Carsten Ackermanns „sportliches Lebenswerk“

Wiesbach · Eine Vereinslegende. Das Wort mag in vielen Fällen pompös, pathetisch oder übertrieben klingen. Doch Carsten Ackermann ist beim FC Hertha Wiesbach tatsächlich eine solche. Fast 30 Jahre lang schnürte er für seinen Verein die Fußballschuhe und stieg mit Wiesbach von der Landesliga bis in die Oberliga auf. In der vergangenen Saison übernahm er bei der in Abstiegsnot geratenen Hertha zusammen mit Helmut Berg das Traineramt und schaffte den Klassenverbleib.

Jetzt geht der Kapitän von Bord. Einen letzten Auftritt wird es aber nicht geben. Wenn Wiesbach am Samstag um 15.30 Uhr im Saisonfinale zu Hause gegen den SV Röchling Völklingen Vize-Meister werden kann, wird Ackermann verletzt fehlen. "Das ist okay. Im letzten Spiel auflaufen, um noch einmal den Zuschauern zuzuwinken - das brauche ich auch nicht", sagt der 33-Jährige. Die Gründe für seinen Entschluss sind vielfältig: "Ich bin vor vier Wochen Vater geworden, Prioritäten verschieben sich. Und ich bin mittlerweile in einem Alter, in dem man jedes Jahr darüber nachdenkt, ob der richtige Zeitpunkt nicht gekommen sei", erklärt Ackermann und ergänzt: "Dass ich in dieser Saison wegen ständiger muskulärer Probleme nicht mehr richtig auf die Beine gekommen bin, hat die Entscheidung zudem erleichtert."

Seit seinem vierten Lebensjahr spielt Ackermann für Wiesbach. "Carsten ist als Fußballer auf die Welt gekommen, seine Qualität hat man schon ganz früh erkennen können", sagt Wiesbachs sportlicher Leiter Helmut Berg. Er war Ackermanns erster Jugendtrainer und sah, wie sein Schützling als F-Jugendlicher 18 Tore in einem Spiel gegen den SV Wahlschied schoss. Als Jugendlicher wurde Ackermann vom 1. FC Saarbrücken gelockt. Es folgten Angebote vom FC Homburg und der SV Elversberg. Schwach geworden wäre Ackermann aber nur ein einziges Mal. "Mit 23 war ich beim 1. FC Kaiserslautern beim Probetraining. Ich wurde zu einem zweiten Training eingeladen, aber dann habe ich mich schwer am Knie verletzt und bin neun Monate ausgefallen", erzählt der Mittelfeldstratege mit den messerscharfen Diagonalbällen. Er ergänzt: "Danach war mir klar, dass ich nicht alles auf die Karte Fußball setzen will."

Nie für einen anderen Verein gespielt zu haben - diese Entscheidung hat Ackermann nicht bereut: "Was wir hier aufgebaut haben, das betrachte ich auch ein Stück weit als mein sportliches Lebenswerk. Umso schöner, dass ich das alles mit meinem Bruder erleben konnte." Ackermanns ein Jahr jüngerer Bruder Patrick spielt ebenfalls seit frühester Jugend für die Hertha. Vater Michael war Torwart, Opa Josef lange Jahre Vorsitzender des Vereins. "Ein großer Teil unseres Familienlebens dreht sich um Fußball und den Club", sagt Ackermann. Und der 33-Jährige schließt nicht aus, zukünftig in anderer Funktion für die Hertha tätig zu sein. Und damit weiter an seinem Lebenswerk zu arbeiten.

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