Das "schwarze Monster" soll nicht sterben

Wiesbach. Wenn "de Fons", wie Alfons Ziegler im Großraum Wiesbach genannt wird, sommers mit wehender Grau-Mähne in einem auffallenden Cabriolet durch Wiesbach rollt, schauen eigentlich nur Nicht-Wiesbacher noch genauer hin

 Noch gleicht das 50 Jahre alte original Londoner Taxi eher einer Ruine. Doch Alfons Ziegler aus Wiesbach ist zuversichtlich, dass der Oldtimer bald wieder fahrbereit sein wird. Foto: Andreas Engel

Noch gleicht das 50 Jahre alte original Londoner Taxi eher einer Ruine. Doch Alfons Ziegler aus Wiesbach ist zuversichtlich, dass der Oldtimer bald wieder fahrbereit sein wird. Foto: Andreas Engel

Wiesbach. Wenn "de Fons", wie Alfons Ziegler im Großraum Wiesbach genannt wird, sommers mit wehender Grau-Mähne in einem auffallenden Cabriolet durch Wiesbach rollt, schauen eigentlich nur Nicht-Wiesbacher noch genauer hin. Für die alteingesessenen ist es ganz normal, dass "de Fons" einen Auto-Tick hat und sich auch ganz gerne dann und wann mit den Ergebnissen seiner Sammler- und Tausch-Leidenschaft in der Öffentlichkeit zeigt. Nun hat der 64-Jährige aber ein Fahrzeug an Land gezogen, das sogar für seine Verhältnisse recht ungewöhnlich ist und viele Blicke auf sich zieht. Ein typisches Londoner Taxi: groß, dunkel und mit dem Lenker auf der hierzulande "falschen" Seite. Austin FX 4, das ist die Marken-Bezeichnung des Vehikels, das von Auto-Liebhabern auch schon mal wegen seiner behäbigen Optik als "freundlich" beschrieben wird.1956 wurde das Zieglersche Taxi auf der britischen Insel gebaut, war dann auch im Londoner Verkehrschaos unterwegs, kam aber bereits 1969 nach Deutschland, wo es wegen seines hohen Aufmerksamkeits-Wertes für Werbezwecke genutzt wurde. Irgendwann erreichte das betagte "schwarze Monster" (so nennen Kritiker das Modell wegen seiner veralteten Technik) das Saarland und landete schließlich in Wiesbach. Auf das Vergnügen einer Ausfahrt mit seiner neuen Errungenschaft musste Alfons Ziegler allerdings bislang verzichten. Denn das Taxi fährt nicht. Es steht nur auf der Zieglerschen Oldtimer-Wiese herum und langweilt sich.

Zwar hatte der Vorbesitzer eingeräumt, dass der Motor wegen der langen Standzeit wohl "zugesetzt" sei und einer größeren Säuberungs- und Aufarbeitungsprozedur bedürfe, den kaputten Zylinderkopf hatte er dem Interessenten Ziegler aber verschwiegen. Der erwarb im Überschwang der Sammler-Gefühle das englische Prachtstück "wie gesehen". Und so lautete die Diagnose von Fachleuten, zu denen sich Fons in Sachen technischer Instandhaltung nicht zählt: Motor kaputt, nix zu machen. Nur eine Austauschmaschine kann dem Oldtimer wieder Leben einhauchen.

"In England soll es solche Motoren massenweise geben", haben Experten Ziegler gesagt, er müsse nur rüberfahren, und sich ein passendes Teil aussuchen. Einfacher gesagt als getan, denn, wie in Great Britain verhandeln? "Ich kann kein Englisch", sagt Alfons Ziegler und damit ist für ihn klar, dass der neue Antrieb für sein Taxi aus heimischen Gefilden kommen muss. "Angeblich fahren hier Gabelstapler mit solchen Motoren rum", stochert der Wiesbacher noch im Nebel der weiten Welt der Diesel-Aggregate. So hofft der Gastronom im Ruhestand, dass sich in der Region ein Zeitgenosse findet, der ihm zu einem Antrieb für das London-Taxi verhelfen kann, denn in der Schrottpresse soll es nicht landen. Dafür ist es einfach zu "freundlich".

Tel. (0 68 06) 98 17 27 oder (01 78) 1 70 35 06.

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