Der tiefe Fall von Borussia Neunkirchen

Wiesbach · Der Fußball-Oberligist verliert das Derby bei Hertha Wiesbach mit 0:3 und präsentiert sich dabei wie ein Absteiger.

 Wiesbach bejubelt den Treffer von Nico Veeck (3.v.r.). Er stand gerade fünf Minuten auf dem Platz, als er zum 2:0 für die Hertha traf. Am Ende stand es 3:0 für die Wiesbacher. Ein deutliches Ergebnis, das die Wiesbacher allerdings mühelos in die Höhe hätten schrauben können. Foto: Kerosino

Wiesbach bejubelt den Treffer von Nico Veeck (3.v.r.). Er stand gerade fünf Minuten auf dem Platz, als er zum 2:0 für die Hertha traf. Am Ende stand es 3:0 für die Wiesbacher. Ein deutliches Ergebnis, das die Wiesbacher allerdings mühelos in die Höhe hätten schrauben können. Foto: Kerosino

Foto: Kerosino

Borussia Neunkirchen ist in seiner derzeitigen Verfassung reif für den Abstieg aus der Fußball-Oberliga. Bei der 0:3-Niederlage am Freitagabend beim FC Hertha Wiesbach war das Ergebnis das einzig positive für die Borussia. Denn der Unterschied von drei Toren gab den Klassenunterschied der beiden Mannschaften nur unzureichend wider. Das Dramatische: Nicht allen Borussen schienen die Demontage und der Sturz auf Platz 16 die Laune zu verhageln. Einige Spieler standen nach den 90 Minuten am Wiesbacher Wallenborn mit versteinertem Blick auf dem Kunstrasen. Andere waren schnell wieder zu Scherzen aufgelegt.

Torwart Philippe Persch, der mit einem halben Dutzend starker Paraden ein Debakel verhinderte, gehörte zur ersten Kategorie. Mit geröteten Augen übte der Schlussmann Generalkritik: "Wenn wir das Schiff noch irgendwie retten wollen, müssen wir endlich die Arschbacken zusammenkneifen. Ich hatte nicht eine Sekunde den Eindruck, dass wir heute etwas reißen können. Vielmehr sieht es so aus, als ob die Mannschaft gar nicht mehr lebt."

Vor 480 Zuschauern hätte Wiesbach schon in der Anfangsphase für klare Verhältnisse sorgen können. Patrick Ackermann (2. Minute) und Björn Recktenwald (5.) verfehlten das Tor knapp. Im Anschluss scheiterte Ackermann zweimal binnen einer Minute an Persch (9./10.). Auch Marcel Noll (10.) und erneut Recktenwald (15.) trafen nicht. Neunkirchen leistete sich haarsträubende Ballverluste und wurde von den flott vorgetragenen Wiesbacher Angriffen wiederholt in Verlegenheit gestürzt. In der 19. Minute ging der FC Hertha in Führung. Maurice Urnau passte vom rechten Flügel auf Hendrik Schmidt, der den Ball aus elf Metern präzise in die linke obere Ecke schoss. Persch verhinderte mit einer Parade gegen Urnau den nächsten Treffer (26.), aber kurz darauf spielte Neunkirchen nur noch zu zehnt. Borussias Godmer Mabouba trat dem am Boden liegenden Schmidt im Vorbeilaufen auf den Knöchel. Schiedsrichter Tobias Hauer sah ein absichtliches Foul und zeigte die Rote Karte (32.). In Unterzahl verteidigte Neunkirchen sogar besser.

Nach der Halbzeit scheiterte Recktenwald aus zehn Metern an Persch (54.); und Marcel Noll traf mit einem 20-Meter-Hammer die Latte (56.). Kurz darauf flog Neunkirchens Luka Dimitrijevic mit der Roten Karte vom Platz (58.). Er war ohne Chance auf den Ball von hinten in Ackermann gegrätscht. Überhaupt kompensierte Neunkirchen fehlendes läuferisches Engagement mit Härte. Borussia-Verteidiger Giuseppe Vituzzi schubste Ackermann in die Bande. Der zog sich eine blutende Wunde an der Hand zu und wurde für Nico Veeck ausgewechselt. Veeck stand fünf Minuten auf dem Platz, als er auf Vorlage von Runco zum 2:0 traf (64.). Im Anschluss erhöhte Außenverteidiger Boris Becker mit einem sehenswerten Fernschuss in den Winkel auf 3:0 (72.).

"Wir hätten im Derby einen größeren Kampf erwartet. Ich glaube, wir haben heute so gespielt, wie Neunkirchen es sich vorgenommen hat", meinte Ackermann. Auch Hertha-Trainer Michael Petry schwärmte: "Das war spielerisch hervorragend von uns. Wir waren schon vor den Platzverweisen absolut dominant." Borussia-Trainer Tobias Grimm rang derweil um Fassung: "Wir hatten uns viel vorgenommen, waren aber schlafmützig und sind nur hinterhergerannt. So dürfen wir uns nicht präsentieren." Persch nahm den neuen Übungsleiter in Schutz: "Der Trainer reißt sich den Arsch auf, macht sich Gedanken und arbeitet ohne Ende. Aber kein Trainer der Welt kann etwas daran ändern, wenn bei manchen Spielern die grundsätzliche Bereitschaft fehlt."

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