Bauernhaus Habach Fast hätte einst das letzte Stündlein geschlagen

1988 stand das Bauernhaus kurz vorm Abriss. In letzter Sekunde wurde das Kleinod gerettet, ist heute Heimatmuseum, Treffpunkt und Galerie.

 Das Bauernhaus in Habach mit großer Scheune und dem Wohnhaus ist das ganze Jahr über Anziehungspunkt für Gäste aus Nah und Fern.

Das Bauernhaus in Habach mit großer Scheune und dem Wohnhaus ist das ganze Jahr über Anziehungspunkt für Gäste aus Nah und Fern.

Foto: Merkel Carolin/Carolin Merkel

Über der Tür, die direkt in die Küche des Bauernhauses führt, steht die Jahreszahl „1901“ geschrieben. Doch das Bauernhaus, erklärt Marliese Weber, Vorsitzende der Stiftung Kulturgut Gemeinde Eppelborn, ist schon deutlich älter. „Im Jahr 1901 erfolgte der letzte Umbau des zweigeschossigen Gebäudes in Habach. Erstmals fertiggestellt wurde es im Jahr 1847, erster Besitzer war Nikolaus Rodenbusch“, erläutert Weber. Von dieser Tür aus geht es gleich mitten in die Küche, die mit Ofen und zahlreichen Küchenutensilien an längst vergangene Tage erinnert. Schon hier fällt auf, so gut wie alles ist im Original erhalten, was nicht mehr vorhanden war, wurde aus Privatbesitz ins Bauernhaus gebracht oder im Haus in liebevoller Kleinarbeit restauriert.

In der Küche sitzt Emil Brill, langjähriger Ortsvorsteher von Habach, ehemaliger Vorsitzender der Stiftung Kulturgut, vor allem aber der Lebensretter des Bauernhauses, das den Charme des frühen 20. Jahrhunderts versprüht. Brill wartet darauf, über die Entstehungsgeschichte dieses ganz besonderen Museums in der Mitte des Saarlandes zu erzählen. Denn um ein Haar, berichtet er, wäre das Bauernhaus abgerissen worden, stünden heute wohl Wohnhäuser auf dem Grundstück. „Wir hatten die Jury von ‚Unser Dorf soll schöner werden’ zu Gast und sind durch den Ort spaziert“, erinnert er sich noch gut an den Nachmittag im Jahr 1988. Ein Mitglied der Kommission habe ihn gefragt, was mit dem Haus passiere. „Ich habe geantwortet, dass es seit einiger Zeit leer stünde und abgerissen werden soll.“ Das gefiel der Kommission damals überhaupt nicht, sie regte an, das Haus zu erhalten. Also übergab Brill einen Brief an die Gemeindeverwaltung, die das Anwesen 1990 erwarb.

Zuvor musste Emil Brill aber noch bangen, ein Statiker hatte dem Haus keine Zukunft vorausgesagt. Mit neuen Vorschlägen schließlich ging es an die Sanierung. Die erfolgte so nah am Original wie möglich. „Ich glaube, das macht unser Bauernhaus auch aus. Es ist alles, so gut es geht, erhalten geblieben“, sagt Weber. Im Haus gab es kaum noch Möbel und Alltagsgegenstände, also wurden diese zusammengesucht – anfangs noch etwas schleppend, später dann, verrät Marliese Weber, konnten sie sich vor Sachspenden kaum noch retten.

Gleich neben der Küche, in der Brill beim Besuch aus Kriegstagen von Frikadellen ohne Fleisch erzählt, geht es in das Schlafzimmer. In dem Bett, erzählt Weber, hat sogar schon Lenchen Demuth geschlafen. Wobei, nicht das echte Lenchen, wohl aber die saarländische Schauspielerin Alice Hoffmann, die in einer saarländischen Produktion über das Leben Karl Marx’ aus dem Jahr 2018 Lenchen Demuth verkörpert hat. Alte Bettflaschen, dazu jede Menge Leinen erzählen ebenfalls von der Vergangenheit. Weiter geht es in die gute Stube. An den Wänden hängen alte Kommunion- und Hochzeitsbilder mit örtlichem Bezug. Sehr gerne präsentiert Brill den Wandschrank, der als Kühlschrank diente. Die Wände sind nicht tapeziert, sondern mit Musterrollen bearbeitet worden – so wie es früher üblich war. Selbst die alten Gardinenhaken ragen noch aus der Wand. Der große Tisch scheint etwas unüblich, hat aber seinen guten Grund. Denn schon hier zeigt sich neben der musealen eine weitere Bestimmung des Bauernhauses. „Einmal im Monat findet hier unser Angebot ‚Sticken und Maijen’ statt“, erzählt Weber. Schon lange ist das Bauernhaus nämlich auch zum Treffpunkt in Habach geworden. „Anfangs war die Idee, ein reines Heimatmuseum zu gestalten. Doch ganz ehrlich, wer das gesehen hat, kommt nicht wieder zu Besuch. Also haben wir gleich zusätzlich auf Wechselausstellungen gesetzt“, erzählt Brill.

So wurden die Scheune und der Stall, die aus dem Jahr 1896 stammen, sowie das Obergeschoss bewusst spärlich eingerichtet, die Kunst an den Wänden, mal rustikal vor grobem Gestein, mal vor gerolltem Tapetenmuster, kommt so besonders gut zur Geltung. Auch in diesem Teil des Gebäudes ist alles so originalgetreu wie möglich. „Ich erinnere mich noch gut, als ich die Türe zum Schweinestall erneuern wollte. Das durfte ich nicht, weil da noch der alte Schweinemist dranhing“, erzählt Brill und lacht. Während in den Sommermonaten Künstler und Künstlergruppen ihre Werke präsentieren, ist in der Vorweihnachtszeit immer die Krippenausstellung ein Höhepunkt im Jahreskalender. Um es den Besuchern angenehmer zu machen, dient die alte, steile Stiege im Wohnhaus nur noch den ehrenamtlichen Helfern, eine breite Holztreppe verbindet die beiden Ebenen in der Scheune.

Abgerundet wird das Heimatmuseum durch den Speicher mit der Ausstellung eines Imkers, der Schmiede, in der Handwerkerherzen höher schlagen, und dem Gewölbekeller mit Rauchhaus. Die Außenanlage mit Bauerngarten und altem Kopfsteinpflaster ist ebenfalls sehenswert. „In diesem Jahr konnten wir leider keine Ausstellungen durchführen. Es bedarf noch einiger weiterer Arbeiten, um das Bauernhaus wieder flott zu machen“, erklärt Marliese Weber. Die Gelder sind freigegeben, die erste große Maßnahme, die Erneuerung des Balkens über dem großen Scheunentor, ist abgeschlossen. Es folgen noch kleiner Arbeiten wie etwa das Ausbessern der Fenstersimse. Die Standfestigkeit des gesamten Gebäudes wird mit weiteren Verspannungen erhöht. „Wir hoffen, dass wir im kommenden Jahr am Internationalen Museumstag ganz groß die Eröffnung feiern können. Dann können auch wieder Ausstellungen stattfinden“, freut sich Marliese Weber.

Alle Serienteile zu den Museen im Saarland finden sich im Internet:

 Das Bauernhaus Habach ist Museum und Treffpunkt zugleich.

Das Bauernhaus Habach ist Museum und Treffpunkt zugleich.

Foto: Merkel Carolin/Carolin Merkel
 Auch die Landwirtschaft ist im Bauernhaus Ausstellungsthema.

Auch die Landwirtschaft ist im Bauernhaus Ausstellungsthema.

Foto: Merkel Carolin/Carolin Merkel
 Das Schlafgemach im Bauernhaus war Drehort für „Lenchen Demuth“.

Das Schlafgemach im Bauernhaus war Drehort für „Lenchen Demuth“.

Foto: Merkel Carolin/Carolin Merkel
 Die Küche im Bauernhaus gehört zur Dauerausstellung.

Die Küche im Bauernhaus gehört zur Dauerausstellung.

Foto: Merkel Carolin/Carolin Merkel
 Liebevoll ausgesuchte Details

Liebevoll ausgesuchte Details

Foto: Merkel Carolin/Carolin Merkel
 Marliese Weber im Garten des Bauernhauses

Marliese Weber im Garten des Bauernhauses

Foto: Carolin Merkel
 Die alte steile Stiege ist nur noch für die Helfer, nicht für Besucher.

Die alte steile Stiege ist nur noch für die Helfer, nicht für Besucher.

Foto: Carolin Merkel
 So manches Kleinod findet sich hier. Ohne Emil Brill würde es das Bauernhaus nicht mehr geben. Nachfolger des ehemaligen Vorstizenden der Stiftung Kulturgut Gemeinde Eppelborn ist Marliese Weber.

So manches Kleinod findet sich hier. Ohne Emil Brill würde es das Bauernhaus nicht mehr geben. Nachfolger des ehemaligen Vorstizenden der Stiftung Kulturgut Gemeinde Eppelborn ist Marliese Weber.

Foto: Carolin Merkel
 Das Bauernhaus Habach. Foto: cim

Das Bauernhaus Habach. Foto: cim

Foto: Carolin Merkel
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