Wegen Pandemie steigen Leute aufs Bike Alle wollen Fahrrad fahren

Kreis Neunkirchen · Lieferprobleme bei den Händlern. Nachfrage im Kreis Neunkirchen enorm gestiegen. Auch Ersatzteile sind Mangelware.

 Mit der Pandemie haben die Menschen wieder verstärkt aufs Fahrrad umgesattelt. Die große Nachfrage kann kaum gestemmt werden. 

Mit der Pandemie haben die Menschen wieder verstärkt aufs Fahrrad umgesattelt. Die große Nachfrage kann kaum gestemmt werden. 

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

  Seit Beginn der Corona-Pandemie wird in Deutschland mehr Fahrrad gefahren. Sowohl in der Freizeit als auch beim täglichen Weg zur Arbeit oder zum Einkauf. Schließlich kann man mit dem Rad alleine etwas unternehmen, man ist an der frischen Luft und man geht den allzu nahen Kontakten in Bussen und Bahnen aus dem Weg. Die Folge: Die Nachfrage nach Fahrrädern bei den Händlern ist enorm gestiegen. Doch was auf den ersten Blick als erfreulicher Trend erscheint, hat auch eine Kehrseite. Das gestiegene Interesse führt seit längerem schon zu erheblichen Lieferengpässen, mit der Konsequenz, dass die Kunden oftmals einige Monate auf ein neues Fahrrad oder einfach nur auf dringend benötigte Teile warten müssen.

Wir haben uns bei einigen Fahrradhändlern in der Region nach ihren Erfahrungen umgehört. Lena Schweitzer vom Fahrradspezialist Schweitzer in der Neunkircher Steinwaldstraße bestätigt die derzeitige Situation in ihrer Branche. „Durch die Coronakrise gibt es eine erhöhte Nachfrage“, bestätigt die Tochter der Inhaberfamilie und sie sagt weiter: „So viel können die Hersteller überhaupt nicht produzieren und das führt folglich zu massiven Lieferproblemen.“ Das betreffe aber nicht nur die kompletten Fahrräder, „wir kriegen auch keine Teile wie Reifen, Beläge oder Schaltungen bei“, klagt Lena Schweitzer. An ein baldiges Ende glaubt sie nicht, „denn wir rechnen damit, dass das auch im nächsten Jahr noch anhält“, befürchtet die Neunkircher Fahrradhändlerin.

Ralf Simon, der Inhaber des Radhauses Simon in Wiebelskirchen, erinnert sich, dass die Lieferprobleme „auf jeden Fall schon seit dem Herbst“ bestehen. Er führt die Misere hauptsächlich darauf zurück, „weil überwiegend im Ausland produziert wird“ und es allein schon deshalb zu Problemen kommen könne. „Und wenn dann die Containerschiffe noch im Suezkanal festliegen, wird das Ganze noch schlimmer“, nennt Simon den Vorfall der vergangenen Wochen als weiteren Grund. Er hat in seinem Geschäft in der Wiebelskircher Kuchenbergstraße aber nicht nur mit den Lieferproblemen bei Fahrrädern zu kämpfen. „Auch Motorsägen, die ich schon im Januar bestellt habe, kriege ich erst im Sommer, nennt der Fachhändler ein weiteres Dilemma. Nicht besser sei es bei Rasenmähern und anderen Gartengeräten. Einen kleinen Bestand an Fahrrädern hat Simon noch in seinem Radhaus. „Aber wenn die weg sind, ist Schluss“, sagt der Wiebelskircher Fahrradhändler, „dann kommt so schnell nichts mehr“.

Auch Marco Pfeiffer bei Rad und Sport Stiwi in Illingen beklagt „massive Lieferprobleme sowohl bei den Fahrrädern als auch bei allen Teilen“. Nach seiner Meinung sind aber nicht ausschließlich logistische Probleme die Ursache. „Corona hat zu einem regelrechten Fahrradboom geführt“, sagt Pfeiffer, und E-Bikes seien mittlerweile fast schon so etwas wie ein Statussymbol. Das habe dann aber auch zur Folge, „dass die Hersteller weniger produzieren können, als es die Nachfrage erfordert“. Noch sind im Radhaus Stiwi Fahrräder vorhanden, „aber 85 Prozent des Bestandes sind schon reserviert“, macht der Inhaber deutlich. Und auch Räder, die neu geliefert werden, seien zumeist schon vorbestellt, sagt Pfeiffer, und das den Kunden verständlich zu machen, sei oftmals sehr schwer. „Es ist fast schon so etwas wie ein Luxusproblem“, räumt der Inhaber des Illinger Fachgeschäfts ein, „aber es tut im Herz weh, wenn man die Leute immer wieder vertrösten muss“. Drei Fahrradfachgeschäfte in der Region mit dem gleichen Problem und das wird, so mutmaßen alle drei Inhaber, wohl erst 2023 behoben sein.

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