Bürger können auf Entschädigung hoffen

Eppelborn · 129 Schadensmeldungen gingen in Eppelborn infolge der Wetterkatastrophe Anfang Juni ein. Die Verwaltung rechnet mit Kosten in Höhe von rund zwei Millionen Euro. Es sind noch nicht alle Folgeschäden absehbar.

 Dirmingen am Katastrophenmittag. Foto: Schoebel

Dirmingen am Katastrophenmittag. Foto: Schoebel

Foto: Schoebel

Derzeit das beherrschende Thema in der Gemeinde Eppelborn ist die Starkregenkatastrophe vom 7. Juni in Dirmingen (wir berichteten) und deren Folgen. Auf Antrag der SPD-Fraktion berief Bürgermeisterin Birgit Müller-Closset deshalb für Freitagabend eine Sondersitzung des Gemeinderates ein, um über die Unwetterschäden zu informieren und eine erste Schadensanalyse vonseiten der Verwaltung abzugeben. Auf Antrag der Fraktion Grüne/Piraten wurde die Tagesordnung der öffentlichen Sitzung durch zu klärende Detailfragen ergänzt. Im nicht öffentlichen Teil der Sitzung war die aktuelle Situation der fünf Häuser in bedrohter Hanglage von Dirmingen ein Thema.

SPD-Fraktionssprecher Peter Stein ließ die Geschehnisse vom Nachmittag des 7. Juni und die Nachfolgetage Revue passieren. Vieles habe die Gemeindeverwaltung bereits in die Wege geleitet, aber es sei noch einiges zu klären. Deshalb habe seine Fraktion um den Bericht der Verwaltung gebeten. Die Bürgermeisterin sprach von einem "außergewöhnlichen" Regenereignis, das nicht zu verhindern gewesen sei. Nach Verwaltungsangaben gebe es in Dirmingen fünf kleine Bachtäler mit einem sehr schnellen Abfluss des Wassers. Große Flächen auf den Hügeln seien bewirtschaftet, die den schnellen Abfluss begünstigten.

Das vorläufige Fazit der Verwaltung lautet folgendermaßen: Bis Freitag gingen 129 Schadensmeldungen ein. In zirka ein Drittel der Fälle wurden grobe Kostenschätzungen der betroffenen Bürger mitgeliefert. So wurden die Schäden an den Häusern auf rund 450 000 Euro geschätzt, an Hausrat auf rund 62 000 Euro und an Außenanlagen auf rund 5300 Euro . Bis zu 500 000 Euro müssen wohl in die Hand genommen werden, um die Schäden im Bereich des Abwasserzweckverbandes zu reparieren. So wurden etliche Einlaufwerke beschädigt. Wie es von Seiten des Zweckverbandes hieß, liefen außerdem die Spülvorgänge bis Ende vergangener Woche, was auch die Wasserrechnung in die Höhe schnellen ließ. Mit bösen Überraschungen muss auch noch bei dem ein oder anderen Gehweg gerechnet werden, der unterspült sein könnte. Die Bürgermeisterin rechnet mit rund zwei Millionen Euro , die das Unwetter die Gemeinde kosten könnte. Schließlich sind auch jede Menge Personalkosten angefallen, etwa im Bereich des Bauhofes (rund 30 000 Euro ) oder die zu ersetzenden Lohnkosten (6700 Euro ) für die Freiwillige Feuerwehr. Bereits ausgegeben wurden nach Verwaltungsangaben rund 90 000 Euro , etwa für die Bereitstellung von Containern zur Entsorgung des Unrats (rund 6000 Euro ). Da einige Kosten noch nicht beziffert werden konnten, lieferte die Verwaltung am Freitagabend eine "Momentaufnahme".

Für die betroffenen Bürger wichtig ist, ob und wie sie entschädigt werden können, falls sie keine Elementarschadensversicherung abgeschlossen haben. Am heutigen Montag werden Formulare über die Soforthilfe des Landes an die 129 Antragsteller verschickt. Berücksichtigt werden allerdings nur Schäden über 5000 Euro . Beim Landkreis Neunkirchen wurde eine Schadenskommission eingerichtet, die über die Anträge entscheidet.

Enorm ist die Hilfsbereitschaft der Eppelborner Bevölkerung nach der Katastrophe. Bürgermeisterin Birgit Müller-Closset sprach von einer "überwältigenden Solidarität" und dankte allen Helfern und Spendern ausdrücklich. Knapp 56 900 Euro an Spendengeldern sind bis dato auf einem eigens eingerichteten Sonderkonto eingegangen. Weitere 1000 Euro werde der CDU-Gemeindeverband überweisen, berichtete CDU-Fraktionschef Berthold Schmitt während der Sitzung. Außerdem spendeten die Mitglieder des Gemeinderates auf Anregung der Fraktion Grüne/Piraten das Sitzungsgeld der Sondersitzung.

Eine "heikle Angelegenheit" sei es nun, sagte die Verwaltungschefin, diese Spendengelder zu verteilen. Diese Aufgabe wird nach einstimmigem Beschluss des Gemeinderates der Ortsrat von Dirmingen übernehmen in enger Abstimmung mit der Verwaltung.

Meinung:

Knifflige Entscheidung

Von SZ-Redakeurin Heike Jungmann

Ein bisschen Ablenkung bei der 50. Kreisrosenschau auf Finkenrech in Dirmingen tat Eppelborns Bürgermeisterin Birgit Müller-Closset am Sonntag sicher gut. Die vergangenen Wochen waren äußerst turbulent, die katastrophalen Starkregen-Ereignisse vom 7. Juni hielten die Verwaltung seither in Atem. Das Aufräumen war eine Sache, jetzt muss man mit den finanziellen Folgen klarkommen. Sowohl von kommunaler Seite her als auch bei den betroffenen Bürgern. Einige von ihnen dürfen auf eine Soforthilfe hoffen, die sie über einen Antrag (landkreis-neunkirchen.de) einreichen können. Der Ortsrat Dirmingen steht jetzt in Abstimmung mit der Verwaltung vor der kniffligen Entscheidung, an wen und in welcher Höhe die Spendengelder verteilt werden. Rund 60 000 Euro - das Spendenkonto ist noch bis Ende Juli geöffnet - sind zwar eine Stange Geld, aber auch schnell aufgebraucht. Es ist eine schwierige, aber auch schöne Aufgabe.

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