homburg gespielt haben.“

Die Wiesbacer Giovanni Runco, Tobias Zöllner und Stürmer Björn Recktenwald trugen in der Vergangenheit das FCH-Trikot. Recktenwald wird heute Abend aber vermutlich wegen einer Leistenverletzung fehlen. Außerdem fallen Kapitän Mike Baier, Hendrick Schmidt und Patrick Ackermann aus. Bei Homburg fehlen Patrick Liehnhard und Jens Meyer. Fragezeichen stehen hinter den Einsätzen von Norbert Neumann, Gaetano Giordano und Athanasios Raptis. „Wiesbach ist taktisch gut geschult, spielt aus einer stabilen Abwehr und ist gefährlich im Umschaltspiel. Mit halber Kraft gewinnen wir nicht“, warnt Luginger.

Homburgs Trainer Jürgen Luginger.

Homburgs Trainer Jürgen Luginger.

Foto: Andreas Schlichter

Unabhängig davon, wer das Spitzenspiel gewinnt: Eventuell sieht man die beiden Weggefährten nach der Partie im Wiesbacher Klubheim noch ein Bier zusammen trinken. Und in Erinnerungen an alte Geschichten schwelgen, die so nur der Fußball schreiben kann.

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